Die Bilanz zum Beginn der Arbeiten in Bobruisk: Die Gebeine von 41 Toten sind exhumiert. (© Vladimir Ioseliani)
Notausbettung Osteuropa: erste Tote sind geborgen
In Bobruisk in Belarus fanden Umbetter am ersten Tag auch Erkennungsmarken
Die Vorarbeiten haben sich etwas länger hingezogen als geplant, aber jetzt hat der Einsatz begonnen: Im belarussischen Bobruisk haben Umbetter die ersten Toten geborgen. Möglich macht das eine Spendenaktion mit großer Resonanz. Gut lesbare Erkennungsmarken lassen darauf hoffen, dass mit der Exhumierung Schicksale geklärt werden können.
Auf dem öffentlich nicht zugänglichen Gelände haben einheimische Experten gestern mit dem Exhumieren begonnen. Nach wie vor gibt es kein gültiges Kriegsgräberabkommen zwischen Deutschland und Belarus, darum übernimmt eine Partnerfirma die Arbeiten an den Grablagen.
Alle Kräfte in Bobruisk gebündelt
„Drei Gruppen sind im Auftrag dieser Firma sonst im ganzen Land unterwegs”, erklärt Vladimir Ioseliani, der beim Volksbund als Umbettungsleiter unter anderem für Belarus zuständig ist. „Sie sind jetzt alle in Bobruisk zusammengezogen, weil die Zeit drängt.”
Bis zum Jahresende müssen die Arbeiten abgeschlossen, muss das Gelände in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt sein. Dem aktuellen Kenntnisstand zufolge dürften mehr als 1.700 deutsche Soldaten in der Zeit von 1941 bis 1944 auf diesem Gelände auf einem damaligen Wehrmachtsfriedhof bestattet worden sein.
Bauschutt weggeschoben
In den vergangenen Tagen hatten die Experten alle technischen Voraussetzungen geschaffen und auch schweres Gerät wie Bagger beschafft. Vor allem aber haben sie an verschiedenen Stellen des Geländes sondiert und sind auf Tote – zum Teil mit Erkennungsmarken – gestoßen.
Jetzt hat die Bergung an einer ersten Grablage begonnen, nachdem dort Bauschutt weggeschoben worden war. Die Bilanz nach dem ersten Tag: 41 Tote sind exhumiert. „Sie lagen alle in Einzelgräbern. Die Knochen sind gut erhalten”, sagt Vladimir Ioseliani. Außerdem fanden die Umbetter 14 Erkennungsmarken, die alle gut lesbar sind. Mit ihrer Hilfe lässt sich voraussichtlich ein Teil der Toten identifizieren. Dem Archivmaterial zufolge wurden sie 1943 und 1944 bestattet.
Update nach der ersten Woche: Die Umbetter haben die Gebeine von 223 Toten exhumiert und 79 Erkennungsmarken gefunden.
Spendenaufruf für Bobruisk
Um diesen umfangreichen, ungeplanten Einsatz mit engem zeitlichen Rahmen finanzieren zu können, hat der Volksbund zu Spenden aufgerufen: Notausbettung Osteuropa - Namen für Schtschatkowo. Wir danken allen, die sich schon beteiligt haben!
Ihre letzte Ruhestätte finden die Toten, die jetzt geborgen werden, ganz in der Nähe: Die Kriegsgräberstätte Schtschatkowo ist nur rund zwölf Kilometer vom Stadtzentrum Bobruisk entfernt.