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Gedenken zum 8. Mai: still und gemeinsam

Volksbund-Präsident Schneiderhan erinnert mit Partnern und Freunden in Berlin an Kriegsopfer

„Jeder hat sicherlich seine eigene Trauer, aber in einem sind wir uns einig: Wir wollen gemeinsam eine friedliche Zukunft gestalten. Auch dafür steht der 8. Mai“, betonte Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan mit Blick auf den 76. Jahrestag des Kriegsendes in Berlin. Im Rahmen seiner Gedenkwoche nahm der Volksbund in Berlin an Kranzniederlegungen am sowjetischen Ehrenmal in Pankow und am französischen Ehrenmal vor der Julius-Leber-Kaserne teil.

Frieden könne man nur mit anderen schließen, hatte Schneiderhan im Vorfeld gesagt. „Deshalb sind Frieden und europäische Verständigung die beiden Seiten derselben Medaille. Aus diesem Grund begehen wir den 8. Mai als Gedenk- und Erinnerungstag gemeinsam mit unseren europäischen und nordamerikanischen Freunden und Partnern.“

Rund um den Jahrestag hatte deshalb der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ein breit angelegtes Programm geplant.
 

Mit Volksfest-Charakter

Den Schlusspunkt am 9. Mai setzte die sowjetische Botschaft mit Kranzniederlegung am Sowjetischen Ehrenmal an der Straße des 17. Juni. Dort nahm das Gedenken phasenweise Volksfest-Charakter an. Menschen brachten Fotos ihrer Angehörigen mit, viele kamen in Anzügen und Sonntagskleidern, andere in Uniform. Neben dem russischen Botschafter in Deutschland, Sergej Netschajew, nahmen weitere Botschafter der GUS-Staaten, sowie Axel Drecoll, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, und Jörg Morré vom Deutsch-Russischen Museum in Karlshorst teil. Für den Volksbund legte Präsident Wolfgang Schneiderhan einen Kranz nieder. Wegen der Pandemie hielten Berliner Polizisten die Besucher an, FFP2-Masken zu tragen.

Video: Simone Schmid

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Das sowjetische Ehrenmal im Tiergarten ist eine der größten sowjetischen Gedenkstätten in Berlin. Hier wurden 2.500 Soldaten beigesetzt. Der Bau wurde unmittelbar nach Kriegsende begonnen, um sowjetischer Soldaten und Offiziere zu gedenken, die in der Schlacht um Berlin gefallen waren. Die Bauarbeiten wurden von Marschall Georgi Schukow persönlich kontrolliert worden, die feierliche Eröffnung fand am 11. November 1945 statt. Berlin-Besucher kennen die Gedenkstätte nahe des Brandenburger Tores vor allem wegen der beiden T34-Panzer rechts und links des Eingangs.

Während die Wehrmacht bereits am 8. Mai 1945 gegenüber den Westmächten bedingungslos kapituliert hatte, wurde die letzte Unterschrift unter die Kapitulation gegenüber der Roten Armee erst kurz nach Mitternacht am 9. Mai in Berlin-Karlshorst gesetzt. Deshalb feiern Russland und andere Staaten erst am 9. Mai Kriegsende. 

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Hammer und Sichel am Himmel

Der 8. Mai, der in Deutschland für das Kriegsende steht, hatte mit dem Gedenken der Russischen Föderation und der Partner der GUS-Staaten in Pankow begonnen: Morgendliche Stille lag über dem sowjetischen Ehrenfriedhof auf der Schönholzer Heide. In dem 27.500 Quadratmeter großen Areal mit dem markanten, 33 Meter hohen Obelisken aus hellgrauem Syenit ruhen die sterblichen Überreste von mehr als 13.200 Offizieren und Soldaten der Roten Armee, die bei den Kämpfen um Berlin im April und Mai 1945 ihr Leben verloren.

Viele Jahre bildeten die startenden und landenden Flieger des nahe Airports Tegel die Geräuschkulisse. An diesem 8. Mai aber war es ein wahrhaft Stilles Gedenken, nur das Zwitschern der Vögel aus dem nahen Erholungsgebiet war zu hören. Der Russische Botschafter in Deutschland, Sergej J. Netschajew, und die Botschafter Weißrusslands und Kasachstans erinnerten mit ihren Kranzniederlegungen an die Toten des Zweiten Weltkrieges.

Video: Simone Schmid

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Für den Volksbund gedachten Präsident Wolfgang Schneiderhan, Generalsekretär Dirk Backen und Landesvorstand Alex Lubawinski der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Pandemiebedingt musste die Veranstaltung verkleinert werden, dennoch waren zahlreiche Vertreter aus Politik, Zivilgesellschaft und anderer Organisationen auf die Schönholzer Heide gekommen. Und sie erlebten am Ende dann doch noch eine Flugeinlage: Ein kleines Flugzeug mit einer Hammer-und-Sichel-Flagge zog am blauen Himmel seine einsamen Runden über dem Ehrenmal.

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Gedenken mit französischer Botschafterin

Auf Einladung der französischen Botschaft erinnerten Franzosen und Deutsche mit einem stillen Gedenken und einer Kranzniederlegung an das Kriegsende. Am historischen Gedenkort an der Julius-Leber-Kaserne nahmen die Botschafterin der Republik Frankreich, Anne-Marie Descotes, der Verteidigungs- und Heeresattaché Generalmajor Jean-Pierre Metz, der Kommandeur des Landeskommando, Brigadegeneral Uchtmann, und der Historiker Prof. Étienne François für Souvenir Français teil. Der Volksbund war mit Präsident Wolfgang Schneiderhan, Generalsekretär Dirk Backen, dem stellvertretenden Schatzmeister Tore May und einer kleinen Delegation vertreten.

Die Julius-Leber-Kaserne im Berliner Ortsteil Wedding ist die größte Kaserne in Deutschland. Nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht übernahmen im August 1945 die französischen Streitkräfte als die Kaserne. 1994 zog der letzte  französische Soldat aus. Am 5. Januar 1995 wurde die Kaserne nach dem Widerstandskämpfer Julius Leber benannt.

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Gedenken an die polnischen Befreier

An diesem Tag besuchten Wolfgang Schneiderhan, Dirk Backen, Dr. Fritz Felgentreu (Landesvorsitzender Berlin und MdB) und eine Volksbund-Delegation auch einen Gedenkort, der bei vielen Menschen nicht immer präsent ist. Präsident Schneiderhan legte im Gedenken an die zahlreichen polnischen Opfer, aber auch in Anerkennung der heutigen Zusammenarbeit beider Länder bei der gemeinsamen Kriegsgräberfürsorge einen Kranz nieder.

Das Denkmal für die polnischen Befreier:innen Berlins ist noch vergleichsweise jung in der Gedenklandschaft der Hauptstadt: Es wurde am 1. September 2020, 81 Jahre nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen, eingeweiht. Auf dem Denkmal in Form einer Standarte inmitten der Gebäude der Technischen Universität am viel befahrenen Ernst-Reuter-Platz informiert eine Gedenktafel in deutscher, polnischer, englischer und russischer Sprache über die Stationen des Kampfes polnischer Einheiten vom Karl-August-Platz bis zum Brandenburger Tor 1945.

Um den seinerzeitigen Sitz des Wehrtechnischen Instituts war es zu heftigen Kämpfen gekommen. Auch deswegen kam es auf eine Initiative aus der deutsch-polnischen Zivilgesellschaft zu diesem Gedenkort, an dem auch studentische Engagierte an die militärische Vergangenheit ihrer Universität erinnern.

Das Wissen um den Einsatz von polnischen Einheiten bei der Eroberung Berlins – wie auch anderen Orten in Europa von der Normandie über Monte Cassino bis zum heute belarussischen Lenino – ist wenig verbreitet. Dabei kämpften allein 180.000 Soldatinnen und Soldaten in polnischen Einheiten der Roten Armee bei der Eroberung Berlins, andere kamen als Kampfpiloten für die britische Royal Air Force über dem Stadtgebiet ums Leben. Den Anstoß, ihrer zu gedenken, hatte Kamil Majchrzak, ein Berliner mit polnischen Wurzeln, gegeben.

Schon am 7. Mai hatte der Volksbund an einer Kranzniederlegung der ukrainischen Botschaft am sowjetischen Ehrenmal Tiergarten an der Straße des 17. Juni teilgenommen.

Eine Übersicht über das Programm der Gedenkwoche und Berichte dazu finden Sie hier.

Text: Harald John / Diane Tempel-Bornett