Camp in Costermano: „Das macht dankbar und demütig“
Freiwillige pflegen Kriegsgräber auf Soldatenfriedhof am Gardasee
24 Frauen und Männer, zwei Wochen, eine Mission – so ließe sich die Fahrt mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. ins italienische Costermano zusammenfassen. Auf dem dortigen Friedhof ruhen rund 22.000 Soldaten, die auf dem Rückzug der Wehrmacht in Italien ihr Leben lassen mussten. Die Freiwilligen packten bei einem Pflegeeinsatz mit an.
Dass Völkerverständigung heute ganz selbstverständlich ist, wo früher Schüsse fielen, zeigte die herzliche Begrüßung von Friedhofsverwalter Mauro Agostinetto. Er freute sich über tatkräftige Hilfe: Das riesige Areal oberhalb des Gardasees ist zwar in bestem Zustand, aber es bleibt genug zu tun.
Saniert, begradigt, ausgebessert
Die Gruppe pflegte die Grünanlagen, besserte Mauern aus, begradigte Wege, half bei der Sanierung der Sanitäranlagen. Bodo Henze, verantwortlich für das Camp und diese freiwilligen Arbeitseinsätze, begleitete und koordinierte mit Routine und Leidenschaft die Ehrenamtlichen aus der ganzen Republik.
Mit Ferdi aus Arnheim war sogar ein Niederländer dabei, der mit eigenem Auto rund 2400 Kilometern zurücklegte – auch das steht für europäische Versöhnung. Für den Transfer aller anderen und für die Verpflegung aller sorgte die Bundeswehr.
Persönlicher Dank bei Kurzbesuch
Wertschätzung erfuhren die Helferinnen und Helfer spontan: Johanna Klier, Referatsleiterin „Kooperation“ beim Volksbund, unterbrach ihren Urlaub am Gardasee für einen Besuch und um der Gruppe zu danken.
„Die Arbeit auf diesem großen Mahnmal für Frieden und gegen Krieg und Terror hat etwas Meditatives“, waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig. Berufstätigte, Rentner und Pensionäre hatten sich zwei Wochen Zeit für diesen Einsatz genommen.
Nachdenken und sich austauschen
Jeder Grabstein erzähle eine tragische Geschichte über ein sinnlos vergeudetes Leben, hieß es, von viel zu jung verwitweten Ehefrauen, Eltern, deren Söhne nie mehr nach Hause kamen, und von Kindern, die ohne Väter aufwuchsen.
Nicht allein das Nachdenken über die Vergangenheit war bereichernd, sondern auch der Austausch innerhalb der Gruppe und mit zahlreichen Friedhofsbesucherinnen und -besuchern. „Hier suchen Menschen nach ihrer Vergangenheit und ihren Vorfahren und finden einen Ort für ihre Trauer. Das macht dankbar und demütig“, sagte ein Teilnehmer.
Friedensglocke von Rovereto
In der freien Zeit besuchte die Gruppe das ehemalige Schlachtfeld von Solferino, wo 1859 die Organisation des Roten Kreuzes ihren Ursprung genommen hatte. An die Gefallenen des Ersten Weltkrieges erinnert die Friedensglocke von Rovereto, die auf Initiative des Priesters Don Antonio Rossaro aus Kanonenrohren der ehemaligen Feinde gegossen wurde und deren Klang so heute zur Versöhnung mahnt – ein weiteres Ziel. Eine Gedenkstunde mit Kranzniederlegung bildete den würdigen Abschluss des Einsatzes.
„Frieden ist das höchste Gut!
„Wir denken heute an die Opfer von Gewalt, Vertreibung und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker“, fasste Bodo Henze zusammen – und sprach von Hoffnung. Denn wo heute die Toten ruhen, da legen seit Jahrzehnten nachfolgende Generationen davon Zeugnis ab, dass sie die Botschaft der Väter verstanden haben und verstehen: „Frieden ist das höchste Gut.“ Wie bedroht diese Erkenntnis und wie notwendig ihre Verkündung ist, zeige leider die jüngste Geschichte, so Henze.
Text: Hans Reichhart