Deutschland

Gelsenkirchen-Heßler-West-Friedhof

Belegung

Auf dieser Kriegsgräberstätte ruhen 1145 Kriegstote.
Erster Weltkrieg 269 Kriegstote
Zweiter Weltkrieg 874
1053 deutsche Personen
63 Personen aus der ehemaligen Sowjetunion
25 polnische Personen
1 französische Person
1 niederländische Person

Friedhofsbeschreibung

Auf den fünf Kriegsgräberstätten des Westfriedhofs ruhen mindestens 1.145 Menschen. Mehr als die Hälfte davon sind im Zweiten Weltkrieg Opfer von Bombenangriffen geworden. Ein weiteres Drittel der Bestatteten waren Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkrieges. In der Kriegsgräberliste von 1971 sind auch die ausländischen Kriegstoten aufgeführt. Sie kamen aus Belgien, Frankreich, Jugoslawien, Kroatien, Polen, Spanien, den Niederlanden, dem zaristischen Russland und der Sowjetunion. Einige der Namen oder ihrer Nationalitäten wurden allerdings auch fehlerhaft notiert, manche der Verstorbenen waren als „Unbekannt“ bestattet worden. Die fünf Grabanlagen des Westfriedhofs stehen für verschiedene Ursachen des Sterbens im Krieg – die Kriegsgräber sind besondere Zeugen beider Kriege und der NS-Gewaltherrschaft.

Kriegsgräberfelder 26/26a

In den Kriegsgräberfeldern 26/26a ruhen Kriegsgefangene der Roten Armee sowie sogenannte Ostarbeiter und – arbeiterinnen. Sie waren ab 1941 aus der Sowjetunion und dem besetzten Polen nach Gelsenkirchen verschleppt worden. Manche von ihnen hatten sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen als Arbeitskraft anwerben lassen. Nach ihrer Ankunft im Deutschen Reichsgebiet waren sie ohne Unterscheidung ihres Status‘ zur Arbeit zwangsverpflichtet worden. Sie waren hier meist in überfüllten Barackenlagern untergebracht und mussten Schwerstarbeit leisten. Viele starben unter den unmenschlichen Lebensbedingungen und extrem schlechten Arbeitsverhältnissen, andere kamen bei alliierten Bombenangriffen ums Leben. Die nach dem Krieg erstellten Namenslisten weisen darauf hin, dass mindestens 128 Menschen aus Polen und der Sowjetunion in diesem Gräberfeld ruhen. Kriegsgefangene aus Jugoslawien und Belgien sowie eine hohe Anzahl unbekannter Personen sind hier ebenfalls beigesetzt. Auf Veranlassung des Alliierten Kontrollrates wurde im Jahr 1949 ein Gedenkstein errichtet, der an einige der Opfer erinnert: „Hier ruhen sowjetische Bürger, die in der faschistischen Gefangenschaft in der Zeit von 1941 bis 1945 umgekommen sind.“ Eine Erinnerungstafel der Stadt Gelsenkirchen gedenkt seit 2013 ebenfalls der hier bestatteten Menschen.

Kriegsgräberfeld 25

Im Kriegsgräberfeld 25 sind überwiegend belgische Zwangsarbeiter begraben. Die Kriegsgräberliste nennt die Namen von 56 Menschen, die Mehrzahl von ihnen kam am 1.Mai 1943 durch eine Minenbombe auf ein Barackenlager der Gelsenkirchen-Benzin-AG ums Leben. Dort waren Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter untergebracht. Die Überzahl der Getöteten dieses Bombenangriffs waren Belgier. Unter den Bestatteten sind auch drei Spanier und ein Jugoslawe. Im Gräberfeld 25 liegen aber auch die beiden Gelsenkirchener Emil Rattay und Hermann Frost begraben. Sie wurden am 20.Oktober 1944 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ als Mitglieder der kommunistischen sogenannten Zielasko-Gruppe in München hingerichtet. Ihre Namen und das Bestattungsdatum fanden in einer Begräbnisliste Erwähnung, einen Grabstein haben beide aber nicht.

Grabfeld 15

Der Liegestein des Grabfeldes 15 hat die Namen von 14 Personen eingearbeitet. Die hier Bestatteten waren aus unterschiedlichen Gründen Opfer der NS-Gewaltherrschaft geworden. Im Rahmen der Friedhofsumgestaltung wurden sie zusammengebettet. Fünf von Ihnen kam im Zeitraum vom 11.-18. August 1941 in der Tötungsanstalt Hadamar/Hessen ums Leben; als Patientinnen in Krankenanstalten betrachteten sie die Nationalsozialisten als „lebensunwert“. Die anderen neun Beerdigten starben während ihrer Haft in den Konzentrationslagern Buchenwald, Dachau oder Sachsenhausen. Die Gründe ihrer Verhaftung sind nur noch schwer zu ermitteln; sie reichen von der Zuschreibung „politisch“ bis hin zu diskriminierenden Begriffen, wie „asozial“ und „Zigeunermischling“.

Kriegsgräberfelder 22, 27 und 39

Die Kriegsgräberstätte mit den Feldnummern 22, 27 und 39 wurde im Jahr 1955 umgestaltet. Seitdem markieren drei große Symbolkreuze dieses Grabfeld, auf dem 556 zivile Opfer des Bombenkriegs bestattet sind. Die überwiegende Zahl der hier Beigesetzten kam bei einem alliierten Angriff ums Leben, der Gelsenkirchen am 6. November 1944 traf. Auch die Getöteten späterer Bombenangriffe sowie einige deutsche Soldaten liegen hier begraben. Mitte der 1950er Jahre wurden in die Anlage zwei Personen gebettet, die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft waren. Der Gelsenkirchner Leo Marek war am 20. Oktober 1944 in München, als Mitglied der kommunistischen sogenannten Zielasko-Gruppe wegen „Hochverrats und Feindbegünstigung“ hingerichtet worden. Der Gelsenkirchner August Engler war am 5. Juni 1938 im Konzentrationslager Buchenwald zu Tode gekommen. Sie erhielten durch ihre Bestattung in diesem Gräberfeld ewige Ruhe.

Über den Westfriedhof

Die Geschichte des Westfriedhofs reicht bis in das Jahr 1902 zurück, als die evangelische Gemeinde Heßler für ihre Verstorbenen eine eigene Ruhestätte errichtete. 1907 erwarb die Stadt Gelsenkirchen den Friedhof und erweiterte ihn. im Jahr 1912 wurde die Trauerhalle errichtete. Die ursprünglichen Grabanlagen veränderten sich mit der Zunahme der Bevölkerung und der wachsenden Anzahl an Todesfällen.
Dieser Text entstand auf gemeinsame Initiative des Instituts für Stadtgeschichte Gelsenkirchen und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.

Anreisehinweis

Zum Friedhof gehören zwei Eingänge. Parkmöglichkeiten finden Sie am Eingang Grawenhof 25, 45883 Gelsenkirchen. Einen weiteren Eingang und Parkmöglichkeiten finden Sie in der Drakestraße, 45883 Gelsenkirchen.

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