Diesen Koffer nahm die Familie von Heinz Bläske bei jedem Luftangriff auf die Stadt Köln mit in den Luftschutzkeller. Zwei Mal verlor sie all ihre Habe, er aber blieb unbeschädigt. (© Simone Schmid)
1944 in Belarus: Nichts bleibt als ein Koffer mit Erinnerungen
Heinz Bläske starb mit 25 Jahren – aktuelle Ausbettung von fast 2.000 Toten soll weitere Schicksale klären
Sein Leben endete am 25. Juni 1944: Heinz Bläske aus Köln fiel etwa 25 Kilometer nordwestlich von Orscha in Belarus. Der Volksbund verwahrt einen Koffer, der seiner Familie offenbar wichtiger war als alles andere.
Erinnerungsstücke – vor allem an den Sohn – sind heute noch darin zu finden. Dinge, die für das Leben des jungen Mannes eine Rolle gespielt hatten, der seit Kriegsbeginn Soldat war: Briefe, Fotos und sogar ein Tischtennisnetz.
Heinz Bläske steht im Namenbuch der deutschen Kriegsgräberstätte Schtschatkowo. Er ist einer von denen, die in der Region gestorben, aber (noch) nicht geborgen sind.
An einem anderen Ort in Belarus – rund 200 Kilometer entfernt – sollen in Kürze fast 2.000 Tote exhumiert werden: in Bobruisk. Sie werden in Schtschatkowo bestattet.
Dafür hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. unter „Notausbettung Osteuropa” eine Spendenaktion gestartet.
Blick in den Koffer per Video
Die Briefe von der Front etwa sind sorgsam in einem selbstgenähten und -bestickten Stoffumschlag verwahrt. Ein Neffe überließ dem Volksbund den Koffer, denn das „Projekt Kriegsbiographien” wertet Nachlässe wie diesen aus.
Biographisches Material wie das von Heinz Bläske wird unter anderem in neuen Ausstellungen auf Kriegsgräberstätten eingesetzt.
Flemming Menges betreut das „Projekt Kriegsbiographien”, Franziska Haarhaus ist für die Archivierung zuständig. Beide stellen den Koffer und seinen Inhalt in einem Video von Simone Schmid vor (hier anklicken).
Spenden für Bobruisk
„Notausbettung Osteuropa” ist eine Spendenkampagne überschrieben, die der Volksbund im Juli gestartet hat: Die Exhumierungen und alle Folgearbeiten auf dem Gelände in Bobruisk müssen offiziell bis Jahresende abgeschlossen sein. Doch der Winter beginnt früher, darum haben sich die Umbetter um Vladimir Ioseliani den 15. November als Abschluss-Datum gesetzt. Inzwischen steht fest, dass die Exhumierung im August beginnen soll. Vorarbeiten laufen.
Warum die Zeit drängt und warum Spenden nötig sind, um die Toten noch in diesem Jahr bergen zu können, lesen Sie hier:
Notausbettung von fast 2.000 Toten in Belarus jetzt möglich
Grablage in Bobruisk: „Schnell sein ist unsere einzige Chance“ (Interview mit Vladimir Ioseliani).
Der Volksbund ist ...
... ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Fast 12.000 waren es im vergangenen Jahr. Der Volksbund pflegt ihre Gräber in 46 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich mehr als 30.000 junge Menschen.
Die Gräbersuche Online umfasst inzwischen fast 5,4 Millionen Datensätze. Wer noch einen Angehörigen vermisst, kann dort recherchieren und gegebenenfalls einen Suchantrag stellen. Der Volksbund ist dringend auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen ist.