Junge Volksbund-Stimmen waren bei der Gedenkstunde zum 8. Mai im Bundestag zu hören: (von rechts) Carl Vitek, Sophia Wegener und Tankred Suckau, am Rednerpult Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Schirmherr des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. (© Deutscher Bundestag / Thomas Köhler / phototek)
8. Mai: Viel Rückenwind für den Volksbund
Außenministerium erklärt Gedenk- und Bildungsarbeit für unverzichtbar
Bei den Veranstaltungen zum 80. Jahrestag des Kriegsendes in Berlin stand das Engagement des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. im Blickpunkt. Drei junge Erwachsene, die sich im Volksbund engagieren, lasen Texte von Schriftstellern bei der Gedenkstunde im Deutschen Bundestag. Das Auswärtige Amt unterstrich den Wert der Jugend- und Bildungsarbeit als einen „unverzichtbaren Beitrag zum Frieden in Europa”.
Die Aufregung war Carl Vitek noch anzusehen. Der 19-Jährige hatte vorne am Rednerpult, mit Blick auf hunderte Bundestagsabgeordnete, aus den Briefen von Thomas Mann gelesen. Anschließend sagte er über seinen Freiwilligendienst beim Volksbund-Landesverband Berlin: „Ich setze mich dafür ein, dass Krieg und Gewalt nicht in Vergessenheit geraten. Damit wir etwas lernen aus den Schicksalen derjenigen, die ihn erleben mussten und in Zukunft in Frieden leben können.“
Dank des Bundeskanzlers
Dafür gab es langen und warmen Applaus von Politikern und Gästen – auch für die Redebeiträge von Sophia Wegener und Tankred Suckau. Kanzler Friedrich Merz bedankte sich bei den dreien per Handschlag, hunderttausende Fernsehzuschauer sahen das bei der Live-Übertragung.
Die „Kinder des 8. Mai“
Frank-Walter Steinmeier hatte seine Gedenkrede im Bundestag unter das Motto „Wir sind alle Kinder des 8. Mai“ gestellt, ein Satz des Philosophen Jürgen Habermas.
Statt alle Verantwortung auf „Nationalsozialisten“ zu schieben, benannte der Bundespräsident klar die Schuldigen: „Es waren Deutsche, die diesen verbrecherischen Krieg entfesselt und ganz Europa mit in den Abgrund gerissen haben. Es waren Deutsche, die das Menschheitsverbrechen der Shoah begangen haben. Und es waren Deutsche, die nicht willens und nicht fähig waren, selber das Joch des NS-Regimes abzuwerfen.“
„Doppelter Etappenbruch”
Für diese Rede, in der Steinmeier einen „doppelten Etappenbruch“ durch Russland und die USA beklagte, bekam er lang anhaltenden Applaus. Er kritisiert jene, die einen „Schlussstrich“ unter die deutsche Geschichte ziehen wollen und sagte: „Es kann keine Routine im Erinnern geben.“
Der Ruf nach Erbarmen
Schon am Morgen waren zahlreiche Vertreter aus Bundes- und Landespolitik, Religion und Gesellschaft in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche zusammengekommen. An dem Gottesdienst nahmen die Spitzen der fünf Verfassungsorgane teil. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der neue CDU-Bundeskanzler Friedrich Merz sowie die Präsidentinnen und Präsidenten von Bundestag, Bundesrat und Bundesverfassungsgericht – Julia Klöckner (CDU), Anke Rehlinger (SPD) und Stephan Harbarth (CDU).
Auch Präsident Wolfgang Schneiderhan und weitere Vertreter des Volksbundes waren unter den Gästen und hörten die Forderung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing: „80 Jahre nach Kriegsende sind Gerechtigkeit und Erbarmen dringlicher denn je.“
Für ein friedliches Miteinander
Der neue Außenminister Johann Wadephul (CDU) rief anlässlich des 80. Jahrestags des Weltkriegsendes dazu auf, Frieden und Freiheit in Europa „entschlossen“ zu verteidigen.
In einem Tweet würdigte eine Vertreterin des Außenministeriums die Arbeit des Volksbundes: „Die schreckliche Erfahrung des 2. Weltkriegs leitet seit 80 Jahren die Außenpolitik. Wir freuen uns, dass die BuReg gerade jetzt die Gedenk- und Bildungsarbeit des @Volksbundes unterstreicht. Sie ist unverzichtbarer Beitrag für ein friedliches Miteinander in Europa.“
Volksbundarbeit im Koalitionsvertrag
Schon im Koalitionsvertrag hatten CDU/CSU und SPD eine weitere Unterstützung des Volksbundes festgelegt. Auf Zeile 4111 ff. des verbindlichen Papiers heißt es: „Die wichtige generationen- und völkerverbindende Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge mahnt zum Frieden und leistet dazu einen Beitrag in Europa. Die ihm übertragenen Aufgaben einschließlich der Erinnerungs- und Versöhnungsarbeit im In- und Ausland unterstützen wir bedarfsgerecht“.
Präsident Wolfgang Schneiderhan wertet dies als wichtiges Signal und warb in vielen Gesprächen mit Vertretern der Bundes- und Landespolitik für die aktuellen Aufgaben der Kriegsgräberfürsorge, die angesichts der aktuellen Situation in Europa wichtiger denn je sind.
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Der Volksbund ist …
… ist ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Mehr als 10.000 waren es im vergangenen Jahr. Der Volksbund pflegt ihre Gräber in 45 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 38.000 junge Menschen. Für seine Arbeit ist er dringend auf Mitgliedsbeiträge und Spenden angewiesen.
