Die norwegische und die deutsche Flagge am Volkstrauertag auf der Kriegsgräberstätte Alfaset in Oslo – ein Beispiel von vielen auf allen Kontinenten (© Haakon Vinje, Norwegian War Graves Service)
Im Regen wie im Sonnenschein: weltweites Gedenken am Volkstrauertag
Internationale Veranstaltungen erinnern an Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft
Während in Deutschland jede Gemeinde und Kommune den Volkstrauertag begeht, finden auch in zahlreichen Ländern rund um den Globus Gedenkstunden statt. Ausdrücklich gilt die Erinnerung den Kriegstoten aller Völker. Von Australien über Algerien, von Island bis in die USA reichen die Veranstaltungen, die die Deutschen Botschaften und Konsulate organisieren.
Ob im Norden, Süden, Osten oder Westen – der Tenor ist derselbe: Die Toten der Kriege mahnen zu Versöhnung und Frieden, zu Dialog und Zusammenarbeit. Diese Werte liegen der Arbeit des Volksbundes zugrunde – in Deutschland, Europa und der ganzen Welt. Die vielen internationalen Gedenkveranstaltungen gemeinsam mit Vertretern der Gastländer und anderer Nationen spiegeln das weltweite Engagement des Volksbundes und stehen für die Versöhnungsleistung nach den Weltkriegen.
Belgien: Lommel
Auf der Kriegsgräberstätte Lommel gedachten Belgier und Deutsche gemeinsam der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Viele waren der Einladung des deutschen Botschafters Martin Kotthaus gefolgt, darunter ein Repräsentant des belgischen Königshauses sowie Botschafts- und Militärangehörige des Commonwealth, Irlands und Frankreich. Auch belgische und deutsche Schülerinnen und Schüler beteiligten sich an der Gestaltung der Gedenkstunde.
Australien: Tatura
Bei sommerlichen Temperaturen wurde in Australien der Opfern von Krieg und Gewalt gedacht. Wie jedes Jahr organisierte der Deutsche Militärattachéstab die Veranstaltung auf dem Soldatenfriedhof in Tatura im Bundesstaat Victoria.
Stellvertretend für die deutsche Botschafterin nahm Honorarkonsul Michael Pearce an der Gedenkveranstaltung teil. Der Büroleiter des Militärattachéstabes, Stabsbootsmann Björn Stanislowksi, legte für die Botschaft einen Kranz nieder.
Zwei Abgeordneten des Parlamentes in Victoria ̶ Kim O’Keefe (National Party) und Wendy Lovell (Liberal Party) ̶ nahmen ebenfalls an der Veranstaltung teil. Das gemeinsame Gedenken stand im Zeichen von Aussöhnung und Verbundenheit beider Völker.
Rumänien: Bukarest
Rumänien war in diesem Jahr das Partnerland bei der zentralen Gedenkstunde im Deutschen Bundestag. Rumäniens Präsident Klaus Werner Iohannis hielt die Gedenkrede. In der Hauptstadt Bukarest fand ebenfalls eine Gedenkveranstaltung statt ̶ unter Federführung des deutschen Botschafters Dr. Peer Gebauer. Auch hier reichten sich frühere Kriegsgegner die Hand. Der Botschafter Bulgariens, Frankreichs und Deutschlands gedachten gemeinsam der Kriegstoten.
Island: Reykjavík
Seit vielen Jahren ist es in Reykjavík Tradition, den Volkstrauertag und den Remembrance Day zu verbinden. Auf dem Fossvogur Friedhof liegen sowohl deutsche als auch Kriegstote des Commonwealth. Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Botschaften sowie der isländischen Küstenwache und isländischer Behörden legten am Gedenkkreuz des Commonwealth War Grave Kränze nieder. Abschließend ging die Trauergemeinschaft zur deutschen und daraufhin zur polnischen Kriegsgräberstätte.
Priester Bjarni Þór Bjarnason leitete die Veranstaltung und schloss in sein Gebet auch die trauernden Angehörigen der Kriegsopfer ein. An den Gräbern betonten die britische wie die deutsche Botschafterin die Bedeutung des Volkstrauertages nicht nur als Tag der Trauer, sondern auch als Tag der Mahnung zu Verständigung und Frieden - insbesondere vor dem Hintergrund aktueller Kriege und Konflikte. Die deutsche Botschafterin Clarissa Duvigneau erinnerte an 80 Jahre D-Day und gedachte derjenigen, die für die Freiheit – letztlich auch die der Deutschen – kämpften und ihr Leben verloren.
Spanien: Yuste
Wie in den Vorjahren fand die zentrale Gedenkveranstaltung des Volkstrauertages in Spanien auf dem einzigen deutschen Soldatenfriedhof des Landes statt. Botschafterin Maria Margarete Gosse hatte auf die Kriegsgräberstätte Yuste eingeladen ̶ 240 km westlich von Madrid in der Region Extremadura. Es nahmen mehr als 80 Gäste am ökumenischen Gedenkgottesdienst und der Kranzniederlegung durch die Botschafterin teil.
Ein spanischer Veteranenverein fertigte unter großem Aufwand (ungefähr 1300 Arbeitsstunden) einen Altar für die Gedenkfeier an. Botschafterin Gosse ehrte dieses ehrenamtliche Engagement mit Urkunden des Volksbundes. Das Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr hatte einen Trompeter entsandt, der die Gedenkveranstaltung unterstützte.
Algerien: Algier
Zur Gedenkveranstaltung auf der Kriegsgräberstätte Deli-Ibrahim hatte die Botschaft des Vereinigten Königreiches geladen. Die deutsche und serbische Botschaft beteiligten sich an den Vorbereitungen. Soldaten aller drei Länder liegen hier Seite an Seite.
Die Veranstaltung begann auf dem serbischen Teil des Friedhofes. Hier ruhen serbische Soldaten, die bei Gefechten in Griechenland verwundet und zur medizinischen Behandlung nach Algerien gebracht wurden. In Anwesenheit zahlreicher ziviler und militärischer Vertreter der Botschaften und Vertretern des algerischen Militärs hielt die serbische Botschafterin Ana Petković eine Ansprache. Anschließend wurden Kränze niedergelegt.
An den deutschen Gräbern verlas Botschafter Georg Felsheim das Totengedenken, auch hier wurden Kränze niedergelegt.
Auf dem britischen Teil der Kriegsgräberstätte fand bei strömendem Regen ein Gottesdienst statt. Nach einer Schweigeminute und dem Reveille folgten Redebeiträge der britischen, deutschen und serbischen Botschafterinnen und Botschafter. Mitarbeiter lasen deutsche, serbische und britische Gedichte vor. Zum Abschluss legte man wiederum Kränze nieder.
Norwegen: Oslo
Der Volkstrauertag in Oslo begann mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Deutschen Gemeinde. Anschließend ging man gemeinsam zur Kriegsgräberstätte in Alfaset und zum Gefangenenlager in Grini. Unter den Teilnehmern waren der Pfarrer der deutschen Gemeinde, der deutsche Botschafter, Dr. Detlef Wächter, und der deutsche Militärattaché, Alexander Türk, sowie die französische Botschafterin, Florence Robine, und die Militärattachés der französischen, polnischen und britischen Botschaften. Begleitet wurden die Zeremonien in Alfaset und Grini von einer Gruppe norwegischer Veteranen und zwei Trompetern der königlichen Garde.
Irland: Glencree
Das „Glencree Centre for Peace and Reconciliation“ und die Deutsche Botschaft in Irland richteten gemeinsam mit der Lutherischen Kirche und der St. Kevin's Church Glencree die Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag in Glencree aus.
Man gedachte aller, die weltweit in Kriegen und Konflikten ihr Leben verloren haben, und derjenigen, die auch heute unter den Folgen von Kriegen und Konflikten leiden.
Auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Glencree ruhen 134 deutsche Soldaten und Zivilisten aus beiden Weltkriegen.
Slowakei: Bratislava
Zahlreiche Gäste folgten der Einladung des deutschen Botschafters Thomas Kurz auf die Kriegsgräberstätte Bratislava. Staatssekretär Martin Vojtasovic vertrat das Verteidigungsministerium der Slowakischen Republik, für das Innenministerium war die Beauftragten für Kriegsgräberfürsorge, Frau Kralova, anwesend und Brigadegeneral Banas vertrat den Generalstab der Streitkräfte. Auch Militärattachés aus Frankreich, Großbritannien, den USA, Tschechien und der Ukraine nahmen am Gedenken teil. Die Ehrengarde des Präsidenten der Slowakischen Republik und das Militärmusikkorps der slowakischen Streitkräfte übernahmen die musikalische Gestaltung der Gedenkstunde.
USA: San Antonio, Texas
Im US-Bundesstaat Texas fand eine Gedenkveranstaltung auf dem Friedhof in Fort Sam Houston, einem amerikanischen Stützpunkt, statt. Oberstleutnant Thomas Emig vom Taktischen Ausbildungskommando der Deutschen Luftwaffe in den USA organisierte die Veranstaltung und legte einen Kranz für den Volksbund nieder.
Dieses Kommando ist mit einigen Bundeswehrsoldaten in Sheppard AFB (Air Force Base) in Texas stationiert.
Kanada: Kitchener
Auf Einladung des Deutschen Generalkonsulats in Toronto und organisiert von der „German-Canadian Remembrance Society“ fand auf dem Woodland Cemetery in Kitchener, Ontario eine Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag statt.
Auf dem Friedhof haben 187 deutsche Soldaten ihre letzte Ruhe gefunden. Generalkonsulin Kristina Thony und zwei Vertreter der Bundeswehr, die zum Canadian Forces College in Toronto abgeordnet sind, legten Kränze nieder, ebenso wie Parlamentsabgeordnete und Vertreterinnen und Vertreter der Städte Kitchener und Waterloo sowie zahlreicher deutscher Vereine und Verbände, die in der Region ansässig sind.
Die „Transylvania Hofbrau Band“ und der „Concordia Chor“ begleiteten die Zeremonie. Im Anschluss lud der „Schwaben Club“ zum traditionellen „Kaffee und Kuchen“ ein. Das gemeinsame Gedenken ist ein starkes Zeichen der deutsch-kanadischen Verbundenheit und Freundschaft.
Italien: Costermano
Auf der deutschen Kriegsgräberstätte in Costermano sul Garda fand eine würdige Gedenkveranstaltung statt. Die Generalkonsulin der Bundesrepublik Deutschland in Mailand, Susanne Welter, verlas das Totengedenken und legte gemeinsam mit den Vertretern der Bundeswehr (NATO Rapid Deployable Corps – Italy, Deutscher Anteil) Oberst i.G. Carsten Döding, Oberst i.G. René Schüren, Stabsunteroffizier André Muck und Hauptfeldwebel André Hischer sowie den Pfarrern der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Verona-Gardone und der Gemeinde Costermano Kränze nieder. Es nahmen auch die Vizepräfektin aus Verona sowie Vertreter der Gemeinde Costermano und Repräsentanten örtlicher italienischer Veteranenverbände an der Veranstaltung teil.
Russland: Moskau
Es war ein ungewöhnlich milder Wintertag, kein Schnee wie früher, nur ein nasskalter Wind, der über den Kriegsgefangenenfriedhof im Moskauer Stadtteil Ljublino fegte. „Dies ist im Vergleich zu unseren großen Kriegsgräberstätten vor Wolgograd oder Petersburg ein kleiner Friedhof, aber er ist symbolträchtig,“ sagte der Leiter der Moskauer Vertretung des Volksbundes Hermann Krause vor rund 80 Gästen – darunter Militärattachees aus vielen Nationen. „Hier haben deutsche Bundespräsidenten und Bundeskanzler Kränze niedergelegt und sich für Versöhnung zwischen unseren Völkern eingesetzt. Dieser Gedanke der Versöhnung ist trotz der jetzigen politischen Situation immer noch im Bewusstsein der Menschen verankert - und zwar auf beiden Seiten.“
In seiner Ansprache wies der deutsche Botschafter Alexander Graf Lambsdorff darauf hin, dass Russland aufgrund des Krieges in der Ukraine kein einfacher Ort sei, um den Volkstrauertag zu begehen. „Für uns Deutsche ist Moskau aber gleichzeitig ein besonderer Ort. Wir stehen an den Gräbern einiger 100 Soldaten, die zu den vielen Millionen Gefallenen des verbrecherischen Angriffs auf die Sowjetunion zählen.“ 27 Millionen Sowjetbürger mussten in diesem Krieg ihr Leben lassen. „Eine ungeheure Zahl, die wir kaum begreifen und schon gar nicht, was sie im Einzelnen bedeutet“, so der Botschafter weiter. Er sehe den Volkstrauertag nicht auf die Vergangenheit gerichtet, sondern die Weitergabe der bitteren Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges an die jüngere Generation sei unsere Pflicht.
So waren Schüler der Deutschen Schule Moskau eingeladen, die dazu aufriefen, auch im Frieden alles zu tun, um Kriege zu verhindern. „Das Gute im Menschen muss über das Böse siegen“, so eine Schülerin. „In der Geschichte der Menschheit hat es immer Kriege gegeben, dies dürfen wir aber nicht als Selbstverständlichkeit akzeptieren.“
Ausdrücklich bedankte sich der Botschafter am Ende der Zeremonie für die Arbeit des Volksbundes in Russland. „Diese Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland bleibt uns Deutschen ein wichtiges Anliegen – besonders auch in diesen schwierigen Zeiten.“
Der Volksbund ist …
… ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Fast 12.000 waren es im vergangenen Jahr. Der Volksbund pflegt ihre Gräber in 45 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 38.000 junge Menschen. Der Volksbund ist dringend auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen.
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