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Gründung

Gründung

Politisch turbulent - das Jahr 1919

Das Jahr 1919 beginnt in Deutschland, wie das letzte Kriegsjahr geendet hat: blutig und politisch turbulent. Noch bevor die Verhandlungen über den kommenden Frieden oder eine neue demokratische Verfassung Deutschlands auch nur begonnen haben, herrschen Gewalt, Umsturzversuche, Revolten und Mord. Allein im März 1919 gibt es in Berlin 1 200 Tote. Man muß sich diesen Hintergrund bewußt machen, wenn man das erste Jahr der Republik, das auch zugleich zum Gründungsjahr des Volksbundes werden soll, beurteilen will:

Am 15. Januar werden in Berlin Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht von radikalen Offizieren ermordet. Der Januar-Aufstand der revolutionären "Spartakisten" (Kommunisten, Spartakusbund) wird von der Reichswehr unter Führung des Sozialdemokraten Gustav Noske niedergeschlagen. Der bayerische Ministerpräsident Kurt Eisner (USPD) wird am 21. Februar in München nach seiner Niederlage bei den Wahlen auf dem Weg zum Landtag von dem Leutnant Graf von Arco Valley erschossen. Eisner wollte seinen Rücktritt erklären. Nachfolger wird am 28. März der Sozialdemokrat Hoffmann. Er muß aber bereits nach drei Wochen mit seiner Regierung vor den Kommunisten nach Nürnberg, dann nach Bamberg fliehen.
Diese rufen die Räterepublik in Bayern aus, München wird von einer "Roten Armee" beherrscht. Erst am 1. und 2. Mai wird es von Regierungstruppen besetzt. Dies sind nur einige Schlaglichter, die den Hintergrund erhellen, vor dem am 18. Januar die Friedenskonferenz von Versailles beginnt - ohne Deutschland.

Am 19. Januar wählt das deutsche Volk seine erste Nationalversammlung, um der Republik eine demokratische Verfassung zu geben. Das Ergebnis ist verblüffend: Von 36,3 Millionen Wahlberechtigten beteiligen sich 83 Prozent an der Wahl. Und dies, obwohl die Kommunisten zum Boykott aufgerufen haben. Die Träger dieser Republik-Sozialdemokraten, Zentrum und Deutsche Demokraten erhalten - zusammen 76 Prozent. Dies ist eine klare Absage sowohl an eine Räterepublik als auch an die Wiedereinführung der Monarchie.

Am 11. Februar wird Friedrich Ebert (SPD) Reichspräsident. Die Weimarer Verfassung wird am 13. August verabschiedet. Zum ersten Male geht in Deutschland "alle Staatsgewalt vom Volke aus". Das Koalitionsrecht wird verfassungsrechtlich verbürgt. "Schwarz-Rot-Gold" wird Reichsflagge.

Am 28. Juni 1919 unterschreibt das Deutsche Reich unter Druck der Siegermächte den Friedensvertrag von Versailles. In der Folge muss es unter anderem große Teile seines Territoriums abtreten, erkennt durch den Artikel 231 die Alleinschuld am Kriegsausbruch an und verpflichtet sich zu unbezifferten Reparationszahlungen. Der Versailler Vertrag stellt für die junge Weimarer Republik, aber auch viele andere, zum Teil neu entstehende Staaten in Europa eine große außen- und innenpolitische Belastung dar. Er wird in der Geschichtsforschung als einer der Faktoren betrachtet, die für die politische Instabilität im Europa der Zwischenkriegszeit und die spätere Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland verantwortlich waren.

In Artikel 225 und 226 regelt der Versailler Vertrag den Umgang mit den Kriegsgräbern beider Seiten. Die Regierungen verpflichten sich, dass „die Grabstätten ... mit Achtung behandelt und instandgehalten werden“ (Art. 225) und Informationen über die Toten und die Gräber ausgetauscht werden (Art. 226). Dies wird zu einer wichtigen Grundlage für die Arbeit der deutschen Kriegsgräberfürsorge.

Der Versailler Vertrag beinhaltet auch die Gründung des Völkerbundes. 1920 nimmt dieser seine Arbeit auf, mit Ziel der Sicherung des Friedens und der Förderung der internationalen Zusammenarbeit. Seine Erfolge sind begrenzt, nicht zuletzt wegen des weiteren Vorherrschens nationaler Interessen. Bis 1939 treten 14 der 58 Mitgliedsstaaten wieder aus, so auch das erst 1926 eingetretene Deutsche Reich 1933.