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Wahlen in Zeiten der Corona-Krise?

Volksbund in aller Welt – heute: Bericht aus Polen

Deutschland in Woche drei der Krise, das soziale Leben ist weitgehend zum Stillstand gekommen. Aber wie sieht es in anderen Ländern aus? Seitdem sich die Schlagbäume gesenkt haben, dringen weniger Informationen zu uns durch. Wir haben deshalb Mitarbeitende des Volksbundes in verschiedenen Ländern gebeten, aus ihrer Heimat zu berichten. Heute: Iza Gruszka über die Situation in Polen. Sie ist Präsidentin der deutsch-polnischen Stiftung "Pamiec" ("Gedenken"), die den Volksbund bei der Umsetzung seiner Aufgaben in Polen unterstützt.

Am 10. Mai 2020 sollen die polnischen Staatsbürger einen Präsidenten wählen. Trotz des bestehenden Ansteckungsrisikos und der Tatsache, dass es in den vergangenen Wochen keine Wahlkampagne gab, streben die Regierenden an, die Wahlen am geplanten Termin durchzuführen. Darauf und auf die Einführung der Briefwahl konzentrierten sich Politiker in den vergangenen Tagen.

Die Sorgen der Bevölkerung
Die Bevölkerung aber hat ganz andere Sorgen. Etwa 90 Prozent der Polen wollen, dass die Wahlen verschoben werden. Menschen sind besorgt um ihre Gesundheit und ihr Leben – auch nach der Corona-Krise, die so schlimme Folgen für die ganze Wirtschaft hat. Am 6. April 2020 hatten wir in Polen 4.201 Kranke und 98 Verstorbene. Im Vergleich mit anderen Ländern erscheinen die Zahlen gering, was aber daraus resultiert, dass man in Polen weniger testet.

Die Meldungen aus den Krankenhäusern sind beunruhigend: zu wenig Personal, unzureichende Schutzmittel, viele Ärzte und Krankenschwester sind mittlerweile auch krank. Maßnahmen, die gegen die Ausbreitung des Corona-Virus eingeführt worden sind, haben sich Experten zufolge gut bewährt und gelten – je nachdem – bis Ostern oder Mitte April.

Höhepunkt für Mai und Juni erwartet
Laut der Berichterstattung des Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki im Parlament am 7. April 2020 sind die höchsten Erkrankungszahlen für Mai und Juni zu erwarten. Darum bittet er um weitere Einhaltung der häuslichen Quarantäne. Vermutlich werden Schulen, Theater, Kinos, Restaurants, Kirchen, Einkaufszentren, Parks und mehr weiterhin geschlossen bleiben und sonstige Einschränkungen verlängert.

Unsere Arbeit leisten wir beim Volksbund für die Mitmenschen, aber zugleich auch unter Mitwirkung vieler. Es war immer ein Team-Job mit internationalen Projekten, Begegnungen, Gesprächen. So merken wir jetzt, wie stark sich die Corona-Krise auf unsere Tätigkeit auswirkt. Die gemeinsamen Einsätze der polnischen und deutschen Soldaten auf den Kriegsgräberstätten in Polen sind im Moment nicht möglich. Ebenso abgesagt wurde die Einbettungsveranstaltung in Stare Czarnowo in Glinna bei Stettin. Die laufende Pflege der 13 deutschen Kriegsgräberstätten ist gewährleistet, jedoch sind sie für Besucher geschlossen.

Ostern feiern getrennt und doch zusammen
Ostern feiern wir alle in diesem Jahr anders als sonst. Für uns bedeutete es immer Weihe der Osterpalmen und Osterkörbchen mit Eiern, Brot, Wurst und Kuchen, Teilnahme an der heiligen Messe und Treffen im großen familiären Kreis. In diesem Jahr gibt es mit Blick auf die Einschränkungen keine Ausnahme: Wir feiern getrennt, aber doch zusammen. Nur so können wir alle standhalten.

Iza Gruszka