Rund um drei Symbolkreuze sind im polnischen Puławy 187 Särge aufgereiht und mit Tannengrün geschmückt. Auch im belgischen Langemark bestattete der Volksbund Kriegstote. (© Volksbund)
Einbettungen in Ost und West als Zeichen der Versöhnung
In Polen und Belgien gedenkt der Volksbund gemeinsam mit Partnern der Toten beider Weltkriege
Zwei Einbettungen fast zeitgleich in Ost und West – das hat Seltenheitswert. Im polnischen Puławy und im belgischen Langemark bestattete der Volksbund 226 Tote beider Weltkriege. Während die Suche im Westen weitgehend abgeschlossen ist, werden im Osten noch mehr als zwei Millionen Tote vermutet, die nicht geborgen sind.
Puławy: Nicht weit von der ukrainischen und der belarussischen Grenze entfernt liegt der Friedhof, auf dem die Umbetter um Gruppenleiter Matti Milak die Gebeine von 187 Soldaten zu Grabe trugen. Rund 50 Kilometer sind es von hier aus bis Lublin. Die meisten der Toten hatten sie in Ciechanów nördlich von Warschau geborgen, wo sie eine Grablage mit den Gebeinen von 116 Soldaten geöffnet hatten.
Bundeswehr-Einsatz in Puławy
Mit Kränzen erinnerten die Umbetter zusammen mit dem Volksbund-Länderbeauftragten in Polen, Joachim Franke, und einem Arbeitskommando der Bundeswehr der Toten. Die zehn Soldaten des Taktischen Jagdgeschwaders 73 „Steinhoff” der Luftwaffe waren eine Woche zu Pflege- und Instandsetzungsarbeiten auf den Kriegsgräberstätten Krakau (polnisch Kraków) und Puławy.
Mehr als 25.000 Tote sind auf diesem Sammelfriedhof für Ostpolen bestattet, der vor 25 Jahren eingeweiht wurde.
Ypern: nahe Golfplatz exhumiert
Langemark: Hier fanden 39 Tote des Ersten Weltkrieges ihre letzte Ruhestätte. Die meisten von ihnen hatte der Volksbund gemeinsam mit Partnern aus Großbritannien, Frankreich und Belgien ausgebettet – beim ersten multinationalen Einsatz dieser Art. Geborgen worden waren die Toten am Rande eines Golfplatzes in Ypern, der erweitert werden soll (mehr dazu: Erster Weltkrieg: Exhumierung auf einem Golfplatz in Ypern).
„Wir tun unser Bestes, um ihre Namen herauszufinden, aber es sieht so aus, als wüsste nur Gott, wer sie waren. Dennoch verdienen sie, wie alle anderen Opfer auch, eine würdige Grabstätte“, sagt Tore May. Der stellvertretende Schatzmeister vertrat den Volksbund-Vorstand an diesem Tag.
Vier Stationen des Gedenkens
Tore May war auch bei stillen Kranzniederlegungen im Gedenken an die britischen Toten am Cement House Cemetery und an die belgischen Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft am Monument am Markt in Langemark dabei.
Vierte Station an diesem Tag war das „Tank Memorial Ypres Salient“, ein Denkmal in Poelkapelle, das an die erste Verwendung von Panzern im Ersten Weltkrieg und die getöteten Besatzungen erinnert.
Schutz vor Sturmböen
Die Gedenkstunde auf dem deutschen Friedhof Langemark musste wegen starker Sturmböen in den Eingangsbereich verlegt werden, um die Gäste keiner Gefahr durch die mehr als 100 Jahre alten Eichen auf der Anlage auszusetzen.
Für die Gemeinde Langemark-Poelkapelle sagte Bürgermeister Lieven Vanbelleghem bei der Einbettung: „Dies ist eine respektvolle Art, mit den Menschen umzugehen, die hier gefallen sind. Das zeigt, dass wir auch heute noch innehalten und darüber nachdenken, was Krieg anrichtet.“
„Vor 110 Jahren war das undenkbar”
Mit Blick auf die deutsch-belgische Zusammenarbeit nicht nur an diesem Tag sagte Tore May: „Vor 110 Jahren war das undenkbar. Heute ist es ein Zeichen der europäischen Einheit. Wir denken nicht nur an die Vergangenheit zurück, sondern auch an unsere gemeinsame Zukunft in Frieden.“
Ausdruck der Partnerschaft war neben dem Treffen der offiziellen Vertreter der damaligen Gegner auch das: Dank für das Engagement der Provinz Westflandern, die jedes Jahr mehrere hunderttausend Euro an Fördermittel zum Erhalt deutscher Gräber beisteuert.
Stück einer Glocke kehrt zurück
Abschließend dankte Tore May Bürgermeister Lieven Vanbelleghem, der ein Stück der Kirchenglocke der Gemeinde Bixschoote entgegennahm. Ein Freund des Volksbundes aus Sachsen hatte es der deutschen Delegation mitgegeben. Damit erfüllte er den Wunsch seines Großvaters, der das Stück vor mehr als 100 Jahren zur Erinnerung aus den Ruinen der Kirche mit nach Hause genommen hatte.
Der Volksbund ist ...
… ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Mehr als 10.000 waren es im vergangenen Jahr. Der Volksbund pflegt ihre Gräber in 45 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 38.000 junge Menschen. Für seine Arbeit ist er dringend auf Mitgliedsbeiträge und Spenden angewiesen.
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