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Friedhöfe als UNESCO-Welterbe: gemeinsam stark in neuem Verein

Gedenkorte des Ersten Weltkrieges schützen, erhalten und bekannter machen – Volksbund bei Gründungsversammlung dabei

Das UNESCO-Weltkulturerbe verpflichtet und bietet große Chancen – das gilt auch für die 139 Kriegsgräberstätten und Erinnerungsorte des Ersten Weltkrieges, die seit September 2023 auf dieser Liste stehen. Um dem gerecht zu werden, hat sich in Frankreich ein Verein gegründet. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. ist Vorstandsmitglied.
 

In Frankreich ist der Volksbund für 20 gelistete Friedhöfe zuständig, in Belgien für drei. Bei der Vereinsgründung am 5. Februar in Meaux war Carole Novy dabei. Sie leitet das Volksbund-Büro für Frankreich in Metz.
 

Auszeichnung mit Leben füllen

„Mission Patrimoine de la Première Guerre Mondiale“ (Mission zum Erbe des Ersten Weltkrieges) heißt der neue Zusammenschluss. Sein Ziel: die Auszeichnung als Weltkulturerbe mit Leben füllen und sie als Mahnung zum Frieden nach außen tragen.

Gründungsmitglieder sind in erster Linie die französischen Behörden – vor allem das Armeeministerium und die Départements mit den Friedhofsverwaltungen. Als weitere Mitglieder traten unter anderem der Volksbund und seine Partnerorganisationen aus Frankreich (ONAC), Großbritannien (CWGC), den USA (ABMC), aus Portugal, Dänemark und weiteren Ländern bei.
 

Kontakt zu UNESCO und Ministerien

Der Verein koordiniert die Arbeit mit den französischen Ministerien und hält den Kontakt zur UNESCO. „Er wird eine Reihe von Fragen der UNESCO beantworten. Sie betreffen hauptsächlich den Schutz der Friedhöfe. Dabei geht es zum Beispiel um den Abstand zu Gebäuden“, erklärt Carole Novy.

Außerdem führt ein Rahmenabkommen die Akteure zusammen, die die Grabanlagen in Frankreich verwalten. Der Verein soll ein Netzwerk für den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen den Eigentümern und den Behörden betreuen und leiten. Er wurde inzwischen vom Staat anerkannt und erhält eine Sonderfinanzierung vom Armeeministerium.

Dank an alle Akteure

„Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die Aufnahme der Gräberstätten in die Liste des Welterbes einen wirksamen Beitrag zur Belebung des Gedenktourismus leisten wird, der in den letzten Jahren einen starken Aufschwung erlebt hat“, sagte Patricia Mirallès. Als delegierte Ministerin des Armeeministers ist sie zuständig für das Gedenken und die Kriegsveteranen. 

Sie dankte allen Akteuren, die sich für die Aufnahme dieser 139 Stätten in die UNESCO-Liste eingesetzt hatten, und schloss mit Worten des französischen Dichters Louis Aragon: „Alles, was war, wird sein, wenn man sich nur daran erinnert“. Sie fügte hinzu: „Dank dessen, was Sie getan haben, dank dessen, was getan werden wird, werden die Soldaten, die in all diesen Schlachten gefallen sind, weiterhin SEIN – und somit kann die Geschichte lebendig bleiben“.

Info-Tafeln, Schilder, Parkplätze

Die Mitglieder wollten außerdem die transnationale Zusammenarbeit mit Blick auf die Verwaltung stärken und ein System zur Bewertung der Anlagen einführen, so die Volksbund-Mitarbeiterin. 

Weitere Ziele: Die Verfahren zum Schutz der Kriegsgräberstätten sollen einfacher werden. Und: Die Friedhöfe sollen als touristische Reiseziele beworben und unter anderem mit Schildern an den Straßen, Info-Tafeln, Parkplätzen ausgestattet werden.
 

Austausch mit Belgien

„Mission Patrimoine de la première guerre mondiale“ werde auch die Koordination und Kommunikation zwischen Frankreich und Belgien übernehmen, erklärt Carole Novy. An den Gesprächen dort zum Umgang mit dem Welterbe-Status ist der Volksbund ebenfalls beteiligt.

Der neue Verein tritt in große Fußstapfen: 2011 hatte sich die „Association des Paysages et Sites de mémoire de la Grande Guerre" (Landschaften und Gedenkstätten des Ersten Weltkriegs) gegründet mit dem Ziel, die Kriegsgräberstätten und Erinnerungsorte entlang der Westfront des Ersten Weltkrieges von der UNESCO anerkennen zu lassen. Als das Ziel erreicht war, löste sich der Verein auf.

Volksbund vor großer Herausforderung

Geld für Erhalt und Pflege stellt die UNESCO nicht zur Verfügung. Darum ist und bleibt die Finanzierung wichtiger Projekte auf den Friedhöfen für den Volksbund vorrangiges Thema. In St.-Quentin ist das monumentale Denkmal von 1915 sanierungsbedürftig – ein kleines Beispiel für eine große Herausforderung. Ein ähnliches ist auf dem Friedhof Veslud zu finden.

Außerdem müssen die schwarzen Metallkreuze, die typisch sind für deutsche Friedhöfe des Ersten Weltkrieges in Frankreich, tausendfach von Flechten befreit, gestrichen und neu beschriftet werden. „Das bekommen wir nur nach und nach und mit vielen Arbeitseinsätzen Freiwilliger hin“, sagt Dr. Andreas Wulf, Leiter der Abteilung Kriegsgräberstätten.

Großeinsatz in Neuville-St.-Vaast

Zuletzt hatten Volksbund und Bundeswehr vier Gruppen von Freiwilligen zu einem großen Pflegeeinsatz in Neuville-St.-Vaast zusammengefasst. 40 Soldatinnen und Soldaten arbeiteten im Juni 2024 auf dem größten deutschen Friedhof des Ersten Weltkrieges und restaurierten 1.770 Metallkreuze und 30 Namensplatten.

In Cambrai hat ein Bundeswehrkommando 38 Grabstelen neu aufgestellt, Embleme gereinigt, Bäume entfernt, die Pflastersteinumrandung eines Denkmals freigelegt und Lücken in den Hecken mit neuen Pflanzen geschlossen.

Eine Liste mit den 23 UNESCO-Welterbestätten in Volksbund-Obhut finden Sie hier: Weltkulturerbe Kriegsgräberstätte: Volksbund begrüßt UNESCO-Entscheidung
 

Der Volksbund ist …

… ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Mehr als 11.000 waren es im vergangenen Jahr. Der Volksbund pflegt ihre Gräber in 45 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 38.000 junge Menschen. Der Volksbund ist dringend auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen.
 

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