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Reportage

Reportage

Blumen für die Unbekannten in Orglandes
50 Jahre Kriegsgräberstätte in der Normandie

Es ist D-Day. Wie in jedem Jahr begehen Touristen und Einheimische diesen 67. Jahrestag gemeinsam. Auch auf den deutschen Kriegsgräberstätten wird ein historisches Datum begangen: Es ist der 50. Jahrestag der Friedhofseinweihungen in Marigny, La Cambe, St. Désir de Liseux und Orglandes.

Die zentrale Veranstaltung des Volksbundes führt die Gäste nach Orglandes, wo heute über 10 000 deutsche Soldaten ihre letzte Ruhestätte haben. 8 561 von ihnen sind namentlich bekannt, 3 480 waren 21 Jahre und jünger, der jüngste erst 15 Jahre alt. Weitere 1 500 Tote haben noch nicht einmal Namen auf ihren Grabsteinen. Sie ruhen als Unbekannte unter ihren Kameraden. Diesen Toten widmet der Volksbund dank der Spenden seiner Förderer mit einem Meer weißer Blumensträuße ein besonderes Zeichen der Andacht.

Mit ganzen Herzen

Blumenkränze legt Volksbundpräsident Reinhard Führer auch auf vielen Kriegsgräberstätten anderer Nationen nieder. „Französische, amerikanische, britische, kanadische, polnische sowie alle anderen getöteten Soldaten und Zivilisten der vom D-Day direkt betroffenen Nationen haben den Nachgeborenen eine wichtige Botschaft hinterlassen: die Mahnung zum Frieden", sagt Reinhard Führer. Mit Blick auf die langen Gräberreihen in Orglandes wird dieser Appell für die Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr, welche die Kriegsgräberstätte in einem freiwilligen Arbeitseinsatz pflegen, besonders eindringlich. Hauptfeldwebel Julia Schraven ist von den Eindrücken geradezu überwältigt: „Ich finde es sehr schön, dass dies für die Angehörigen getan wird. Das ist eine gute Sache, an der ich mich mit ganzem Herzen beteilige," sagt die 32-Jährige, während sie die gespendeten Blumen sorgsam vor die Gräber stellt. 

Jüdisches Gebet für deutsche Soldaten

Einen sehr persönlichen Bezug zu dieser Kriegsgräberstätte offenbart Sachsens Volksbund-Landesvorsitzender Prof. Dieter Landgraf-Dietz in seiner Gedenkrede. Denn auch sein Vater Richard Landgraf-Dietz wurde hier beerdigt.

Ihm und allen anderen Angehörigen spricht Botschafter Reinhard Schäfers Mut zu: „Auf den Friedhöfen trifft nicht Schuld auf Schuld, sondern Leid auf Leid.“ Zum Ende der Gedenkveranstaltung spricht dann der jüdische Geistliche Michael Shevak aus den USA das Kaddisch, ein jüdisches Totengebet, und legt einen Stein auf das Grabkreuz eines Unbekannten. „Meines Wissens ist diese absolut bemerkenswerte Geste einmalig, und so noch von keinem Rabbiner auf einer deutschen Kriegsgräberstätte praktiziert worden“, unterstreicht Reinhard Führer die herausragende Bedeutung der Friedens- und Versöhnungsbotschaft Shevacks in Orglandes.

Maurice Bonkat