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Deutsch-polnische Workcamps: Masuren, Cassino, Seelower Höhen

Mit Ausflügen nach Warschau, Danzig und Berlin – noch Plätze frei für 16- bis 26-Jährige

Polen ist seit vielen Jahren sowohl wichtiges Ziel als auch enger Partner der Jugendarbeit: 2024 lädt der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. zu Jugendbegegnungen nach Polen beziehungsweise mit polnischer Beteiligung ein – nach Monte Cassino (Italien), an die Oder und nach Masuren.

Es ist Anfang April: Ehrenamtliche Teamer des Volksbundes sind in Begleitung eines Bildungsreferenten auf Vorbereitungsfahrt in Masuren, im Nordosten Polens, unterwegs. Der Frühling ist hier noch nicht angekommen, aber überall sprießen Knospen und Gräser, die in ein paar Wochen den Wald und das Unterholz in ein undurchdringliches, grünes Dickicht verwandeln werden.
 

Mauerreste, Grabsteine

Wir stehen mit Witold, einem geschichtsbegeisterten lokalen Unterstützer, in einem Wald, der auf den ersten Blick nicht außergewöhnlich scheint – wäre da nicht der halbverfallene, aber immernoch stattliche Kirchturm zwischen den Bäumen. Zwischen den Büschen sind immer wieder Kopfsteinpflastern, Mauerreste, Grabsteine zu erkennen.

Ein schöner und trauriger Ort, der die bewegte Geschichte der Region widerspiegelt: Das Dorf wurde nach 1945 nach der Flucht der deutschen Bevölkerung weitgehend aufgegeben, bevor das Gelände in den 1950er und 60er Jahren zu einem Truppenübungsplatz umgewandelt und die Gebäude systematisch abgetragen wurden.
 

Schlacht bei Tannenberg

Im August 1914 hatte hier eine der ersten großen Schlachten des Ersten Weltkrieges stattgefunden, als die russische Armee in der Schlacht bei Tannenberg eine vernichtende Niederlage erfuhr.Das deutsch-polnische Workcamp Masuren vom 24. Juli bis 7. August begibt sich genau hier auf Spurensuche. Geschichte, nationalen Mythen und die Propaganda um Tannenberg werden Themen sein. Die Gruppe wird Kriegsgräber der russischen und der deutschen Armee pflegen.

Campen an der Oder

In ähnlich schöner Landschaft mit bewegter Geschichte findet das Workcamp „War and Wilderness“ vom 8. bis 20. Juli für 16- bis 26-Jährige statt: Campen in Zelten und Zirkuswagen am deutsch-polnischen Grenzfluss, der Oder.

Hier, auf den Seelower Höhen, spielten sich 1945 die letzten großen Schlachten des Zweiten Weltkriegs ab, als die Rote Armee mit etwa einer Millionen Soldaten unter verzweifelter Gegenwehr der Wehrmacht die Oder überschritt, als die monatelangen Kämpfe die gesamte Region in eine apokalyptische Wüstenlandschaft verwandelten.
 

Gespräch mit Zeitzeuge

Einen Bericht von der Premiere dieses Camps 2023 finden Sie hier: „Träumen Sie noch vom Krieg?“ – „Ja, jede Nacht“Darin geht vor allem um ein Zeitzeugengespräch, das auch jetzt wieder Teil des Programms ist. 

Das Projekt hier hat den Namen Workcamp verdient: Die Gruppe macht einen Friedhof wieder ansehnlich, schneidet kubikmeterweise Wildwuchs zurück, hilft beim Bäumefällen und reinigt Grabplatten. Die gemeinsame Arbeit ist zwar anstrengend, aber auch fruchtbar. Die Anstrengung schweißt zusammen und im Ergebnis bringt die Arbeit einen echten, sichtbaren Unterschied, auf den man stolz sein kann.
 

Monte Cassino vor 80 Jahren ...

Einer der Höhepunkte im Veranstaltungskalender ist das deutsch-polnische Workcamp in Italien. Dieses Camp findet schon zum dritten Mal statt und setzt vom 8. bis 20. Juli eine lange Tradition von Volksbund-Workcamps in Cassino fort. 2024 jährt sich die Schlacht um den Berg und das Kloster zum 80. Mal.

Polnische Verbände hatten im Frühjahr 1944 als Teil der alliierten Armeen unter großen Verlusten schließlich die Ruinen des Klosters erobert. Die Gruppe setzt sich mit den Schicksalen von Soldaten auseinander und diskutiert über Erinnern und Gedenken aus polnischer und deutscher Perspektive.
 

Auch Diplomaten sagen danke

Alle diese Jugendbegegnungen wirken nach außen und werden lokal und regional wahrgenommen: Bürgermeister, lokale Unterstützer und Interessierte, Journalisten, aber auch Diplomaten beider Botschaften folgen der Einladung zu den Gedenkstunden, die am Ende der Volksbund-Workcamps stehen.

Sie staunen über die Leistungen der Jugendlichen bei den Pflegearbeiten und betonen in Reden und im persönlichen Gespräch, dass die Workcamps des Volksbundes etwas Außergewöhnliches seien.
 

Freundschaft muss gelebt werden

Die Volksbund-Erfahrung zeigt: Auch so viele Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg sind Versöhnung und Verständigung ein Thema, das gerade in den deutsch-polnischen Beziehungen gelebt werden muss und das keine Selbstverständlichkeit ist.

Es die kleinen Dinge, die den jungen Menschen in Erinnerung bleiben werden: das Gefühl von Ehrfurcht an dem verlassenen Kirchturm in Masuren, die Gespräche und das Kennenlernen am Lagerfeuer, das gemeinsam Anpacken auf der Kriegsgräberstätte, die kleinen Entdeckungen und Abenteuer in Warschau, Danzig und Berlin.

Einzelne Plätze für Interessierte mit Wohnsitz in Deutschland sind noch frei (Anmeldung unter www.volksbund.de/workcamps).

Text: Vinzenz Kratzer