Volksbund Logo Desktop Volksbund Logo Mobil
Gräbersuche Mitglied werden Jetzt spenden Spenden

Massengrab auf Danziger Friedhof entdeckt

Rund 300 Kriegstote – Hinweis führte Volksbund-Umbetter zunächst zur falschen Stelle

Einen einzigen Hinweis gab es und der war falsch. Dass der Volksbund jetzt dennoch ein Massengrab mit rund 300 Kriegstoten auf einem Friedhof in Danzig gefunden hat, ist dem persönlichen Einsatz der polnischen Partner und ihrer Recherche zu verdanken.

Der Hinweis stammte von einer Augenzeugin aus den 1960er Jahren, hatte aber zur falschen Stelle auf dem riesigen Gelände des Friedhofs geführt. Sogar Georadar hatte der Volksbund 2020 im Stadtteil Wrzeszcz Srebrzysko (früher Silberhammer) eingesetzt auf der Suche nach der Grablage aus der unmittelbaren Nachkriegszeit. „Unsere Partner haben weiter gefragt und gesucht, nachdem wir nichts gefunden haben“, berichtet Thomas Schock, Leiter des Umbettungsdienstes beim Volksbund. Und sie hatten schließlich Erfolg.

Die Umbetter im Volksbund-Auftrag arbeiten unter erschwerten Bedingungen: Auf dem Massengrab wurden an vielen Stellen in späteren Jahren weitere Tote bestattet. Diese Gräber, die bis heute bestehen, müssen bei den Arbeiten ausgespart werden. Bleiben die Wege und Freiflächen auf diesem Teil des Friedhofs, den Tag für Tag viele besuchen, wo es laufend Bestattungen gibt.
 

Arbeitsschritte im Depot

Darum verlegt der Volksbund in diesem Fall Arbeitsschritte, die auf die Exhumierung folgen, an einen anderen Ort. Die „Gebeinaufnahme“, wie es in der Fachsprache heißt, erfolgt im Depot. Und darum steht auch noch nicht fest, wieviele Kriegstote die Umbetter tatsächlich gefunden haben. Sicher ist: Es sind Männer, Frauen und Kinder, unter ihnen Bombenopfer, aber auch Soldaten. Wenige Erkennungsmarken, die zu den Fundstücken gehören, belegen das. Eingebettet werden die Gebeine so bald wie möglich auf der deutschen Kriegsgräberstätte in Danzig, die der Volksbund betreut.

„Oft sind die Schätzungen von Zeitzeugen zu hoch – was die Zahl der Toten angeht. In diesem Fall scheint sie zu stimmen“, sagt Thomas Schock und ergänzt: „Wenn unsere Leute ihre Arbeit nicht mit so viel Enthusiasmus machen würden, hätten wir die Grablage nicht entdeckt. Für sie gehören diese Funde auch zu ihrer eigenen Geschichte.“ 
 

Weitere Sammelanlage mit Einzelgräbern

Das Massengrab ist nicht die einzige Stelle auf diesem Friedhof, wo Kriegstote liegen. Schon während des Zweiten Weltkrieges war eine Sammelanlage entstanden, wo der Volksbund aktuell Tote aus Einzelgräbern ausbettet. Doch zum Teil liegen auch ihre Gebeine unter Gräbern jüngeren Datums. In diesen Fällen sprechen die Fachleute von einer „teilüberbetteten Grablage“. Schon 2019 waren hier sechs deutsche Soldaten geborgen und identifziert worden.

Thomas Schock rechnet damit, dass in Danzig noch mehr Massengräber bislang unentdeckt sind.
 

Der Volksbund ist...

ein gemeinnütziger Verein, der vor 102 Jahren gegründet wurde. Seine Arbeit finanziert er vor allem aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden.