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Lachen und Lernen so nah beieinander

Ausbildung zum Jugendgruppenleiter auf dem Golm
Ein Artikel von Tankred Suckau

Sechs Tage lang lernten wir, was es überhaupt heißt, eine Gruppe zu sein, und wie man eine Gruppe „schafft“. Dabei waren wir selbst ein gutes Beispiel: 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland, Kirgisistan und Usbekistan. Auch wir wuchsen zu einer Gruppe zusammen. Schauplatz war die Jugendbildungsstätte des Volksbundes auf dem Golm. Anlass war die Jugendgruppenleiter-Ausbildung (Juleica). Ein Erfahrungsbericht.


Die Herberge liegt am äußersten Rand Vorpommerns, direkt an der „Granica", an der Grenze. Was bedeutet das eigentlich?
Diese Frage muss sich aufdrängen, wenn wieder Krieg in Europa herrscht.

Mit Spielen zur Einheit

Am einem Samstag trafen wir in der Jugendbegegnungsstätte Golm ein. Auch wenn dieser Ort in gewisser Weise „heimlich“ ist, leuchtet er trotzdem. Bei abendlichem Brot und einigen ersten Spielen lernten wir uns kennen, bevor – typisch für den „Campalltag“ – wenig Schlaf den Sonntag brachte. Dieser begann, wie alle folgenden Tage, mit einem knackigen „Energizer“, mit Bewegung zum Munterwerden. Danach lernten wir – wieder per Spiel –, uns gegenseitig zu vertrauen und wurden somit unglaublich schnell zu einer Einheit.

Auch die Frage nach dem idealen Teamer, der idealen Teamerin sollte nicht unbeantwortet bleiben. Wir reflektierten unsere Vorstellungen dahingehend und erkannten so, welches Handeln notwendig und möglich ist. Für einen kleinen Design-Wettbewerb war außerdem Platz und auch wenn berechtigte Zweifel an der Unabhängigkeit der Jury bestanden, haben wir dabei viel gelacht und wuchsen als Gruppe weiter zusammen.


Traurige Schönheit des Golm

Am nächsten Morgen starteten wir wieder energetisch in den Tag, um uns anschließend die Dynamiken innerhalb von Gruppen bewusst zu machen. Außerdem stand eine Besichtigung der Kriegsgräberstätte Golm unter friedenspädagogischen Gesichtspunkten auf dem Programm. Eine traurige Schönheit umgibt diesen Ort.  Und während ich diesen Bericht schreibe, gehen die Bilder aus Butscha um die Welt. Mögen andere dieses Grauen „zerschreiben“: An dieser Stelle sei nur gesagt, dass uns umso klarer wurde, wie wichtig Friedensarbeit eigentlich ist.

Den Abend verbrachten wir am Lagerfeuer, lachten viel, sprachen noch mehr und hörten uns gegenseitig zu. Wind und Flammen sorgten dafür, dass wir alle nach „Schornstein-Innenseite dufteten“. Eine kurze Nacht später ging es mit der Arbeitseinheit zum Komplex Friedhofspädagogik weiter. Am Ende stellten wir mögliche Konflikte und deren Lösungen szenisch dar, bevor wir abends noch – wie an den anderen Tagen auch – gesellig bei Spielen die Köpfe „entleerten“.


Von Aufsichtspflicht und Haftung

Am Mittwoch lag der intellektuelle Höhepunkt vor uns: Eine ganztägige Rechtsbelehrung zum Thema Aufsichtspflicht und Haftung sollte sich als erstaunlich kurzweilig herausstellen und wir hatten auch hierbei reichlich Spaß. Der Abend brachte den erste Anklang von Abschied. Bei einer Diashow, Getränken, Snacks und Spielen ließen wir die vergangenen Tage Revue passieren.

Am nächsten Tag gab es noch das obligatorische Feedback-Gespräch, bevor uns ein Shuttle nach Anklam brachte. An dieser Stelle sei noch ein besonderer Dank an Viktória Blahó für die Organisation und an Sabine Diesing für die thematische Führung der Schulung ausgesprochen.

Um mit einer persönlichen Note zu enden: Für mich lagen zuletzt selten Lachen und Lernen so nah beieinander.

Hintergrund Jugendleiterausbildung auf dem Golm

In dieser Schulung lernen künftige Teamerinnen und Teamer alles, was man über die Leitung von Gruppen wissen sollte. Während der Ausbildung erleben sie sich selbst in typischen Prozessen und lernen viel über ihre eigene Rolle und den Umgang mit Gruppen. Das Programm beinhaltet organisatorische, rechtliche, thematische und pädagogische Grundlagen. Außerdem beschäftigt sich die Schulung mit der pädagogischen Arbeit an Kriegsgräberstätten und interkulturellem Lernen. Die Jugendleitercard (Juleica) ist ein bundesweit anerkannter Ausweis, der als Beleg für die qualitative Arbeit mit Kindern und Jugendlichen steht.

Hintergrund Golm

Der Golm, 69 Meter hoch und direkt an der polnischen Grenze gelegen, ist die höchste Erhebung auf der Insel Usedom. Die furchtbaren Ereignisse des Zweiten Weltkriegs hinterließen in dieser idyllischen Landschaft traurige Spuren. 4.000 bis 6.000 Menschen kamen während der Bombenangriffe auf Swinemünde (heute polnisch Świnoujście) ums Leben. Am 12. März 2005 eröffnete der Volksbund nur etwa 400 Meter von der Kriegsgräberstätte entfernt die Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte (JBS) Golm in Kamminke.