Enthusiasten pflegen Kriegsgräber vor den Toren Rigas
Ü-30-Freiwillige auf der lettischen Kriegsgräberstätte Jelgava im Einsatz
Richtig gelungen ist ein Camp, wenn aus einem bunt gemischten Team am Ende eine harmonische Gruppe wird. Beim Freiwilligen-Arbeitseinsatz in Lettland ist das wieder gelungen: die Soldatin, die Rentnerin, der im Umweltschutz Engagierte, der Beamte, der Schäfer, der Thüringer, die Niedersächsin … – sie alle fühlten sich wohl in der Gemeinschaft und packten auf der Kriegsgräberstätte Jelgava in Lettland tatkräftig an.
Etwa 30 Kilometer vor Riga liegt der Friedhof und schon die Fahrt dorthin zeigte, dass hier Enthusiasten unterwegs waren: Von Frankfurt/Oder ging es mit einem Bus des Bundeswehr- Fliegerhorsts Wunstorf 1.600 Kilometer weit in rund 20 Stunden Fahrzeit bis zu einem Hotel in Riga.
Viele der 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwarteten, schnell und ohne Umstände mit der Arbeit beginnen zu können. Baumpflegerische Arbeiten und das Rasenmähen hatte Janis Racins, der Volksbund-Länderbeauftragte für Lettland, schon organisiert und mit Hilfe lokaler Firmen erledigt.
Leider verfügte der Friedhof weder über Wasser- noch Stromanschluss oder sanitäre Anlagen. Deshalb war es ein Glück, dass sich schon bei den Vorgesprächen im März die Bewohnerin des Nachbargrundstücks bereiterklärt hatte, Strom und Wasser zur Verfügung zu stellen.
Jede Hand wurde gebraucht, um zunächst für funktionstüchtige Infrastruktur zu sorgen – nicht zuletzt für den Koch. Der Dank für gute Versorgung war dem Soldaten aus Wunstorf, der die Gruppe verpflegte, gewiss.
Schwerpunkte des Einsatzes war die Beseitigung des Rasenschnitts und die Instandsetzung der Wege. Außerdem erneuerten die Teilnehmerinnen den Zaun und das Tor und richteten einen kleinen Parkplatz an der Straßenfront her.
Die Grabsteine, der Gedenkstein sowie der zentrale Eingangsbereich wurde ebenfalls gereinigt und erneuert. Gutes Wetter machte es möglich, dass die Gruppe die Arbeiten wie gewohnt gut und zuverlässig erledigte.
Riga ist mit 600.000 Einwohnern die größte Stadt des Baltikums. Eine Stadtführung war der Start in das freie Wochenende. Janis Racins ließ es sich nicht nehmen, der Gruppe die lettische Hauptstadt persönlich zu zeigen. Sie bestaunte die Silhouette Rigas vom Turm der Petrikirche aus und hörte ein Orgelkonzert im Dom.
Ein Platzregen verschlug die Gäste aus Deutschland ins lettische Kriegsmuseum – ein Glücksfall, denn die wechselvolle Geschichte des Landes ist dort beeindruckend dargestellt.
Am Sonntag ging es nach einem typisch lettischen Mittagessen am Ufer der Düna auf dem angestauten Fluss auf Bootsfahrt.
Dank günstiger Lage des Hotels und guter Anbindung an den ÖPNV gab es die Möglichkeit, die Stadt noch individuell zu erkunden oder abends ein Konzert zu besuchen. Ein Highlight war eine Aufführung in der Lettische Nationaloper.
Regionale Herkunft, Beruf, Lebensphase, Überzeugung … – so unterschiedlich das alles bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch war: Die Gruppe wuchs zusammen, auch weil – im wahrsten Sinne des Wortes – Gespräche über Gott und die Welt entstanden. Eine Erfahrung, die wohl jeder, der an einem Camp dieser Art teilgenommen hat, bestätigt.
Text: Detlef Vogel (Campleiter)