Ossarien heißen die Beinhäuser in Bordj Cedria, in denen die sterblichen Überreste von mehr als 8.500 deutschen Soldaten bestattet sind. Hier ziehen die Soldaten die Namen, Dienstgrade und Lebensdaten nach. (© Daniela Lehmann)
Kriegsgräber in Tunesien: „Dieser Einsatz bleibt uns im Gedächtnis“
Pflegeeinsätze Teil I: Bundeswehr unterstützt Volksbund auf deutschem Friedhof Bordj Cedria
Tatkräftige Unterstützung bekommt der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. von vielen Seiten: Bei Pflegeeinsätzen packen Bundeswehr und Reservisten, Jugendliche und junge Erwachsene, aber auch Rentner mit an – über 80 Jahre sind die Ältesten in den Freiwilligen-Camps. In loser Folge stellen wir Beispiele vor. Die Sammlung 2024 beginnt im Frühjahr in Tunesien mit der Bundeswehr.
Zehn Männer des Fallschirmjägerregiments aus Seedorf in Niedersachsen arbeiteten im April zwei Wochen lang auf der einzigen deutschen Kriegsgräberstätte im Land, in Bordj Cedria, 25 Kilometer östlich von Tunis. Dort sind 8.562 deutsche Soldaten bestattet, die im Tunesienfeldzug von November 1942 bis Mai 1943 oder in Kriegsgefangenschaft starben.
Terrassen, Ossarien, Pflanzinseln
Errichtet wurde die Kriegsgräberstätte 1977. Mit den Terrassen, Ossarien (Gebeinhäusern) und Pflanzinseln passt sie sich in die im Frühling noch grüne Landschaft ein.
Daniela Lehmann, Referatsleiterin für Bau beim Volksbund, hatte vorab mit den Männern besprochen, was zu tun ist. Auf der Kriegsgräberstätte machte sie sich außerdem ein Bild davon, welche Sanierungsarbeiten im kommenden Jahr dringend notwendig werden – Tunesien war eine von mehreren Stationen einer Dienstreise.
Gestrichen, gepflanzt, gesäubert
Die Männer unter dem Kommando von Oberstleutnant Heinz Schweda reinigten Ossarien und Flächen, pflanzten dem Klima angepasste Stauden auf den einzelnen Höfen, säuberten die Wasserrinnen, entfernten Totholz und strichen Metallteile. Schließlich wurden die Inschriften auf den Ossarien nachgezeichnet.
Die Männer kümmerten sich aber nicht nur um die Pflege des Friedhofs: Sie beschäftigten sich auch mit der Geschichte und der tunesischen Kultur. Für einige Teilnehmer war es nicht der erste Pflegeeinsatz: Sie hatten im vergangenen Jahr den Friedhof im litauischen Zarazai instandgesetzt.
Tiefen Einblick erhalten
Für Kommandoführer Oberstleutnant Heinz Schweda war es der letzte Einsatz. Er verabschiedete sich in den Ruhestand und blickte zufrieden auf die 14 Tage in Tunesien: „Wir haben durch diesen tatkräftigen Einsatz zur Aufwertung der Anlage beigetragen. Außerdem haben wir einen tiefen Einblick erhalten und Land und Leute kennengelernt“, so sein Resümee. „Dieser Einsatz bleibt uns im Gedächtnis”.
In weiteren Artikeln rücken demnächst Neuville-Saint-Vaast und Sainte-Marie-aux-Mines in Frankreich in den Mittelpunkt sowie Marienbad (tschechisch: Mariánské Lázně).
Der Volksbund ist ...
... ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Fast 12.000 waren es im vergangenen Jahr. Der Volksbund pflegt ihre Gräber in 46 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich mehr als 30.000 junge Menschen.
Der Volksbund ist dringend auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen ist. Aktuell bittet er um Spenden für eine Notausbettung in Belarus.