Mehr als 4.200 Tote exhumierten Volksbund-Umbetter im vergangenen Jahr in Russland (hier ein Foto aus der Nähe von Wolgograd). Immer wieder kommt es vor, dass die Experten Funde von Suchgruppen oder Privatleuten entgegennehmen (kleines Foto). (© Volksbund)
2024: Russische Suchgruppen übergaben Gebeine von fast 500 Soldaten
Gefunden bei der Bergung von sowjetischen Kriegstoten – gute Kontakte zu Volksbund-Teams haben Bestand
Russische Suchgruppen haben im vergangenen Jahr die Gebeine von fast 500 deutschen Soldaten gefunden und an den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. übergeben. Schauplatz des jüngsten Beispiels: die Kleinstadt Kotelnikowo bei Wolgograd (früher Stalingrad) vor wenigen Tagen.
Dort traf sich Artjem Gavryschenko, Volksbund-Mitarbeiter aus dem Büro in Wolgograd, am 21. Januar mit einer Suchgruppe des Gasversorgers „Gazprom“ und nahm die Gebeine von zwei deutschen Soldaten entgegen. Beide Seiten unterzeichneten ein Übergabeprotokoll und der Volksbund-Vertreter informierte über die aktuelle Arbeit des Umbettungsdienstes der deutschen Kriegsgräberfürsorge in Russland.
Auf unterster Ebene läuft sie weiter. So exhumierten Volksbund-Teams im vergangenen Jahr 4.227 Tote in der Russischen Föderation, die meisten davon rund um Wolgograd (1.200) und im Gebiet um Twer (1.135). Und ebenfalls im Januar waren Vertreter von Volksbund und Deutscher Botschaft in Moskau nach Rshew gereist, um die guten lokalen Kontakte nicht abreißen zu lassen (mehr lesen).
Firmen finanzieren eigene Teams
„Viele russische Unternehmen finanzieren derzeit freiwillige Suchgruppen, die aus eigenen Mitarbeitern bestehen. Sie suchen nach Gebeinen von sowjetischen Soldaten des Zweiten Weltkrieges und finden auch immer wieder sterbliche Überreste von Deutschen“, erklärt Denis Deryabkin, Leiter des Umbettungsdienstes in der Russischen Föderation.
Die Volksbund-Mitarbeiter pflegen gute Kontakte zu vielen dieser Gruppen. Allein im vergangenen Jahr übernahmen sie die Gebeine von 494 Toten.
Tote bergen auf eigene Faust
Manchmal melden sich auch Privatpersonen. Sie geben entweder Hinweise auf eine Grablage, sodass der Volksbund exhumieren kann – aus seiner Sicht der Idealfall. Oder sie bergen auf eigene Faust und übergeben die sterblichen Überreste.
„Manche wollen den persönlichen Kontakt nicht und schicken GPS-Koordinaten. Dann kennen wir nur den Ort, an dem sie ihre Funde deponiert haben, und holen sie dort ab“, berichtet der Deryabkin.
Fotos von Erkennungsmarken

Im besten Fall erhält der Volksbund auch Erkennungsmarken, „aber wenn die Finder sie als Souvenir behalten wollen, bekommen wir leider nur Fotos davon. Für den Umbettungsdienst ist es sehr wichtig, dass es zumindest ein Foto gibt, damit die Chance besteht, den Toten zu identifizieren“, erklärt der Experte.
„Der Handel mit Erkennungsmarken ist das illegale ‚Handwerk’ von Souvenirjägern. Dagegen kann man in den endlosen Weiten der Kalmückensteppe um Wolgograd leider nicht vorgehen – jetzt schon gar nicht“, sagt Arne Schrader, Leiter der Abteilung Kriegsgräberdienst. Das gelte nicht nur für Russland, sondern leider auch für Deutschland, wo ebenfalls noch längst nicht alle Kriegstoten geborgen sind.
Immer bereit auch zu weiten Fahrten
Viele Fälle von Übergaben in deutsche Hände gibt es nach wie vor um das alte Königsberg (heute russisch: Kaliningrad) – Stichwort Schlacht um Ostpreußen – und in der Gegend um Wolgograd. „Wir sind immer bereit für die Übernahme, auch wenn wir dafür manchmal weit fahren müssen“, sagt Denis Deryabkin.
Mehr über die Arbeit von Umbettungsdienst und Gräbernachweis beim Volksbund lesen Sie hier: Kriegsgräberdienst.
Der Volksbund ist …
… ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Mehr als 11.000 waren es im vergangenen Jahr. Der Volksbund pflegt ihre Gräber in 45 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 38.000 junge Menschen. Der Volksbund ist dringend auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen.
