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Volksbund-Ansichten

Neuer Blick aus der Vogel-Perspektive

Frank Wagner steuert die Volksbund-Drohne
Ein Artikel von Christiane Deuse

Abheben, die Welt von oben sehen – was nach großer Freiheit klingt, ist für Frank Wagner manchmal ganz schön harte Arbeit. Er verschafft dem Volksbund seit Ende Mai neue Ansichten: mit der Drohne DJI Mavic 2 Pro.

Aus der Vogelperspektive schaute er als erstes auf britische Kriegsgräber: Premiere war ein Flug in Kassel-Niederzwehren, nicht weit von der Bundesgeschäftsstelle des Volksbundes entfernt. Und dafür war auch gleich eine Ausnahmegenehmigung nötig – wegen der nahen Autobahn, der  A 49. 
Gut vorbereitet ist Frank Wagner an den ersten Start gegangen: Mit DJI Mavic 2 Pro hat er für den Volksbund eine semiprofessionelle Drohne angeschafft, „das Beste, was in diesem Bereich zu haben ist“. Gut 900 Gramm schwer und bis 72 Stundenkilometer schnell. 6000 Meter Höhe schafft sie theoretisch, wobei hierzulande nur 120 Meter erlaubt sind. Akkukapazität: 30 Minuten.
 

„Die vorletzte ist einfach abgehauen“

Als Pilot war der Kollege aus der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit prädestiniert: Den „kleinen Drohnenführerschein“ (A1/A3) hatte er schon, weil er mit seinem Sohn längst das faszinierende Flugobjekt entdeckt hatte. Und er brachte wertvolle Erfahrungen mit diversen, weniger hochwertigen Modellen mit. „Die vorletzte ist einfach abgehauen. Wenn man den Steuerungsknüppel loslässt, bleibt sie normalerweise in der Luft stehen. Das hat dreimal geklappt, beim vierten Mal flog sie in die Hecke.“
Für die Bestandsdrohne des Volkbundes, unterwegs in der „Offenen Kategorie A2“, ist das nicht zu befürchten. Für sie war der Führerschein A2 nötig. Den machte Frank Wagner online daheim in Gudensberg-Dissen – unter strengen Auflagen und beobachtet von zwei Kameras. Das ersparte ihm die Fahrt zum Luftfahrtbundesamt in Braunschweig.
 

Flugverbotszonen und grünes Licht

Wichtiger Part im Test: Was ist wo erlaubt und was verboten? „Es gibt eine App, die genau sagt, wo ich fliegen darf. Dann leuchtet’s grün“, erklärt Frank Wagner. Sie informiert über Flugverbotszonen wie etwa Flughäfen. Für Bahnanlagen, Autobahnen oder Wasserstraßen in Hessen, die ebenfalls dazu gehören, hat er eine Ausnahmegenehmigung – ausgestellt von der Luftfahrtbehörde im Regierungspräsidium. 
Unbeteiligte Personen müssen grundsätzlich ihr Einverständnis geben, bevor die Drohne sie überfliegt. Und dass auf privatem Gelände – etwa am Sitz des Volksbundes bei SMA in Niestetal – die Genehmigung des Hausherrn nötig ist, versteht sich von selbst. Wird’s schließlich konkret, steht der Technik-Check an. Dazu kommt der Blick aufs Wetter und auf die Umgebung, auf hohe Bäume, Gebäude, Objekte. Denn Abstand halten ist die wichtigste Regel. „Wenn ein Rotor stehenbleibt, gibt’s nur noch eine Richtung: abwärts. Dann ist die Drohne verloren“ – das steht fest.
 

Ausgeschalten für den Sport-Modus

Was fasziniert ihn am meisten bei seiner neuen Aufgabe? „Ich bin technikaffin“, lautet die Antwort „und habe schon als Jugendlicher Computer zusammengebaut. Was in der Drohne verbaut ist, ist schon erstaunlich.“ Zum Beispiel die Hindernissensoren, die in alle Richtungen „scannen“. Beim Abstand von zwei Metern sieht und hört man, dass es eng wird, bleibt die Drohne automatisch in der Luft stehen. Allerdings nur, wenn der entsprechende Modus eingeschaltet ist.
Drei Stufen gibt es: Stativ-, Normal- und Sport-Modus. Damit ist die Höchstgeschwindigkeit möglich. Dann sind die Hindernissensoren allerdings deaktiviert. „72 km/h ist verdammt schnell. Dann hat sie einen Bremsweg von etwa 30 Metern“, erklärt der Experte. Ausprobiert hat er das natürlich schon. Aber einsetzen wird er den Sport-Modus selten.
 

Oberstes Gebot: immer auf Sicht fliegen

Dafür sorgt schon das oberste, europaweit gültige Gebot: Eine Drohne muss immer auf Sicht fliegen, und das sind maximal 600 bis 700 Meter. Am besten geht das zu zweit: Einer schaut aufs Display der Fernsteuerung, der andere behält die Drohne im Auge. Für Videos fliegt sie 40 bis 50 Meter hoch, für Fotos bis an die Grenze des Erlaubten: 120 Meter.
Auch die Kamera wird mit der Fernbedienung gesteuert. Darum kann es sinnvoll sein, den Flug zu programmieren. Zum Beispiel, wenn ein Objekt im Mittelpunkt steht wie das Ehrenmal auf der sowjetischen Kriegsgräberstätte in Berlin-Pankow. Ist das festgelegt, sind mehrere Wegpunkte und die Höhe eingegeben, kann sich der Pilot ganz auf die Kamera konzentrieren.
 

Rückkehr automatisch

Hier sieht der 54-Jährige die größte Herausforderung: „Die richtige Belichtung zu finden, die Blende richtig einzustellen, das Licht zu dämpfen – und die Drohne im Auge zu behalten.“ Beruhigend ist da zu wissen, dass Technik im Zweifel Schlimmeres verhindert: Wenn die Akkuleistung zu schwach wird oder die Drohne über den Radius der Fernbedienung hinausfliegt, kehrt sie automatisch zurück. 

Für den Volksbund arbeitet Frank Wagner seit 21 Jahren. Der gelernte Schreiner baut Ausstellungen auf und ist dabei vor allem fürs Handwerkliche und die Technik zuständig. Aber auch die Software ist ihm vertraut, die zum Komplex „Ausstellungen“ gehört. Bildbearbeitung und Layout von Postern und Broschüren hat er ebenfalls schon übernommen.
Drei Aufträge hat Drohnenpilot schon erledigt: Nach Niederzwehren und Pankow war er im niederländischen Ysselsteyn. Dort eröffnet der Volksbund im Oktober neben der deutschen Kriegsgräberstätte ein neues Besucherzentrum mit Ausstellung. Dafür ist Bildmaterial jetzt schon im Kasten.
 

Video: Simone Schmid