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Polen: Die Toten unter der Ruine finden ein würdiges Grab

Erinnerungen eines Augenzeugen und Einsatz moderner Technik führen zur Bergung von 277 Soldaten

Die Exhumierungsarbeiten in Patschkau (heute Paczków, Kreis Nysa bei Oppeln) sind seit wenigen Tagen abgeschlossen. Bereits im Sommer letzten Jahres gelang es dem Suchtrupp um Tomasz Czabanski, zahlreiche Gräber deutscher Soldaten zu finden, nach denen der Volksbund lange gesucht hatte. Die meisten von ihnen waren im Februar und März 1945 während des Rückzugs der deutschen Wehrmacht gefallen.

 

Gedenkort für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges

Nun ist es endlich vollbracht: Die toten Soldaten konnten gefunden und geborgen werden. Im Mittelpunkt der Suche nach den gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges stand das Vogteiwäldchen, ein Gedenkort im polnischen Pazków, dem ehemaligen Patschkau. Ursprünglich war der halbkreisförmige Platz von Steinplatten umgeben. In der Mitte stand eine große Gedenkplatte mit der Inschrift "DEN GEFALLENEN HELDEN 1914-18." An den Seiten waren Namenstafeln für die Toten aufgestellt. Zwischen den Steinplatten lagen Gräber der gefallenen Wehrmachtssoldaten. Sie waren dicht nebeneinander, Schulter an Schulter bestattet worden. Dank der Aufzeichnungen und des guten Gedächtnisses eines früheren Bürgers von Paczkow, damals noch Patschkau, der als Jugendlicher im Frühjahr 1945 bei den Bestattungen der Soldaten half, war es möglich, die Lage der Gräber nachzuvollziehen.  

Unter der Ruine des Restaurants

In den 60-er Jahren gab es für das idyllische Wäldchen andere Pläne. Die hölzernen Grabkreuze wurden ebenso wie die Grabplatten eingeebnet. Anschließend wurde Beton darauf gegossen und darauf ein Ausflugsrestaurant errichtet. Dieses wurde viele Jahre später auch nicht mehr genutzt und verfiel. Zurück blieb eine Ruine im Wald. 

Im Archiv der Bundesgeschäftsstelle des Volksbundes hatte sich schon vor Jahren ein Hinweis auf diese Grablagen gefunden. Diese Hinweise und Aufzeichnungen ermutigten das Team um Tomasz Czanbanski zu einer erneuten Sondierung. Die Suche mit dem Georadar des Volksbundes ergab Bodenanomalien. Mit einem Bagger wurde die Betondecke abgehoben – anschließend konnten die Umbetter mit ihrer Arbeit beginnen.

Ein Fünftel der Soldaten hatte noch Erkennungsmarken

Am Ende wurden bei den Exhumierungsarbeiten die Gebeine von 277 deutschen Soldaten geborgen, Die Umbetter fanden auch Metallplatten mit den Daten der Gefallenen, die ursprünglich an Holzkreuzen befestigt waren. Bei den Toten wurden noch über 50 Erkennungsmarken gefunden, die Auskunft über die Identität geben können. Doch das wird noch etwas dauern. Im Herbst sollen die Toten auf der Kriegsgräberstätte Groß Nädlitz (Nadolice Wielkie) ihre letzte Ruhe finden.

Der Volksbund gibt nicht auf

Im Zweiten Weltkrieg starben in Polen rund 486.000 deutsche Soldaten. Erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs durfte der Volksbund dort die Arbeit aufnehmen und nach ihren Gräbern suchen. Bis zum 31. August 2022 hat der Volksbund dort 164.066 Tote geborgen und 13 Kriegsgräberstätten errichtet. Viele Gebeine konnten bislang nicht geborgen werden. Doch der Volksbund gibt nicht auf und sucht auch nach fast 80 Jahren weiter. Dabei ist die Schicksalsklärung für die Angehörigen genauso wichtig wie die würdige Bestattung.