Einweihung der Kriegsgräberstätte in Belarus
Am 2. Juli 2011 fand die Einweihung der Kriegsgräberstätte Schatkowo in Weißrussland statt.
Schatkowo ist eine kleine Ortschaft nahe der großen Kreishauptstadt Bobruisk, der „Biberstadt“ an der Beresina. Von Minsk aus sind es knapp drei Stunden Autofahrt in südöstlicher Richtung dorthin. Man fährt durch unendlich weite grüne Landschaften, immer den Horizont vor Augen, immer geradeaus. Dann ein Hinweisschild „Schatkowo links“, dann ein kleiner Abzweig, der zur deutschen Kriegsgräberstätte Schatkowo führt. Inmitten von Wald auf einer Lichtung liegt der Friedhof, eine Anlage von etwa 4,5 Hektar, mit Granitkreuzen, Pultsteinen und dem Hochkreuz – alles wirkt sehr schlicht und besinnlich.
Am 2. Juli, gegen 11 Uhr, fanden über 200 Menschen den Weg zu der in diesem Jahr fertig gestellten Kriegsgräberstätte, um der Einweihung beizuwohnen; unter ihnen zahlreiche Angehörige der Gefallenen, die gerne diese Reise auf sich nahmen, um sich von ihren Lieben zu verabschieden, innezuhalten und ihrer zu gedenken. Viele waren zuvor frühmorgens in der naheliegenden Ortschaft Sytschkowo gewesen. Zu Ehren der sowjetischen Gefallenen hatte dort, an der Gedenkstätte „Hügel des Ruhms“, eine offizielle Kranzniederlegung mit belarussischen Repräsentanten und der Volksbunddelegation stattgefunden. Im Zweiten Weltkrieg verlor mehr als jeder vierte Weißrusse sein Leben.
Das Wetter war naßkalt, manchesmal schien die Sonne durch, und dann wieder regnete es in Strömen. Als Redner bei der Einweihung in Schatkowo sprachen der Volksbund-Präsident Reinhard Führer, die Vorsitzende der belarussischen Friedensstiftung Walentina Fedorowna Melnikowa, der deutsche Botschafter Dr. Christof Weil, der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr General a.D. Wolfgang Schneiderhan und Dr. Karl-Heinz Buhr, dessen Vater hier in dieser Erde seine letzte Ruhe fand. Sie alle brachten zum Ausdruck, dass jeder Mensch das Recht hat, in Würde bestattet zu werden, dass es wichtig ist, einen Ort der Trauer und des Gedenkens zu haben, und dass Zeichen gesetzt werden müssen, um die Mahnung für den Frieden, die von dieser Stätte ausgeht, dauerhaft für die nachfolgenden Generationen wach zu halten. Sie sprachen den Weißrussen ihre tiefempfunde Dankbarkeit aus, denn angesichts des unsagbaren Leids, das ihnen von deutscher Seite widerfuhr, war die Errichtung einer deutschen Kriegsgräberstätte hier und jetzt keinesfalls selbstverständlich.
Während der Andacht fand, umrahmt vom Symphonieorchester aus Mogilew, eine Beisetzung von fünf deutschen Soldaten statt, welche in Schatkowo nun ihre letzte Ruhe gefunden haben. Die Angehörigen und die weißrussischen Gäste sangen hierzu mit den orthodoxen, evangelischen und katholischen Geistlichen den Choral "Ich bete an die Macht der Liebe".
Alles brauchte seine Zeit. Es brauchte die Hilfe der Freunde und Förderer des Volksbundes. Und all dies konnte nur in gemeinsamer Zusammenarbeit vollbracht werden, in Versöhnung, in Verständigung zwischen den deutschen und weißrussischen Menschen. Dies gilt es, sich stets vor Augen zu führen, gerade heute, angesichts der aktuellen Situation, in der sich Belarus befindet.