Symposium des Riga-Komitees in Recklinghausen regt weitere Kommunen zum Beitritt an
Initiative in der Stadt Datteln dem Städtebündnis beizutreten
Datteln. Ende September hat das Deutsche Riga-Komitee in Recklinghausen getagt. Ein Teilnehmer der Veranstaltung, Theodor Beckmann aus Datteln, der im Sommer bereits an einer Studienreise des Volksbundes nach Riga teilgenommen hatte, berichtet im Folgenden über die Tagung und die Initiative in der Stadt Datteln sich ebenfalls dem Städtebündnis anzuschließen. Sein Text wurde auf der Internetseite des lokalen Heimatvereins veröffentlicht (siehe Link).
www.heimatverein-datteln.de/aktuelles/2019/10/05/gegen-das-vergessen.html
Gegen das Vergessen – für die Demokratie
Das 4. Symposium des Deutschen Riga-Komitees fand [...] in Recklinghausen statt. Das am 23. Mai 2000 gegründete Riga-Komitee hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger aufrecht zu erhalten, die 1941/42 in das Ghetto von Riga deportiert und dort ermordet wurden. Die Gedenkstätte in Riga-Bikernieki mit den Namenstafeln ihrer Heimatorte ist ein bewegendes Zeichen der Solidarität.
In der Stadt Datteln gibt es derzeit ernsthafte Bestrebungen, diesem Komitee beizutreten. Der Vorsitzende des Plattdeutschen Sprach- und Heimatvereins Datteln nahm deswegen die Gelegenheit wahr, im Rahmen dieses Treffens sich sowohl über die Arbeit des Komitees zu informieren als auch zusammen mit dem Kulturdezernenten Dirk Franke und der Leiterin der Volkshochschule Rosemarie Schloßer die Vertreter des Komitees in die Pläne der Stadt Datteln einzuweihen.
Natürlich ging es bei diesem Treffen auch um die Gedenkstätten in Riga, um eine verbesserte Gestaltung der Informationsbedürfnisse der Besucher dort, um eine zeitgemäßere, ergänzende Infrastruktur für Angehörige und Besucher im Ghetto und in den Wäldern von Bikernieki und Rumbula.
Im Mittelpunkt des Treffens in Recklinghausen stand aber das Thema "Zeitenwende der Erinnerung!? Wege der Gedenkkultur ohne Zeitzeugen angesichts aktueller Herausforderungen." In den letzten Jahren war diese Gedenkkultur oftmals durch die Begegnung mit Überlebenden des Holocaust geprägt. Diese Begegnungen lösten jedes Mal Betroffenheit und Empathie bei jungen und älteren Zuhörer*innen aus, aber auch Neugier, die als Ausgangspunkt pädagogischer Prozesse genutzt wurde. Es wurde um vieles leichter, hiermit eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem NS-Regime anzustoßen, die Erinnerung an die Verbrechen und Schrecken des Terrorregimes wach zu halten und das Engagement für eine demokratische Gesellschaft der Gewaltenteilung, der Volkssouveränität und des Schutzes der Menschenrechte darauf aufzubauen. Neben den beeindruckenden Fahrten zu den nationalen und ausländischen Gedenkstätten (z.B. Majdanek, Auschwitz, Buchenwald, Dachau) und den völkerverbindenen Jugendbegegnungen bietet sich an, in der Erinnerungskultur der Mitgliedsstädte des Riga-Komitees Fahrten nach Lettland zu verankern.
In Zukunft wird die Beschäftigung mit den früheren Nachbarn und Nachbarinnen stärker in den Mittelpunkt der Erinnerungskultur treten. Der Weg, über die Gefühle Betroffenheit und Empathie Interesse zu wecken, hat sich bewährt, um die Aufarbeitung der Verbrechen der nationalsozialistischen Herrschaft zu initiieren. Den früheren Nachbar*innen aus der Stadt, aus der in der Nähe liegenden Straße einen Namen zu geben, ihnen ein Gesicht und eine Lebensgeschichte zu geben, führt zwangsläufig zur Auseinandersetzung mit den Rahmenbedingungen, die dazu führten, dass diese Menschen aus dem städtischen Leben verschwunden sind, sei es durch Flucht nach USA oder Palästina, verbunden mit dem Verlust der geliebten Heimat, sei es durch Deportation und Ermordung in den Vernichtungslagern des Ostens. Dabei kann die Idee der Stolpersteine helfen.
Die zwei Tage in Recklinghausen haben den Eindruck verstärkt, dass der inzwischen entstandene regelmäßige Ideen- und Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedsstädten des Deutschen Riga-Komitees von großer Bedeutung ist, weil die demokratischen Errungenschaften immer wieder erkämpft, bewahrt und verteidigt werden müssen. Deshalb sollten wir in Datteln die Anregung aus der Bürgerschaft aufgreifen und einen Ratsbeschluss herbeiführen, der den Beitritt zum Deutschen Riga-Komitee beinhaltet.
Fotos und Text: Theodor Beckmann (Vorsitzender des Dattelner Heimatvereins)
Im Rahmen des 4. Symposiums des Deutschen Riga-Komitees in Recklinghauen traf der Vorsitzende des Dattelner Heimatvereins Theodor Beckmann auch zwei Vertreter aus Riga, Frau Marika Barone, Deputy Head of International Cooperation and Coordination Division at Riga City Council, und Herrn Guntis Gailitis, Direktor der Denkmalbehörde in Riga.