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Winterbergtunnel: Suche mit Geoelektrik und Drohne

Volksbund startet aufwändige Sondierung in Abstimmung mit französischen Partnern

Der Volksbund  Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat nach Abstimmung mit seinen französischen Partnerorganisationen ONAC und DRAC eine zweite Sondierung am vermuteten Eingang des sogenannten Winterbergtunnels realisiert.

Wie angekündigt, wurde bei der Suche nach den über 200 Toten des Ersten Weltkrieges auf wissenschaftliche Methodik gesetzt. Die letzte Untersuchung mittels Georadar hatte im Sommer 2020 keine eindeutigen Ergebnisse gebracht – für eine Grabung mit Großgerät wären sie eine Voraussetzung.

Kabelrollen, Spannungsmessgeräte, Elektroden und Sonden

Am frühen Morgen des 15. Dezember 2020 gingen Mitarbeiter der Firma „geo-Radar NRW“ und des Volksbundes in Begleitung von Angehörigen der französischen Militärpolizei (der Gendarmerie) und der örtlichen Forstbehörde bei Craonne – rund 150 Kilometer nordöstlich von Paris – auf die Suche nach dem vermuteten Tunneleingang. Zuerst einmal war der Transport des Arbeitsmaterials notwendig: Für die geoelektrische Untersuchung mussten Kabelrollen, Spannungsmessgeräte, Elektroden und Sonden an den Ort der Untersuchung gebracht werden.

Anschließend wurden in über 45 Meter langen Geoelektrik-Auslagen Kabel mit Elektroden und Sonden zur Messung des ‚scheinbaren‘ spezifischen Widerstandes unter Anlegung einer elektrischen Spannung oberhalb des vermuteten Tunnels installiert. Damit kann der Boden bis in eine Tiefe von rund 15 Metern genau erkundet werden. An mehreren Stellen wurden unterschiedliche Messgeometrien verwendet.

Die Auslagen wurden mithilfe eines GNSS-Empfänger festgehalten, während eine Drohne Orthofotos über den Messbereich lieferte. Die Daten werden zurzeit ausgewertet, um damit möglichst den genauen Lageort des Tunneleingangs festzustellen. 

Eine der unzähligen Tragödien des Ersten Weltkrieges

Nördlich des Ortes Craonne, auf dem Höhenzug des Chemin des Dames, waren im Mai 1917 über 200 Soldaten eines badischen Regiments durch einen Granateinschlag in einem Stollen verschüttet worden. Nur wenige konnten sich selbst retten oder gerettet werden, die anderen erstickten. Die Tragödie ist durch den Regimentsbericht dokumentiert, auch viele Namen der Toten sind bekannt. Zurzeit recherchiert der Volksbund nach Nachkommen.

Ausgehend von Untersuchungen und nicht genehmigten Grabungen französischer Geschichtsbegeisterter begann der Volksbund die Suche mit der Abstimmung und Beantragung der notwendigen Genehmigungen bereits im November 2018.  Bei der Suche nach den Toten im Tunnel arbeitet der Volksbund mit seinen französischen Partnern ONAC und DRAC eng zusammen. Haupt- und ehrenamtliche  Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Volksbundes recherchieren dazu in  Archiven, prüfen Unterlagen und vergleichen historische Karten mit der heutigen Topographie. 

Wenn die Ergebnisse der aktuellen Untersuchungen vorliegen, werden die deutschen und französischen Partner gemeinsam das weitere Vorgehen planen. Dabei warnen die beteiligten Organisationen vor ungenehmigten Grabungen. Solche Grabungsaktionen sind nicht nur pietätlos, weil sie möglicherweise die Totenruhe stören, sie verstoßen auch gegen geltendes Recht und öffnen Grabplünderungen Tür und Tor. Die Erfahrung der Volksbund-Mitarbeiter: Wenn der Tunnel geöffnet wird, muss die Bergung unmittelbar erfolgen – oder aber der Tunnel muss ständig bewacht werden.

Zum Thema Winterbergtunnel hat der Volksbund kürzlich auch eine Pressemitteilung herausgegeben.
Kurzvideo: Diane Tempel-Bornett