Er dankte dem Volksbund für sein Engagement für deutsche jüdische Soldaten: Militärbundesrabbiner Zsolt Balla, Redner in der Landesvertretung des Saarlandes (© Simone M. Neumann)
Vom politischen Wert der Kriegsgräberfürsorge
Militärbundesrabbiner Zsolt Balla spricht beim zweiten parlamentarischen Volksbund-Abend in Berlin
Der Wert der Volksbund-Arbeit für die Gesellschaft und den demokratischen Zusammenhalt – das war das Thema eines parlamentarischen Abends in Berlin. Militärbundesrabbiner Zsolt Balla sprach als Gastredner vor Bundestagsabgeordneten von CDU/CSU und SPD sowie Vertretern der Zivilgesellschaft. Er dankte Präsident Wolfgang Schneiderhan für die Initiative des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., die Rolle der deutschen Soldaten jüdischen Glaubens im Ersten Weltkrieg zu würdigen.
Wolfgang Schneiderhan überraschte die 30 Zuhörerinnen und Zuhörer mit einem slawischen Sprichwort: „Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen. Und es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen.“
Damit unterstrich der Präsident seine Botschaft, die ihm an diesem Abend unter dem Motto „Volksbund trifft Politik“ wichtig war: In einer Zeit von Kriegen, Turbulenzen und neuer Unübersichtlichkeit sorge die Pflege der Kriegsgräberstätten für stabile internationale Beziehungen, für wertvolle Erinnerungen und Erkenntnisse und fördere die Versöhnung zwischen ehemaligen Feinden.
Ohne Verfallsdatum
Der Präsident des Volksbundes zitierte den in diesem Jahr verstorbenen früheren Bundespräsidenten Horst Köhler, der die Reihe parlamentarischer Volksbund-Abende im politischen Berlin 2023 mit einer fulminanten Rede eröffnet hatte: „Kriegsgräberfürsorge kennt kein Verfallsdatum!“ (zum Beitrag).
Zsolt Balla, als Rabbiner zuständig für das Seelenheil von hunderten Soldaten jüdischen Glaubens in der Bundeswehr, stellte seine Rede unter den Titel „Kriegsgräberfürsorge in der Bildungsarbeit – ein wichtiger Beitrag zur Demokratie und Diplomatie“.
Engagiert in Riga
Unter den Zuhörern in der Landesvertretung des Saarlandes, in der Annegret Naßhan die Gäste begrüßt hatte, waren Parlamentarier wie Ottilie Klein (CDU), Dirk Wiese (SPD), Stephan Mayer (CSU), Vivian Tauschwitz, Roland Theis und Prof. Matthias Hiller (alle CDU).
Für die kirchliche Seite waren Dr. Dirk Ackermann (Evangelisches Kirchenamt der Bundeswehr) und Claudia Berger („Bund jüdischer Soldaten“) gekommen, außerdem Oberstleutnant i. G. Nils Wolk vom Verteidigungsministerium und Christian Heldt. Der Sonderbeauftragte des Auswärtigen Amtes für Beziehungen zu jüdischen Organisationen hatte den Volksbund bei der Eröffnung der neuen Dauerausstellung in Riga-Bikernieki 2023 engagiert unterstützt – damals als deutscher Botschafter in Riga.
Unter dem Davidstern
Zsolt Balla, der den Volksbund in diesem Jahr bei den Gedenkveranstaltungen rund um die „Operation Levi“ in Frankreich begleitet hatte, erinnerte an seinen ungarischen Vater, der ihn den Respekt vor Friedhöfen gelehrt habe.
Der 46-Jährige dankte Wolfgang Schneiderhan und Generalsekretär Dirk Backen für deren Engagement, deutschen Soldaten jüdischen Glaubens ein Grabzeichen mit Davidstern zu geben.
„Operation Levi“
Aktuell sind dem Volksbund rund 2.500 Einzelgräber mit Davidstern auf seinen Kriegsgräberstätten im Westen und Süden Europas bekannt. Etliche deutsche jüdische Soldaten wurden allerdings fälschlicherweise unter christlichen Grabkreuzen bestattet.
Balla dankte dafür, dass der Volksbund den Austausch der Grabzeichen nun engagiert und systematisch verfolge. Er werde im Sommer 2026 dabei sein, wenn auf der Kriegsgräberstätte Consenvoye in Frankreich die „Operation Levi“ mit Angehörigen aus den USA fortgesetzt werde.
Die Bedeutung der Bildungsarbeit
Eine zentrale Rolle, so der Rabbiner, würde die Biographiearbeit des Volksbundes spielen. Denn nicht die schiere Zahl der Toten würde in der Bildungsarbeit Emotionen wecken, sondern das Schicksal des Einzelnen.
Er habe das mehrfach auf Friedhöfen in Frankreich erlebt, wo er mit französischen Angehörigen ins Gespräch gekommen sei und man gemeinsam festgestellt habe, dass die Gefallenen auf beiden Seiten dasselbe Alter hatten, als sie starben, berichtete Balla.
Die Gegensätze verbinden
Der Militärbundesrabbiner verglich die Rolle des Volksbundes mit der eines Vogels – er verbinde so gegensätzliche Elemente wie Luft und Erde und zeige: Es geht nur gemeinsam.
Für diese Ausführungen dankte Präsident Schneiderhan herzlich und bezog die Politik in seinen Dank ein: „Ich freue mich sehr, dass der Deutsche Bundestag vor wenigen Tagen in einem Beschluss die Bedeutung des Volksbundes unterstrichen und sich für eine angemessene staatliche Förderung eingesetzt hat. Wir sind den Abgeordneten hierfür sehr dankbar."
Mehr zur Volksbund-Initiative für gefallene deutsche Soldaten jüdischen Glaubens lesen Sie hier: Operation Levi
„Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen. Und es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen.“
Slawisches Sprichwort, zitiert von Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan
Der Volksbund ist ...
… ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote im Ausland sucht, birgt und würdig bestattet. Mehr als 10.000 waren es im vergangenen Jahr. Der Volksbund pflegt ihre Gräber in 45 Ländern und betreut Angehörige. Mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten erreicht er jährlich rund 38.000 junge Menschen. Für seine Arbeit ist er dringend auf Mitgliedsbeiträge und Spenden angewiesen.
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