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Volksbund trauert um Wolfgang Schäuble als Freund und Unterstützer

Kontakt entstand Mitte der 1950er Jahre bei Workcamp im Elsass

Beim Staatsakt im Bundestag zu Ehren von Wolfgang Schäuble war gleich mehrfach von dessen Verbindung zur Kriegsgräberfürsorge die Rede. Sowohl Frankreichs Präsident Emmanuel Macron als auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas wiesen auf einen Pflegeeinsatz in der Jugend des am 26. Dezember 2023 Verstorbenen hin. Seit seiner Teilnahme an einem Workcamp war der ehemalige Bundestagspräsident dem Volksbund verbunden.
 

„Er selbst arbeitete in seiner Jugend auf einem Soldatenfriedhof im Elsass. Dort lagen Gefallene des Ersten Weltkrieges. Diese Jugenderfahrung hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Fest verwurzelt in der Grenzregion war ihm die deutsch-französische Freundschaft ein besonderes Anliegen“, sagte Bärbel Bas bei der Begrüßung zum Staatsakt am 22. Januar 2023.
 

Workcamp prägendes Erlebnis

Der Sommer im Workcamp hat ihn geprägt und floss in sein politisches Denken und seine Arbeit ein. Später – als Vorsitzender des Parlaments – war es Schäuble wichtig, für den reibungslosen Ablauf der zentralen Gedenkstunde am Volkstrauertag im Bundestag zu sorgen. Das ist die Erfahrung derer, die beim Volksbund die Veranstaltung organisieren.

Der Mitgliederzeitschrift – damals „Stimme & Weg“, heute FRIEDEN – hatte Wolfgang Schäuble 2009 ein Interview gegeben. Es sei im Nachkriegsdeutschland etwas Besonderes gewesen, erinnerte er sich darin, als Junge aus dem Schwarzwald einige Wochen in einem Zeltlager in Frankreich zu verbringen.

Auf der Kriegsgräberstätte Hohrod, die die UNESCO 2023 zum Weltkulturerbe ernannte, habe er erlebt, dass „man an den Gräbern und über Gräber Versöhnung schaffen kann“. Das Interview mit Wolfgang Schäuble ist unter dem Titel „Extremisten keine Chance geben“ in „Stimme & Weg“ (3/2009) erschienen.
 

Engagement für Völkerverständigung

Schäubles unermüdliches Eintreten für Demokratie und Völkerverständigung wurzelte auch in dieser frühen Begegnung mit französischen Jugendlichen. Gemeinsam arbeiteten die jungen Leute auf der Kriegsgräberstätte, gemeinsam verbrachten sie ihre Freizeit, lernten sich kennen. Die Gräber lehrten den späteren Politiker aber noch etwas anderes: „Respekt für die Toten, egal ob Gegner oder nicht, ob Franzose oder Deutscher.“

Kriegsgräberfürsorge sei mehr als Grabpflege, war Schäuble überzeugt. Vielmehr sei es eine dauerhafte Beschäftigung mit der Geschichte – sowohl im großen globalen Kontext als auch ganz konkret, beispielsweise mit Biographien einzelner.
 

Botschaft: „Nie wieder!”

Hier sah Wolfgang Schäuble auch die Friedens- und Bildungsarbeit des Volksbundes verortet: „Wenn der Volksbund weiterhin gerade auch junge Menschen erreicht, um zu vermitteln, dass es wichtig ist, wieder und wieder aus der Erinnerung zu lernen, den Weg zu Einheit und Versöhnung zu gehen (…), dann wäre das gut“, sagte der CDU-Politiker im Interview 2009 – Worte, die nichts von ihrer Gültigkeit verloren haben.

In seiner Rede zum 25. Jahrestag des deutsch-russischen Kriegsgräberabkommens 2017 verwies der damalige Bundestagspräsident auf die Mahnung, die von Kriegsgräberstätten ausgeht: „Nirgends ist diese Botschaft des ‚Nie wieder!‘ eindrücklicher als auf den Gräberfeldern.“

Mit Wolfgang Schäuble verliert der Volksbund einen überzeugten Förderer, Freund und Fürsprecher.
 

Workcamps 2024

Seit mehr als 70 Jahren bietet der Volksbund Workcamps und internationale Jugendbegegnungen im In- und Ausland an. Für Teenager und junge Erwachsene ist das eine gute Gelegenheit, internationale Freundschaften zu schließen, gemeinsam Geschichte zu reflektieren und an sinnvollen Friedens-Projekten mitzuarbeiten. Die Anmeldungen für die kommende Saison sind schon möglich. Weitere Informationen zu den Angeboten: Volksbund-Workcamps.

70 Jahre Jugendarbeit war Schwerpunktthema der Mitgliederzeitschrift FRIEDEN 1-2023.