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Pressemeldungen

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Volksbund gedenkt seines jüdischen Vorstandsmitglieds

Hermine Lesser mit einem Stolperstein

Am 7. Oktober verlegen der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und die Stolperstein-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf in der Marburger Str. 5 in 10789 Berlin einen Stolperstein zum Gedenken an die Berliner Bürgerin und Wohltäterin Hermine Lesser (1853 – 1943). Über 30 Jahre hatte sie sich in Charlottenburg karitativ engagiert, über 10 Jahre war sie im Vorstand des Volksbundes aktiv. Im Herbst 1942 wurde sie deportiert und starb vier Monate später im KZ Theresienstadt.

Zur Stolpersteinverlegung um 12.30 Uhr wird Wolfgang Wieland, Volksbund-Vizepräsident die Anwesenden begrüßen, der Historiker Bernd Ulrich über Hermine Lesser und das jüdische Engagement der Zwischenkriegszeit sprechen, Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama wird die Andacht halten und Anastassia Pletoukhina von der Jewish Agency Berlin wird aus den Briefen von Hermine Lesser an ihre Enkel lesen. Geladen sind Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Religionsgemeinschaften und Gesellschaft sowie des Volksbundes.

 

Wer war Hermine Lesser?

Geboren 1853 als Hermine Philipp wuchs sie in einer jüdischen Kaufmannsfamilie auf und erhielt wie ihre Schwestern Julie und Anna eine gute Schulbildung. Als verheiratete Frau engagierte sie sich in der Wohlfahrtspflege und in der Frauenbewegung. Sie war Wegbegleiterin von Adele Schreiber (Frauenrechtlerin), Rosika Schwimmer (Politikerin) und Alice Salomon (Vordenkerin der professionellen Sozialarbeit). Sie selbst leitete ab den 1900er Jahren eine Rechtsschutzstelle für Frauen und Mädchen und engagierte sich im Bund für Mutterschutz und als Charlottenburger Waisenpflegerin.

Von 1923 bis 1933 vertrat Hermine Lesser die Interessen des jüdischen Frauenbunds im Vorstand des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Im Verwaltungsrat des Volksbundes waren auch der Rabbiner Samson Weisse, der Künstler Max Liebermann, mit dem Hermine Lesser weitläufig verwandt war und Walter Rathenau tätig. Im September 1931 wurde sie vom Bezirk Charlottenburg für ihre dreißigjährige ehrenamtliche Tätigkeit als Waisenpflegerin ausgezeichnet. Doch das schützte sie nicht vor r Diskriminierung und Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Im Dezember 1933 wurde sie – wie andere Verbands- und Behördenvertreter aus dem Vorstand des Volksbundes gedrängt. Am 14. September wurde sie mit 1.013 anderen jüdischen Berlinern nach Theresienstadt deportiert und starb dort vier Monate später, vorgeblich an einer Lungenentzündung.

 

Die Geschichte des Volksbundes

Der Volksbund beging 2019 sein hundertjähriges Bestehen. Seine Vereinsgeschichte ist eng mit der deutschen und europäischen Geschichte verknüpft. Der Historiker Prof. Dr. Wolfgang Kruse rekonstruierte bei den Forschungsarbeiten zur Vereinsgeschichte Biografien von im Volksbund engagierten Menschen, die während der nationalsozialistischen Herrschaft aus dem Verband verdrängt und staatlich verfolgt wurden. Darunter waren Frauen, Gewerkschaftsmitglieder, Künstler, Mitglieder jüdischer Organisationen und der Arbeiterbewegung. Sie wurden in der Zeit des Nationalsozialismus marginalisiert und verdrängt. Der Volksbund will an diese Menschen erinnern, ihr Engagement würdigen und sich seiner Verbandsgeschichte stellen.

Die Veranstaltung findet unter freiem Himmel statt, nur Gäste mit hinterlegten Kontaktdaten können teilnehmen. Das Hygienekonzept erfordert das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung und das Einhalten der Abstandsregeln.