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Andacht zum 8. Mai: „Zerstörung, Schrecken und Töne der Hoffnung“

Gemeinde der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und Volksbund setzen gemeinsam ein Zeichen

Widerstreitende Gefühle standen am Beginn der Friedensandacht am Abend des 8. Mai in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, denn der musikalische Auftakt war sperrig: Leise Melodien, Dissonanzen, dazu plötzliche dröhnende Akkorde der Orgel. Sie ließen Besucherinnen und Besucher regelrecht zusammenzucken. Der Komponist hat den Zweiten Weltkrieg nicht überlebt.
 

„Das ist ein sehr passender Klang für diesen Tag”, sagte Pfarrerin Kathrin Oxen mit Blick auf das Ende des Zweiten Weltkrieges 79 Jahre zuvor. Mit Zerstörung, Schrecken und Tönen der Hoffnung beschrieb sie das Stück. Der Franzose Jehan Alain hatte es komponiert. Der Organist und Komponist war am 20. Juni 1940 im Alter von 29 Jahren gestorben.
 

„Warum immer wieder?”

„Warum immer wieder? Und wie lange?” waren Fragen, die die Pfarrerin im Gebet mit Blick auf die aktuellen Kriege stellte. Eine Liedzeile ergänzte: „Mach aus uns ein Zeichen dafür, dass Friede bleibt!”

„Alles hat seine Zeit” – diese Worte aus der Bibel griff Kathrin Oxen in der Predigt auf. Sie machten etwas gelassener mit Blick auf die Schwere der Zeit, sagte sie, aber sie bewahrten nicht vor der Erfahrung, dass am Anfang eines Krieges, eines Konflikts, niemand wisse, wie er endet. 
 

„... als der Friede seine Zeit bekam”

Der 8. Mai sei der Tag gewesen, „als der Friede seine Zeit bekam”, doch der Zweite Weltkrieg lasse bis heute danach fragen, was es mit der Bosheit der Menschen auf sich habe: ob sie über sie komme oder ob sie selbst Schuld daran trügen, so Oxen. 

„Kriege brechen nicht aus oder über uns herein”, sagte die Pfarrerin und zitierte damit den Volksbund-Präsidenten Wolfgang Schneiderhan, der zu den Zuhörern zählte. „Sie beginnen schon vor ihrem Beginn und enden nicht mit ihrem Ende. Wer wüsste das besser als Sie beim Volksbund?”
 

Aufrichtig, wach und achtsam sein

Gerade passiere das wieder. Die „ewige Frage nach dem Warum muss lebendig bleiben und muss noch wachsen unter uns!”, so die Pfarrerin. In der Fürbitte hieß es: „Hol uns aus unserer Gleichgültigkeit und mach uns wach, lass uns aufrichtig und achtsam werden. Lass uns nicht hinter dem Berg halten mit der Wahrheit und unserer Meinung.”

Auf die Frage, wie jede und jeder für sich handeln könne, gaben drei junge Frauen aus dem Jugendarbeitskreis Berlin im Volksbund Antwort: „Gehen Sie wählen!” Das sei die einfachste Art, ein Zeichen zu setzen. „Stehen Sie dafür ein, was Ihnen wichtig ist. Frieden und Freiheit können nur erreicht werden, wenn sich jeder dafür einsetzt.” Frieden sei mehr als die Abwesenheit von Krieg. „Es ist eine Haltung, eine Art zu leben und miteinander umzugehen.”
 

Kerzen zum Totengedenken

Kathrin Oxen verlas auch das Totengedenken, das traditionell bei Gedenkveranstaltungen gesprochen wird. Wechselweise zündeten dabei Präsident Schneiderhan, Dr. Heike Dörrenbächer als Leiterin der Abteilung Gedenkkultur und Bildung und Elisabeth Arndt aus dem Volksbund-Hauptstadtbüro jeweils Kerzen an. Im Anschluss an die Andacht gab es dazu für alle Gelegenheit.

Die Pfarrerin hob die gute und enge Zusammenarbeit mit dem Volksbund-Landesverband Berlin hervor. Sie findet ihren Ausdruck auch in Gottesdiensten jeweils am Volkstrauertag in der Gedächtniskirche, der Kirche, die wie keine andere in Berlin für die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg steht.

Einen weiteren Bericht zum Jahrestag des Kriegsendes finden Sie hier: Gedenken am 8. Mai: still, schwierig und schmerzhaft.

 

Der Volksbund ist ...

... ein gemeinnütziger Verein, der dringend auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen ist. Im Auftrag der Bundesregierung sucht und birgt er Kriegstote im Ausland, bestattet sie würdig und pflegt ihre Gräber in 46 Ländern. Er betreut Angehörige und erreicht mit seinen Jugend- und Bildungsangeboten jährlich mehr als 30.000 junge Menschen.

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