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Werte und Würde in der Welt von heute

Volksbund unterstützt Seminar der Bundeswehr

„Werte und Würde in der Welt von heute“ – so lautete das Thema des viertägigen Seminars zur politischen Bildung der Bundeswehr im Oktober 2018 in der Hansestadt Hamburg. Veranstalter war das Stuttgarter Kompetenzzentrum Süd der Bundeswehr für Bauen und Infrastruktur. „Werte und Würde in der Welt von heute“ braucht den Rekurs auf die jüngere Geschichte als Teil der Erinnerungskultur. Das war der Anknüpfungspunkt für Christoph Schwarz, Oberstleutnant a.D. und Volksbund-Beauftragter für die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr in Baden-Württemberg. Christoph Schwarz hatte insgesamt acht Dienstjahre in Hamburg verbracht und sich dabei auch intensiv mit der jüngeren Stadtgeschichte befasst. In der Bildungsstätte „Haus Rissen“ am Stadtrand Hamburgs gab Christoph Schwarz sein Wissen nun im Zuge dieses Seminars zur politischen Bildung an die Kameraden weiter.

Zwei Nachmittage des Seminarprogramms waren dabei der Erinnerungskultur gewidmet: Zunächst ging es um die seitens des menschenverachtenden Naziregimes im Vorfeld des Bombenkrieges getroffenen Überlegungen und Maßnahmen sowie deren katastrophales Versagen, als die Alliierten tatsächlich im großen Umfang mit ihren Bomberflotten die Stadt angriffen. Um den Bombenkrieg so anschaulich und begreifbar als möglich werden zu lassen, führte Schwarz die Teilnehmer zu dem von der „Geschichtswerkstatt“ der Stadt Hamburg eingerichteten Bunkermuseum, gelegen in dem 1943 im Zuge der Operation „Gomorrha“ dem Erdboden gleichgemachten Stadtteil Hamm.

Der Weg dorthin führte vorbei an noch heute im Hamburger Stadtbild sichtbaren steinernen Zeitzeugen. Gelegentlich muss nur der Blick dafür etwas geschärft werden. Aus dem Bus heraus wurden die Teilnehmer über die auf dem Weg vorbeiziehenden über- und unterirdischen Schutzraumbauten informiert. Das begann mit frühen, noch mit folkloristischen Anklängen ausgestalteten und sich damit mehr oder weniger harmonisch in das tradierte Stadtbild des Hafenrandes einfügenden „Verkehrsbunkern“ über spätere schmucklose, rein auf ihren  Zweck hin optimierte Schutzbauten bis hin zu dem monumentalen, immer noch gespenstisch wirkenden und weitgehend im Ursprungszustand sich präsentierenden „Gefechtsbunker“ der Endphase des Krieges auf dem „Heiligengeistfeld“ in der Feldstraße.

Erinnern und Gedenken in Ohlsdorf

Der zweite Nachmittag war dem Erinnern und Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf gewidmet. Dabei erfuhren die Seminarteilnehmer zusätzliche Unterstützung durch den Hamburger Volksbund-Landesverband. Der für Hamburg und Schleswig-Holstein zuständige Beauftragte für die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr, Oberstleutnant a.D. Michael Oswald, konnte dafür die Hamburger Landesvorsitzende Karen Koop sowie den 80-jährigen Zeitzeugen Jürgen Luckner gewinnen. Der Friedhof Ohlsdorf ist mit seiner Ausdehnung von annähernd 400 Hektar der weltweit größte Parkfriedhof und beherbergt Gedenkstätten für sämtliche Opfergruppen beider Weltkriege und des Nazi-Regimes.

Zeitzeuge Jürgen Luckner berichtete den Seminarteilnehmern absolut authentisch über sein eigenes Erleben der Bombennächte des Sommers 1943 und das seiner engsten Familienangehörigen. Diese Berichte gerieten zu den beeindruckendsten Momenten des gesamten Seminars, bei denen es mit einem Mal auch ganz still wurde. Es folgte eine ebenfalls ergreifende Kranzniederlegung in der Gedenkstätte für die Opfer der Aktion „Gomorrha“ mit Verlesung des Totengedenkens für alle Opfer von Krieg und Gewalt.

Jürgen Luckner, der über 30 Jahre seines Berufslebens auf dem Friedhof Ohlsdorf verbracht hat, übernahm dann zum Ausklang dieses besinnlichen Nachmittags noch die Führung zu weiteren ausgewählten Gedenkstätten auf dem Friedhof.

Nach wohlbehaltener Rückkehr ins heimatliche Stuttgart zogen die Teilnehmer ein durchweg positives Fazit: „Eine insgesamt sehr erfolgreich verlaufene Kooperation“, und: „Jederzeit gerne wieder!“

Christoph Schwarz