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Reportage

Reportage

Hier liegen viel zu viele Menschen
Bericht zur Gedenkveranstaltung "10 Jahre Kriegsgräberstätte" Apscheronsk

Apscheronsk/Russland. Am Samstag, den 25. August 2018 wurde dem zehnjährigen Jubiläum der Kriegsgräberstätte Apscheronsk im Kaukasus (Russland) gedacht. Dort sind 17 616 deutsche Soldaten bestattet – darunter auch 7 415 Unbekannte.

Unter gleißender Sonne versammelten sich über 40 Angehörige zum Gedenken an ihre Toten. Dazu kamen russische und deutsche Soldaten, junge Ehrenamtliche des Technischen Hilfswerks, Vertreter der Geistlichkeit, des Militärs und der Politik aus beiden Ländern, einige russische Veteranen sowie eine Delegation des Volksbundes. Der deutsche Botschafter in der russischen Föderation, Rüdiger Freiherr von Fritsch, dessen Onkel in Apscheronsk bestattet ist, dankte ausdrücklich den Anwesenden und ganz besonders den Veteranenverbänden. Es sei keine Selbstverständlichkeit, betonte der Botschafter, dass die Deutschen hier sein dürften.

Eine besondere Überraschung

Der Präsident des Volksbundes, Wolfgang Schneiderhan, erinnerte stellvertretend an einen der Toten: Ernst August Winter fiel im Alter von 25 Jahren. Seine Angehörigen waren nach Apscheronsk gekommen, um ihm zu gedenken. Eine besondere Überraschung hatte das Volksbund-Team für die Angehörigen dreier in Apscheronsk bestatteter Männer mitgebracht: Die Kolleginnen und Kollegen aus der Deutschen Dienststelle in Berlin hatten auf Wunsch des Volksbundes die Erkennungsmarken der drei Gefallenen in kürzester Zeit herausgesucht, sorgfältig verpackt und einer Mitarbeiterin auf den Weg nach Apscheronsk mitgegeben. So konnten Frau Schily und Herr Schneiderhan die Erkennungsmarken von Friedrich Wurster, Hermann Lindner und Albert Schuck übergeben. Die Angehörigen waren ergriffen, aber nicht nur sie. Eine Kriegsgräberstätte ist meist ein ruhiger Ort, doch in diesem Moment herrschte völlige Stille.

Dieser Ort kommt nicht zur Ruhe

„Dieser Ort ist ein Ort der Ruhe. Doch er kommt nicht zur Ruhe. Hier ruhen Menschen, viel zu viele, die ihr Leben nicht leben durften, die von einer menschenfeindlichen Ideologie, der mancher der Gefallenen selbst gläubig hinterher gelaufen sein mag, skrupellos geopfert wurden“, so der evangelische Militärbischof Dr. Sigurd Rink. „Wenn das hier Geschehene doch einen Sinn haben soll, dann doch die Aufforderung: Ihr Völker, löst eure Konflikte mit Vernunft, mit Fantasie, mit gesundem Selbstbewusstsein und Pragmatismus. Krieg darf nie wieder ein leicht verfügbares Mittel der Politik sein.“

Vor einem dreiviertel Jahrhundert war hier die Hölle

Hans-Peter Bartels, der Wehrbeauftragte im Deutschen Bundestag, erinnerte in seiner Rede daran, dass die Sowjetunion in diesem Krieg 27 Millionen Menschen verloren hatte – Soldaten wie Zivilisten. Mit Blick auf die Kriegsgräberstätte, die so friedlich in der Sonne lag, sagte er: „Vor einem dreiviertel Jahrhundert war hier nichts normal. Die Hölle…“ Einer der Soldaten, die dort starben, war Adolf Urban, ein Fußballer des FC Schalke, damals deutscher Fußballmeister. Wenige Wochen nachdem er im Olympia-Stadion vor 70 000 Zuschauern gegen Hertha spielte, fiel er in Staraja Russa. Hans-Peter Bartels forderte: „Wir müssen uns erinnern. An einzelne Menschen. An das was war. Wir müssen die richtigen Lehren daraus ziehen. … Die Geschichte ist offen – zum Guten, aber auch zum Schlechten…. Möge uns der Frieden für immer verbinden.“