Leutnant Hermann Mix aus Wismar rettete 1945 Oberperfuss vor der Zerstörung. (© privat / Simon Legner CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)
Letzte Kriegswochen in Tirol: zwei feindliche Einheiten in einem Dorf
#volksbundhistory erinnert an Hermann Mix und die „Operation Greenup“ im Frühjahr 1945
Oberperfuss, ein Dorf bei Innsbruck, Ende April 1945. Als die Wehrmachtskompanie von Leutnant Hermann Mix im Ort Quartier bezieht, ahnt sie nicht, dass dort ein amerikanisches Spionagekommando agiert. Die Dorfbewohner haben Angst. Sie geraten zwischen die Fronten – ein Schicksal zwischen Leben und Tod.
Wenige Wochen zuvor: Nach schweren Kämpfen gegen die US-Armee ist Leutnant Hermann Mix im März mit seiner 8. Kompanie, IR 455 der 257. Volks-Grenadier-Division, in einem Brückenkopf am Rhein eingeschnürt. Die endgültige Niederlage droht. Mix will mit seinen Soldaten das östliche Rheinufer erreichen.
In der Nacht vom 23. auf den 24. März beobachtet er, wie die Amerikaner die Bataillons- und Regimentsführung festnehmen. Nun muss er die Entscheidungen für seine Kompanie eigenständig treffen. Er beschließt, nicht mehr an den Kämpfen teilzunehmen und setzt sich mit seinen Soldaten über den Schwarzwald in Richtung Inntal ab. Kurz vor Innsbruck entscheidet er, den geordneten Rückzug zu beenden.

Unter dem Hashtag #volksbundhistory berichten wir von historischen Ereignissen und liefern Hintergrundinformationen. Unser Autor: Dr. Wolfgang Donner. Er war Gründungsdirektor der Akademie Schwerin, die er lange leitete. Seit 2007 forscht er zu Wehrmachtssoldaten. Hermann Mix überließ ihm seine Tagebücher.
Einrücken in Oberperfuss

„...(unsere Kompanie)... rückte am späten Abend des 27. April mit etwa einhundert vollbewaffneten Soldaten, die in den drei vergangenen Wochen mehr als dreihundert Straßenkilometer zurückgelegt hatten, in die Eintausend-Seelengemeinde Oberperfuss ein“, schreibt Hermann Mix in sein Tagebuch. Der Ortskern liegt oberhalb des Inntals auf einem Hochplateau – der ideale Ort für den militärischen Überblick und für schnelle neue Entscheidungen.
Das Erscheinen der schwerbewaffneten Kompanie im Dorf löst bei den Bewohnern Ängste aus. Einer der Gründe: Sie müssen davon ausgehen, dass Oberperfuss eine „kleine“ Festung für den Endkampf wird. Der Tiroler Gauleiter Franz Hofer hatte Innsbruck zur Festung erklärt. Da lag es nahe, dass Oberperfuss ein Teil des Verteidigungsrings werden könnte. Das bedeutet, dass das Dorf zum Ende des Krieges kaum zu retten ist.
Kampfauftrag hat Bestand
Der Kampfauftrag besteht für Hermanns Kompanie nach wie vor. Wie sie sich verhalten wird, können die Einheimischen nicht ahnen. Begegnungen und Gespräche mit den „Gastgebern“ führen jedoch dazu, dass sich das Verhältnis zwischen Bewohnern und Soldaten, vielfach selbst Bauernsöhne, schnell entspannt. „Beide Seiten wussten, dass sie in den kommenden Tagen ein gemeinsames Schicksal durchleben würden, und teilten den Wunsch nach einem schnellen Ende des Krieges ohne weiteres Blutvergießen.“
Geheimes US-Kommando
Doch es gibt noch einen zweiten Grund zu größter Sorge: Im Gegensatz zu Hermann Mix wissen viele in der Bevölkerung, dass Oberperfuss seit März Basisstation eines geheimen Kommando-Unternehmens der Amerikaner ist: der „Operation Greenup“.
Seit Wochen geht die Angst um, dass das Geheimunternehmen von der Gestapo entdeckt werden könnte. Verrat würde viel Leid über das Dorf bringen. Dass nun auch noch eine kampfstarke Militäreinheit der Wehrmacht das Dorf besetzt, spitzt die Situation dramatisch zu.
Rückblick auf 1944
Die US-Armee baute 1944 in Bari ihren Stützpunkt für den Militärgeheimdienst („Office of Strategie Service“, OSS) auf. Im Herbst 1944 stand die US-Armee südlich der Alpen in der Po-Ebene und hatte Schwierigkeiten, entschlossen den Weg über die Alpen fortzusetzen. Deutsche Truppen hatten Verteidigungslinien aufgebaut, die schwer zu durchbrechen waren. Außerdem rollten täglich ungehindert Transporte mit Soldaten und militärischen Gütern über den Brennerpass.
Die Lage der Alliierten war kompliziert. In dieser Situation fasste das OSS den Entschluss, ein Kommando-Unternehmen unter dem Namen „Operation Greenup“ vorzubereiten. Es sollte in Tirol in der Nähe der Landeshauptstadt Innsbruck operieren. Der OSS erhoffte sich wichtige Informationen vor Ort, um Schlussfolgerungen für den Vormarsch der Alliierten über die Alpen ziehen zu können. Zwei durch den OSS ausgebildete jüdische Amerikaner standen bereit, diesen Auftrag auszuführen.
Das Team
Friedrich (Fred) Mayer (1921 – 2016) stammt aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Freiburg/Breisgau.1938 floh die Familie in die USA und lebte in Brooklyn/New York. („Brooklyn“ wurde später der Geheimname für Innsbruck) Der OSS bildete ihn zum Agenten und Einzelkämpfer aus. Aufgrund seiner sprachlichen Fähigkeiten, seiner deutschen Herkunft und organisatorischen Begabung sowie seiner körperlichen Leistungsfähigkeit beauftragte ihn der OSS mit der Leitung des Unternehmens.
Hans Wijnberg (1922 – 2011) entstammt einer jüdischen Familie aus Amsterdam. Seine Familie sammelte Geld, um ihm die Flucht in die USA zu ermöglichen. Wijnbergs gesamte Familie wurde später in Konzentrationslagern umgebracht. Nach Abschluss einer technischen Hochschulausbildung trat er 1943 der US-Armee bei. Hier wurde er vom OSS angeworben und als Funker ausgebildet.
Oberleutnant Franz Weber (1920 – 2001) stammt aus Oberperfuss und wurde dort mit acht Geschwistern streng katholisch erzogen. Um einem Beitritt zur SS zu entgehen, meldete er sich freiwillig zur Wehrmacht und wurde Offizier. Die Kriegserlebnisse im Warschauer Ghetto 1939, sein Einsatz an der Ostfront und vor allem die Teilnahme an Kämpfen gegen kroatische Partisanen 1943 brachten ihn in Gewissenskonflikte mit seinem Glauben. Im September 1944 desertierte er in Italien und kam in amerikanische Gefangenschaft. Hier erklärte er sich bereit, aktiv gegen Nazi-Deutschland zu kämpfen. Daraufhin wurde er vom OSS als Ortskundiger rekrutiert und sein Heimatdorf Oberperfuss in unmittelbarer Nähe zu Innsbruck wurde zur Basis der „Operation Greenup“.
Ziele der Undercover Mission
Im Herbst 1944 begannen die gemeinsamen Vorbereitungen auf den Einsatz. Der OSS legte folgende Einsatzziele fest:
- Erkunden der Militärtransporte über den Brennerpass, um sie durch die US-Luftwaffe auszuschalten
- Erkenntnis, wie real die Gefahr einer „Alpenfestung“ im Raum Innsbruck war.
- Erkenntnisse zum Stand des Baus des ersten Düsenjägers Me 262, der „Wunderwaffe“, in den Flugzeugwerken Kematen/Innsbruck
Spione im Schnee
Am 26. Februar 1945 sprangen die drei Spione bei Schneesturm auf einem Gletscher in über 3000 Metern Höhe in den Stubaier Alpen ab. In den folgenden Tagen führte Weber die Gruppe aus dem Hochgebirge auf dem gefährlichen Weg ins Tal in Richtung Oberperfuss. Weber trug eine deutsche Uniform. Mayer und Wijnberg trugen über ihren amerikanischen Uniformen und Waffen weiße Tarnkleidung.
Es gelang der Gruppe am 3. März, Oberperfuss zu erreichen. Vor allem die künftige Schwiegermutter Webers, Anna Niederkircher, die Wirtin vom Hotel „Krone“, seine Verlobte und seine Schwestern unterstützten von Beginn an die Arbeit der Gruppe. Sie verstecken Franz Weber bis zum Ende der Aktion. Obwohl es im Dorf viele Mitwisser gab, wurden sie nicht verraten.
Versteckt und inkognito
Der Funker Wijnberg wurde auf dem Dachboden des Kraxner-Hofes versteckt und sendete bereits am 8. März 1945 seinen ersten Funkspruch an die Zentrale des OSS in Bari. Als Funkantenne diente ein über den Hof gezogenes dünnes Stahlseil, das als Wäscheleine getarnt war. Die Funkstation wurde nicht enttarnt.
Fred Mayer erhielt eine deutsche Offiziersuniform und „echte“ Papiere eines im Krankenhaus Innsbruck verstorbenen deutschen Offiziers. Er wohnte ganz offiziell in Innsbruck, konnte sich frei bewegen und seinen Spionageauftrag nach und nach erfüllen. Er erhielt sogar einen Clubausweis für das deutsche Offizierskasino. Das hat Quentin Tarantino in seinem Film „Inglourious Basterds“ in einer Episode mit Brad Pitt nachgestellt.
Junge Frauen als Kuriere
Die Gespräche unter den Offizieren waren sehr offen und Mayer erhielt eine Vielzahl von geheimen Informationen, die Wijnberg sofort nach Bari funkte. Meldungen, die Mayer gesammelt hatte, brachten vor allem junge Frauen von Innsbruck nach Oberperfuss. Vom brisanten Inhalt wussten sie nichts.
Unterirdische Produktionsanlagen
Mayer erfüllte alle Aufträge mit großer Umsicht. Von einem Eisenbahner ließ er sich den Fahrplan der Militärtransporte über den Brenner geben. So konnten die Amerikaner die Transporte durch gezielte Bombardierungen ausschalten. Er meldete nach Bari, dass die uneinnehmbare „Alpenfestung“ nur ein Propagandatrick der Nazis sei.
Anfang April, als der OSS bereits einen Informationsbericht über die ME 262 angemahnt hatte, ergab sich eine überraschende Möglichkeit, Informationen über den Bau des Düsenjägers aus erster Hand zu erhalten. Mayer bekam Kontakt zu einem Innsbrucker Radio- und Elektrohändler, dem Regimegegner Robert Moser. Er beschäftigte ausländische Arbeitskräfte und stattete sie mit neuen Papieren aus.
Gefoltert von der Gestapo
So erhielt auch Fred Mayer einen echten Pass: aus Fred wurde Frederick Mayer, geboren in Paris, von Beruf Elektriker. Als Elektriker erhielt er Zutritt zu den unterirdischen Produktionsanlagen bei Kematen. Schon nach einigen Tagen konnte er eine Entwarnung über Wijnberg an den OSS geben: Der Düsenjäger stelle keine reale Gefahr mehr da.
Am 20. April, dem Geburtstag von Adolf Hitler, explodierte in der Innsbrucker Innenstadt eine Bombe. Die Gestapo setzte eine große Verhaftungswelle in Gang. Auch der französische Fremdarbeiter Mayer wurde kurz vor Mitternacht verhaftet und im Gestapo-Gefängnis gefoltert. Gerüchte über eine Spionagegruppe gab es schon länger – aber keine Beweise.
„Offizier mit Sonderauftrag”
Einem verhafteten deutschen OSS-Agenten, der anschließend erschossen wurde, zeigte die Gestapo ein Bild von Mayer. Doch er kannte weder den Spion noch dessen Auftrag. Der Gestapo sagte er, dass es sich um einen hohen OSS-Offizier mit Sonderauftrag handele, den man pfleglich behandeln solle.
Auf dem Hof des Gauleiters
Der Tiroler Gauleiter Franz Hofer ließ Mayer auf sein Anwesen bringen. Er hatte ein persönliches Motiv, sich um den OSS-Agenten Mayer zu kümmern: Hofer gehörte zu einer größeren Gruppe SS-Führer, die ohne Wissen Hitlers seit Februar 1945 Geheimverhandlungen mit dem amerikanischen Geheimdienst in der Schweiz führten. Ziel der Gespräche war es, den Krieg im Westen zu beenden und gemeinsam gegen den „Bolschewismus“ im Osten zu kämpfen.
Am 27. April werden die Gespräche in der Schweiz endgültig beendet. Es ist der Tag, an dem Hermann Mix mit seiner Kompanie Oberperfuss besetzt. Hofer sieht nun in der Rettung „des hohen amerikanischen Offiziers Mayer“ ein persönliches Faustpfand gegenüber den Amerikanern.
Tauschhandel zur Rettung Innsbrucks
In den folgenden Tagen kommt es zu mehreren Gesprächen zwischen Mayer und dem Gauleiter. Mayer stellt Forderungen an Hofer. Der Gauleiter hatte Innsbruck zur Festung erklärt – das bedeutet, dass der Kampf um die Stadt den Amerikanern hohe Verluste zufügen würde. Innsbruck selbst wäre zu großen Teilen zerstört.
In einer Radioansprache am 30. April fordert Hofer nochmals die Verteidigung der Landesgrenze mit allen Mitteln. Dieser Befehl gilt auch für Leutnant Hermann Mix in Oberperfuss.
Mayers Einflussnahme zeigt jedoch Wirkung. Er fordert den Gauleiter auf, in einer weiteren Radioansprache die kampflose Übergabe Innsbrucks anzubieten. Hofer erklärt sich unter einer Bedingung dazu bereit: dass Mayer ihm die Garantie gibt, bei seiner Festnahme durch die Amerikaner als „normaler Soldat“ behandelt zu werden.
Ein letzter Befehl
„Noch war das idyllische Oberperfuss von direkten Kampfhandlungen unberührt geblieben. Um diesen Zustand zu bewahren, mussten wir uns baldmöglichst unserer Waffen entledigen“, schreibt Mix in sein Tagebuch. Für ihn hat ein schnelles Kriegsende ohne Blutvergießen nach wie vor oberste Priorität.
Am 1. Mai 1945 lässt der Kompanieführer seine Soldaten in voller Ausrüstung vor dem Hotel „Krone“ zum Appell antreten. Er dankt den Soldaten, dass sie seinen Befehlen gefolgt sind. Dies sei eine entscheidende Voraussetzung für ihn als Kompanieführer, seinen letzten Befehl zu geben: Niederlegung aller Waffen.
Waffen in die Tiefe geworfen
Die Kompanie bewegt sich aus dem Dorf in Richtung Hochgebirge. An einem Steilhang ins benachbarte Sellrain-Tal machen die Soldaten ihre Waffen unbrauchbar und werfen sie in die Tiefe. Anschließend befiehlt der Kompanieführer alle Soldaten in die provisorisch eingerichtete Kompanieschreibstube im Hotel „Krone“ zur Verabschiedung.
Mix vermerkt in jedem Soldbuch: „Entlassung aus der Wehrmacht, 1.5.1945“. Dazu ein Dienststempel und seine Unterschrift. Mit diesem Akt sind die Soldaten vor der Verfolgung durch SS und Gestapo geschützt. Nur der Leutnant selbst kann sich nicht entlassen. Er riskiert sein Leben.
US-Truppen im Inntal
Dass die Soldaten Oberperfuss verlassen haben, ist die entscheidende Voraussetzung: Nun können Mayer, Wijnberg und Weber ihre Mission erfolgreich zu Ende führen. Am Abend des 2. Mai beginnt die US-Armee, Nachbardörfer von Oberperfuss zu beschießen. Weber, der nach dem Abzug der deutschen Soldaten aus seinem Versteck kommt, hisst zum Zeichen der Kapitulation des Dorfes eine weiße Fahne auf der Kirchturmspitze.
Am selben Tag ist Gauleiter Hofer bereit, Innsbruck in einer mit Mayer abgestimmten Radioansprache zur „freien Stadt“ zu erklären. Eine offizielle Kapitulation ist das noch nicht. Mayer kann diesen Erfolg nicht allein absichern.
Hofer „unter Quarantäne gestellt“
Er verlangt ein gesichertes Auto, seinen Funker Hans Wijnberg aus Oberperfuss zum Hof des Gauleiters zu bringen. Mayer und Wijnberg ziehen ihre amerikanischen Uniformen an, nehmen ihre Waffen und kehren zurück. Der Gauleiter wird unter Aufsicht von Wijnberg „unter Quarantäne gestellt“.
Am 3. Mai – die Amerikaner sind auf den Sturm auf Innsbruck vorbereitet – besorgt sich Mayer erneut ein Auto des Gauleiters und fährt seinen Truppen mit weißer Fahne entgegen. Gegen 14 Uhr trifft er bei Zirl auf die amerikanische Armee. Es ist die 103. ID aus Texas, die „Cactus-Division“. Die Amerikaner können es kaum glauben, dass ihnen ein Mann in amerikanischer Uniform entgegenkommt.
Innsbruck ist gerettet
Mit einem Geheimdienst-Major kehrt Mayer zu Gauleiter Hofer zurück. Dieser kapituliert und erklärt Innsbruck zur „offenen Stadt“. Noch am selben Abend marschieren die Amerikaner kampflos in Innsbruck ein. Der Krieg ist in Tirol zu Ende.
Versteck im Hochgebirge

Nach der Entlassung seiner Kompagnie flüchtet Hermann Mix mit Hilfe des Dorfarztes ins Hochgebirge. Auf der Gleirschalm versteckt er sich. Als er nach einer Woche nach Oberperfuss zurückkehrt, erzählt ihm Dr. Murschentz, dass zwei Stunden nach seiner Flucht ein SS-Kommando im Ort erschienen sei, um den „Verräter“ zu erschießen.
Am 25. Juni 1945 wird Mix vom Dorfpolzisten verhaftet und nach Innsbruck geschafft. Er soll der französischen Besatzungsmacht übergeben werden. Wieder werden seine Freunde aus Oberperfuss aktiv. Als er wegen einer Erkrankung in die Uni-Klinik gebracht wird, gelingt ihm die Flucht. Erneut versteckt er sich in den Bergen.
Als Letzter aus Wehrmacht entlassen
Einige Tage später nimmt Mix Abschied. Ausgestattet mit Zivilkleidung, Verpflegung und Geld verlässt er am 17. August 1945 das Gleirsch-Tal und macht sich auf den 1.000 Kilometer langen Weg nach Norden. Nach nur fünf Tagen trifft er in Hamburg ein. Noch immer braucht Mix Entlassungspapiere der Wehrmacht. Erst mit ihnen kann er seine letzte Etappe über die Demarkationslinie zu den Eltern nach Wismar in die „Ostzone” wagen.
Bei der englischen Militärbehörde wird seinem Antrag auf Entlassung aus der Wehrmacht am 17. September 1945 schließlich stattgegeben. Er bekommt eine amtliche Entlassungsurkunde ausgehändigt. Damit ist Hermann Mix der letzte deutsche Soldat, der aus der Wehrmacht entlassen wurde. Am 9. Oktober 1945 können die Eltern in Wismar endlich ihren „verlorenen Sohn“ wieder in die Arme schließen.
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