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Exhumierung in Ungarn: ein Album, ein Foto führen zum Grab

Umbetter nehmen Suche in Tényő mit neuen Hinweisen wieder auf und finden acht statt einen Toten

Ein kleines Dorf im Nordwesten Ungarns. 2017 brechen die Umbetter die Suche nach einem deutschen Soldaten auf dem Friedhof ergebnislos ab. Jetzt führte ein Foto die Experten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. an die richtige Stelle. Dort finden sie nicht nur einen, sondern acht Tote des Zweiten Weltkrieges.  
 

Eine Kiefer in der Nähe des Eingangs hatten Bewohner des Dorfes damals mit dem gesuchten Grab in Verbindung gebracht. Und tatsächlich ist der Soldat unter einer Kiefer begraben – nur nicht unter dieser.
 

Fotosammler hilft weiter

Dass die Umbetter jetzt den richtigen Baum ausmachen können, verdanken sie einem ungarischen Fotosammler: Tamás Belső. Er hatte bei Ebay das Album eines deutschen Soldaten gekauft, das viele Fotos von der ungarischen Kriegsfront enthielt.

Eines der Bilder zeigt ein Doppelgrab. Der Name des Dorfes Tényő im Komitat Győr-Moson-Sopron steht auf der Rückseite. Und einer der Namen auf den Kreuzen ist der des Soldaten, nach dem die Umbetter gesucht hatten. „Mit Hilfe des Fotos konnten wir die Stelle jetzt eindeutig identifizieren”, sagt Gábor Kohlrusz. Und das, obwohl sich der Friedhof inzwischen verändert hat. Er wurde erweitert, ein Zaun wurde versetzt.
 

Zwei gesucht und acht gefunden

Jetzt suchen die Umbetter also nach zwei Soldaten, die hier von der Wehrmacht beigesetzt wurden. Bei der Exhumierung finden sie allerdings drei in von der Wehrmacht angelegten Gräbern. Dass die Grablage noch größer war, erkennen die Experten erst, als sie die drei bergen. Fünf weitere Soldaten hatten die Bewohner der Siedlung neben den drei deutschen bestattet. Auch sie waren bei Kämpfen in der Region ums Leben gekommen.

Am Ende exhumiert das Volksbund-Team die Gebeine von acht Soldaten und findet vier Erkennungsmarken. „Solche Fotos helfen uns, wenn wir eine Grablage nicht genau lokalisieren können”, erklärt Gábor Kohlrusz.

Recherche in Archiven

Vor einem Einsatz wird der Umbetter vom Referat Gräbernachweis mit allen Informationen versorgt, die dem Volksbund zur Verfügung stehen: vor allem aus Wehrmachtsunterlagen aus dem Bundesarchiv (Abteilung Deutsches Reich), von Fotos und Hinweisen von Angehörigen.

Die Umbetter recherchieren ihrerseits unter anderem in lokalen Archiven. Auch sie schöpfen alle ihnen verfügbaren Quellen aus. Gerade hat der Volksbund einen Zeitzeugen dafür ausgezeichnet, dass er wertvolle Informationen geliefert hatte (mehr lesen). Dennoch bleibt die Hälfte aller Einsätze des Umbettungsdienstes ergebnislos.
 

Einbettung in Budaörs

Sind die Toten gefunden und geborgen, werden die Gebeine zu einer Sammelstelle gebracht. Dort werden sie aufbewahrt, bis sie auf der nächstmöglichen deutschen Kriegsgräberstätte eingebettet werden können. Im Fall der Soldaten aus Tényő ist das Budaörs bei Budapest. Die Einbettung ist für Oktober geplant (mehr lesen).

Referat Gräbernachweis identifiziert

Die Umbettungsprotokolle, Erkennungsmarken und weitere Beifunde gehen in die Bundesgeschäftsstelle des Volksbundes in Niestetal bei Kassel. Wenn möglich, identifiziert das Team im Referat Gräbernachweis die Toten zusammen mit dem Bundesarchiv und benachrichtigt die Angehörigen – wenn es Kontaktdaten gibt.

Noch immer bergen Umbetter jährlich die Gebeine von rund 11.000 Kriegstoten – vor allem Soldaten, aber auch Zivilisten. Allein in Ungarn gelang das 2024 in 1.127 Fällen. Und ein Ende ist nicht in Sicht: Der Volksbund geht von mehr als zwei Millionen Toten allein in Osteuropa aus, die noch nicht geborgen sind. 

Gräbersuche online

Wer noch ein Familienmitglied seit dem Zweiten Weltkrieg vermisst, kann in der Gräbersuche online recherchieren. Rund 5,4 Millionen Datensätze stehen dort inzwischen zur Verfügung. Führt die Suche nicht zum Ziel, kann man online einen Suchantrag stellen. Dann meldet sich der Volksbund bei den Angehörigen, wenn es neue Erkenntnisse gibt.

Der Volksbund ist ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Er pflegt ihre Gräber auf rund 830 Kriegsgräberstätten in 45 Ländern. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 38.000 junge Menschen. Für seine Arbeit ist er dringend auf Mitgliedsbeiträge und Spenden angewiesen.
 

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