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Forschungen rund um den Winterbergtunnel:

Volksbund warnt vor eigenmächtigen Aktionen

Kassel, Craonne, 2. Dezember. Aktuell arbeiten der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge mit seinen französischen Partnerorganisationen ONAC und DRAC an der Aufklärung der Situation rund um den sogenannten „Winterbergtunnel“. Bei der Suche nach Toten des Ersten Weltkrieges werden nun verstärkt wissenschaftliche Methoden eingesetzt. In diesem Zusammenhang warnt die Generalsekretärin des Volksbundes, Daniela Schily, vor eigenmächtigen Aktionen.

Einige Namen der Toten sind  bekannt

Nördlich der Ortschaft Craonne, auf dem Chemin des Dames, wurden im Ersten Weltkrieg mehr als 200 deutsche Soldaten durch einen Granateinschlag in einem Stollen verschüttet und starben einen grausamen Tod. Ihr Schicksal ist dokumentiert, genau wie ihre Namen. Wo ihre sterblichen Überreste jedoch genau zu finden sind, ist noch unklar. Zuletzt hatten Privatleute auf eigene Faust mit einem Bagger an einem vermeintlichen Tunneleingang gegraben. Sie präsentierten anschließend Journalisten angebliche Fundstücke, die beweisen sollten, dass dort tote Soldaten zu finden sind. Der Volksbund und seine Partner verurteilen solche illegalen Aktionen.

Dazu kommentiert Daniela Schily, Generalsekretärin des Volkbundes: „Das Bemühen, die Toten zu suchen ist ehrenwert, doch die Durchführung der Aktion – ohne Beteiligung und Genehmigung der zuständigen Behörden – ist unangebracht, sogar kontraproduktiv. Selbst wenn historisch Interessierte denken, sie müssten aktiv werden, um die Toten zu bergen, können diese im schlimmsten Fall das Gegenteil bewirken, nämlich die Plünderung der Gräber.“  

Umfangreiche Recherchen in Deutschland und Frankreich

Bei der Suche nach den Toten im Tunnel arbeitet der Volksbund mit seinen französischen Partnern ONAC und DRAC eng zusammen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Volksbundes und ehrenamtliche Unterstützer recherchierten in den vergangenen Jahren in diversen Archiven, prüften die zahlreichen Unterlagen und glichen historische Karten mit der heutigen Topographie ab, um die genaue Lage des Tunnels und der Toten zu orten. Hierzu wurden Lage und Entfernungen des auf überlieferten Karten eingezeichneten Tunneleingangs mit noch heute vorhandenen Bezugspunkten verglichen und ins Gelände übertragen.

Grabungen ohne Genehmigungen verstoßen gegen geltendes Recht

Bevor ein Projekt und – entsprechende Mittel – zur Öffnung des vermuteten Eingangs umgesetzt werden können, gilt es, die Lokalisierung durch weitere Untersuchungen zu bestätigen. Hierzu wurde im Sommer 2020 erstmals ein Georadar eingesetzt, eine zweite Untersuchung mit zusätzlich angefordertem Spezialgerät für eine geophysikalische Untersuchung soll in Kürze realisiert werden. Hierzu werden momentan Absprachen getroffen und die erforderlichen Genehmigungen eingeholt. Dann planen die deutschen und französischen Partner, das weitere Vorgehen mit entsprechenden Maßnahmen in die Wege zu leiten. „Als Spendenorganisation müssen wir mit unseren Geldern sorgfältig umgehen, das erwarten zu Recht auch unsere Mitglieder“, so die Generalsekretärin. „Eine ungenehmigte Grabung verstößt gegen geltendes Recht und sorgt  vor Ort für unnötige Irritationen und Ärger. Deshalb lehnt der Volksbund solche Praktiken kategorisch ab. Wenn gegraben werde, müsse die Bergung unmittelbar erfolgen oder aber eine Bewachung sichergestellt sein, sonst werde möglicher Grabräuberei Tür und Tor geöffnet“.

Über den Stand der weiteren Forschungen wird der Volksbund aktuell weiter informieren.