Patrick Sensburg, Präsident des Verbands der Reservisten der Bundeswehr, Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan und Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr (von links) fordern dazu auf, die Kriegsgräberfürsorge zu unterstützen. (© Collage: Volksbund)
Aufruf zur Sammlung 2024: für Völkerverständigung einsetzen
Appell von Volksbund, Bundeswehr und Reservistenverband zum Auftakt der jährlichen Spendenaktion
Gemeinsam rücken Bundeswehr, der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. und der Reservistenverband die Haus- und Straßensammlung in den Mittelpunkt: Generalinspekteur Carsten Breuer, Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan und Patrick Sensburg, Präsident des Verbands der Reservisten, rufen in offenen Briefen dazu auf, für den Volksbund mit der Sammeldose auf die Straße zu gehen – „auf dass die Lehren der Vergangenheit lauter tönen mögen als das Säbelrasseln der Gegenwart”.
Generalinspekteur der Bundeswehr
Soldatinnen und Soldaten, Reservistinnen und Reservisten, zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
seit mehr als zwei Jahren erleben wir, wie Menschen Opfer sinnloser Aggression werden, sei es in der Ukraine oder an anderen Krisenorten der Welt. Über drei Jahrzehnte wähnten wir uns in Europa im Frieden. Freiheit und Sicherheit prägten unseren Blick seit Ende des Kalten Krieges. Mittlerweile ist der Krieg wieder dichter an uns herangerückt – und unser Selbstverständnis von Frieden und Sicherheit zutiefst erschüttert.
Umso wichtiger ist die Arbeit von Institutionen wie dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Der Verein setzt sich bereits seit mehr als 100 Jahren dafür ein, die Erinnerung an die Schrecken von Krieg, Terror und Gewalt wachzuhalten und dadurch den Frieden in der Welt zu fördern. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Volksbundes suchen und bergen im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland, um ihnen würdige Ruhestätten zu geben. Sie stehen Angehörigen bei der Gräbersuche zur Seite. Und sie bauen Brücken: Mit Jugendcamps zur Gräberpflege schafft der Volksbund Möglichkeiten der Begegnung für junge Menschen, damit sie aus Fehlern der Vergangenheit lernen und für Toleranz, Versöhnung, Frieden und Demokratie eintreten.
Die Bundeswehr unterstützt den Verein schon von Anfang an. Im vergangenen Jahr haben unsere Sammlerinnen und Sammler rund 1,91 Millionen Euro zusammengetragen – das waren über 40 Prozent des Gesamtergebnisses der bundesweiten Haus- und Straßensammlung. Dieses Ergebnis sollte uns ein Ansporn sein. Deswegen bitte ich auch Sie, dem Volksbund in diesem Herbst wieder als freiwillige Sammlerin oder Sammler zu helfen – in Dienststellen, in Fußgängerzonen, an Haustüren oder auf Friedhöfen.
Gerade jetzt, wo uns die Zeitenwende die grausamen Folgen von Krieg und Gewalt wieder so deutlich vor Augen führt, sollten wir uns darum bemühen, Gegenwart und Erinnerung zusammenzubringen und damit Völkerverständigung zu fördern. Das breite ehrenamtliche Engagement bei den Sammlungen des Volksbundes ist für mich ein eindrucksvoller Beleg für dieses ganzheitliche Verständnis.
In diesem Sinne danke ich Ihnen schon jetzt für Ihre Hilfsbereitschaft und wünsche dem Volksbund viel Erfolg bei seiner wertvollen Bildungs- und Friedensarbeit.
General Carsten Breuer
Generalinspekteur
Volksbund und Verband der Reservisten:
gemeinsamer Aufruf zweier Präsidenten
Sehr geehrte Reservistinnen und Reservisten der Bundeswehr,
während der Volksbund sich wieder auf seine alljährliche Haus- und Straßensammlung vorbereitet, um auch weiterhin die Pflege von Kriegsgräbern der Vergangenheit sicherzustellen und für Frieden zu werben, bereitet sich die Bundeswehr gemeinsam mit unseren Bündnispartnern darauf vor, Europa angesichts einer näher rückenden Kriegsbedrohung zu verteidigen. Begriffe wie „Kriegstüchtigkeit" und „Wehrhaftigkeit" gehören seit einigen Monaten wieder zum aktiven Vokabular in Politik und Gesellschaft. Der Reserve kommt in diesem Zusammenhang eine besonders wichtige Rolle zu.
Manch einem stellt sich vor diesem Hintergrund vielleicht die Frage, warum noch Energie und finanzielle Ressourcen darauf verwendet werden sollen, an vergangene Kriege zu erinnern und alte Gräber zu erhalten, wo doch die Gefahr eines Krieges im Hier und Jetzt so greifbar und real erscheint.
Gedenken und kollektives Erinnern sind zeitlos und eine gesellschaftliche Pflicht. Die Soldatengräber der beiden Weltkriege sind mächtige, stille Mahnmale dafür, was Menschen einander antun, wenn Ideologie plötzlich schwerer wiegt als Menschlichkeit, wenn Gier jeden Großmut ausmerzt und wenn Entscheidungen von einigen wenigen und nicht mehr von einer Mehrheit getroffen werden.
Auf den Kriegsgräberstätten in Deutschland und in Europa haben oftmals ehemalige Feinde ihre letzte Ruhestätte nebeneinander gefunden. Erst der Tod hat diesen Soldaten Frieden gebracht. Das ist der Grund, wieso wir nicht müde werden dürfen, uns kontinuierlich für ein friedliches gemeinsames Leben in Europa und darüber hinaus einzusetzen - denn gemeinsam zu sterben ist der denkbar schlechteste Friedensstifter.
Wir möchten Sie ermutigen, sich gerade im Angesicht der so genannten Zeitenwende mit nachdrücklichem Engagement und Haltung für Völkerverständigung und freundschaftliche Bande über Grenzen hinweg einzusetzen. Eine Möglichkeit ist es, auch in diesem Jahr wieder mit der Sammeldose des Volksbundes auf die Straße zu gehen und Spenden zu sammeln - auf dass die Lehren der Vergangenheit lauter tönen mögen als das Säbelrasseln der Gegenwart.
Wolfgang Schneiderhan Patrick Sensburg
Präsident des Volksbundes Präsident des Verbands der
Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. Reservisten der Deutschen Bundeswehr e. V.
Weitere Informationen finden Sie hier: Haus- und Straßensammlung.
Zeiträume der Landesverbände
Baden-Württemberg: 20.10. bis 24.11.
Bayern: 11.10. bis 3.11.
Brandenburg: 1. bis 30.11.
Berlin: 28.10. bis 30.11.
Bremen: 1.10. bis 30.11.
Hamburg: 16.10. bis 22. 11.
Hessen: 4.9. bis 24.11.
Mecklenburg-Vorpommern 28.10. bis 24.11.
Niedersachsen: 1.9. bis 31.12.
Nordrhein-Westfalen: 15.10. bis 30.11.
Rheinland-Pfalz: 31.10. bis 25.11.
Saar: 19.10. bis 24.11.
Sachsen: 9.10. bis 24.11.
Sachsen-Anhalt: 17.10. bis 17.11.
Schleswig-Holstein: 1.11. bis 1.12.
Thüringen: 28.10. bis 17.11.