Volksbund Logo Desktop Volksbund Logo Mobil
Gräbersuche Mitglied werden Jetzt spenden Spenden

Erhalten und aufwerten: einwöchiges Workcamp in Marienbad

Ü-30-Freiwillige in Tschechien im Einsatz

Im Juli 2024 führte ein freiwilliger Arbeitseinsatz eine Gruppe von 23 engagierten Ehrenamtlichen nach Marienbad (tschechisch: Mariánské Lázně), um dort die deutsche Kriegsgräberstätte zu pflegen und zu erhalten.  
 

Dieser Friedhof ist die letzte Ruhestätte für 4.090 Tote – Soldaten, die während des Zweiten Weltkrieges ums Leben kamen, und Zivilpersonen. Viele dieser Zivilisten waren aus Deutschland evakuiert und verstarben in der traditionsreichen Kurstadt, nachdem 1943 die Berliner Klinik „Charité“ nach Marienbad verlegt worden war. Aus diesem Grund sind die betreffenden Gräber als „Berliner Gräber“ oder „Berliner Friedhof“ bekannt. 
 

Stadt blieb unzerstört 

Zusätzlich zu den Soldaten und evakuierten Patienten sind auf der Kriegsgräberstätte Flüchtlinge bestattet, unter ihnen viele Kinder. Die Namen sind heute auf Bronzetafeln am Gedenkplatz verzeichnet. 

Marienbad wurde infolge des Münchner Abkommens von 1938 und der anschließenden Besetzung durch deutsche Truppen dem „Reichsgau Sudetenland“ zugeordnet. Die Stadt blieb im Verlauf des Zweiten Weltkrieges unzerstört. 

Nach Kriegsende befanden sich auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik Gräber von mehr als 18.000 deutscher Kriegstoter. Erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs konnte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. ab 1990 offiziell in Tschechien tätig werden. 
 

Anlage zugänglicher und gepflegter 

Die Kriegsgräberstätte in Marienbad fanden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Arbeitseinsatzes in einem grundsätzlich guten Zustand vor, sodass das Hauptaugenmerk auf den pflegerischen Tätigkeiten lag, die auf Kriegsgräberstätten überall anfallen. 

Im Zuge dieser Arbeiten wurden sämtliche Grabzeichen sorgfältig von Bewuchs gereinigt. Anschließend folgte die Revision der Inschriften in Handarbeit mit Pinsel und Farbe, damit sie wieder gut lesbar sind. 
 

Statue, Tafeln, Torhäuser 

Auch die Granitstele wurde gründlich gesäubert. Die Bronzetafeln und die Statue auf der Kriegsgräberstätte befreite die Gruppe ebenfalls von Moos und Flechten. Entlang der Wege wurden Moos und Unkraut entfernt, wodurch die gesamte Anlage wieder zugänglicher und gepflegter wirkt. 

An den Torhäusern schnitten die Freiwilligen den starkem Efeubewuchs weg. Von den Holzbauteilen entfernten sie Moos und Flechten, um die Gebäude langfristig zu schützen.  
 

Hoch hinaus: Pavillondach erneuert 

Ein zweiter, herausfordernder Arbeitsschwerpunkt war die Renovierung des offenen Friedhofshäuschens (Altan). Das Dach des Pavillons, ursprünglich mit Holzbrettern gedeckt, zeigte deutliche Spuren der Verwitterung und war vollständig mit Moos überwachsen. Der Zustand des Daches war so schlecht, dass auch die Unterkonstruktion schon erheblichen Schaden genommen hatte. 

Die Freiwilligen nahmen die alte Dachoberfläche sorgfältig ab und erneuerten die Lattenkonstruktion darunter, wo es nötig war. Um das Dach nachhaltig zu sanieren, stellen sie eine neue Dachhaut aus Holzplatten her, verkleideten die Oberfläche mit Teerbahnen.

Anlage sichtbar aufgewertet 

Ein Bitumenanstrich soll dazu beitragen, das Dach in der feuchten Umgebung des Waldes dauerhaft abzudichten, für ein gleichmäßiges Bild und die Oberfläche widerstandsfähig machen. 

Mit diesen umfangreichen und sorgfältig durchgeführten Arbeiten trug die Gruppe  nicht nur dazu bei, die Kriegsgräberstätte und den „Berliner Friedhof“ in ihrem bisherigen guten Zustand zu erhalten, sondern werteten sie auch sichtbar auf. 
 

Anspruchsvolles Rahmenprogramm 

Nach der Anreise besuchte die Work-Camp-Teilnehmer zunächst Prag, wo sie die historische Altstadt und das jüdische Viertel kennenlernten. Eine Stadtführung bot einen Einblick in die reiche Geschichte und die kulturellen Schätze Prags – ein eindrucksvoller Auftakt für diesen Einsatz. 

Den Abschluss des Arbeitseinsatzes bildete eine Gedenkveranstaltung auf der Kriegsgräberstätte – mit hochrangigen Gästen: Andreas Künne, deutscher Botschafter in Tschechien, und Detlef Fritzsch, Vizepräsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., würdigten die Arbeit der Gruppe und betonten die Bedeutung der Pflege solcher Gedenkorte als Zeichen der Versöhnung und für die Erinnerungskultur. 

Text: Jessica Purkhardt 

 

Einen weiteren Beitrag zum Pflegeeinsatz und zur Abschlussveranstaltung finden Sie hier: Gedenken in Marienbad: Kurbad, „Luftschutzkeller“, Lazarettstadt