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Dorothee Feller: „Volksbund und Bildung passen hervorragend zusammen!“

Ein Gespräch mit der Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen, die zugleich stellvertretende Vorsitzende des Volksbund-Landesverbandes ist

740 Aussteller präsentierten ihre Arbeit bei der „didacta“ in Köln – auch der Volksbund war auf Europas größter Bildungsmesse dabei. Die Schirmherrschaft hatte Dorothee Feller. Wie wichtig der Volksbund als Partner für Schulen ist, unterstrich die Bildungsministerin von Nordrhein-Westfalen, als sie den Stand besuchte und Redakteurin Christina Söder ein Interview gab. 

 

Liebe Frau Feller, wir freuen uns, dass Sie sich Zeit genommen haben, den Volksbund-Stand zu besuchen. Wie passt das zusammen: Volksbund und „didacta“?

Hervorragend! Wirklich hervorragend. Ich bin ja nicht nur Ministerin für Schule und Bildung, sondern habe auch noch die schöne Aufgabe, ehrenamtlich stellvertretende Vorsitzende des Volksbund-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen zu sein. Der Volksbund leistet wichtige Bildungsarbeit. Das ist nicht nur in unserem Bundesland besonders wichtig. Von daher passen Bildung und Volksbund einfach gut zusammen.

Gerade in diesen Zeiten haben wir als Landesregierung gemeinsam mit dem Landtag gesagt, dass uns die Themen Erinnerungskultur und Demokratiebildung ein großes Anliegen sind. Dazu zählt auch der Besuch von Gedenkstätten. Es gehört ganz wesentlich zum Bereich der Bildung, dass Schülerinnen und Schüler während ihrer Schulzeit Gedenkstätten kennenlernen.
 

Welche Bedeutung hat in Ihren Augen die Bildungsarbeit des Volksbundes?

Eine große, davon bin ich überzeugt. Gerade in diesen Tagen wird deutlich, wie fundamental das Thema Erinnerungskultur und damit verbunden auch die Vermittlung von Demokratiekompetenz in Schulen ist. Ich sage immer: Demokratiebildung ist wichtig. Aber das ist mehr, als über die Staatsform Demokratie zu informieren – dazu gehört auch erlebte Demokratiekompetenz.

Ganz zentral ist dabei immer auch die Geschichtsvermittlung. Woher kommen wir? Was ist unsere Geschichte? Welche Geschichte haben andere? Wir haben viele Kinder und Jugendliche in unseren Schulen, die einen ganz anderen historischen Hintergrund haben. Das ist uns speziell nach dem 7. Oktober bewusst geworden. Wenn wir beispielsweise das Thema Antisemitismus behandeln, machen wir das aus einer sehr deutschen Sicht. Jetzt überlegen wir, wie man junge Menschen, die einen anderen kulturellen Hintergrund haben, anders abholen kann.

 

Wie können Schulen von der Zusammenarbeit mit dem Volksbund profitieren?

Es gibt großartige Bildungspatenschaften mit dem Volksbund. Dort wird hervorragende Arbeit geleistet. Ich war im vergangenen Jahr zusammen mit dem Volksbund und einer Schule in den Niederlanden, wo sich die Schülerinnen und Schüler mit Gedenken und Erinnern auf der Kriegsgräberstätte Ysselsteyn auseinandergesetzt haben.

Außerdem habe ich eindrucksvolle Projekte gesehen, bei denen Schulklassen mit dem Volksbund in lokale Geschichte eingestiegen sind. Vor Ort haben sie recherchiert: Wo haben Soldaten in unseren Straßen gewohnt? Wo lebten Opfer? Dann haben die Schülerinnen und Schüler das für ihr Dorf oder ihre Stadt aufgearbeitet. Wenn ich der lokalen Geschichte nachspüre und frage „Wie war das eigentlich damals in unserem Ort?“, macht das die Vergangenheit für Jugendliche anschaulicher.

Holt man die Menschen von damals – in einer Art Gedankenexperiment – in die heutige Situation und sagt: „Dieser junge Mann war früher in einem Verein und hat da Fußball gespielt“, dann stellt man vielleicht fest: „Ich bin in demselben Verein, vielleicht hätten wir zusammengespielt“. Dann wird Geschichte auf einmal greifbar.

Haben Sie einen Vorschlag, wie der Volksbund gerade jüngere Menschen und Familien ansprechen kann?

Das ist ein schwieriges Thema. Wir kriegen das auch mit, dass insbesondere ältere Menschen sich dem Volksbund zugehörig fühlen. Aber wichtig ist ja, dass wir ihn in Zukunft tragen.

In Nordrhein-Westfalen schaffen wir neben der bestehenden Förderung von schulischen Gedenkstättenfahrten in einer ausgeweiteten Zusammenarbeit mit Bildungspartner NRW neue Möglichkeiten, dass Schulklassen Gedenkstätten digital besuchen können. Das ist meiner Meinung nach eine sehr gute Möglichkeit, noch mehr jungen Menschen auch die Arbeit des Volksbundes näherzubringen und auf die Bedeutung von Erinnerungskultur hinzuweisen. Der enge Austausch des Volksbundes mit Schulen ist eine große Chance, die junge Generation anzusprechen.

 

Sie engagieren sich sehr für den Volksbund, auch immer wieder persönlich, zum Beispiel durch Schirmherrschaften oder Kooperationspartnerschaften. Was sagen Sie Ihren Amtskolleginnen und -kollegen in anderen Bundesländern, die dem Volksbund bisher vielleicht weniger Zeit geschenkt haben?

Na ja, ich glaube, meine Kolleginnen und Kollegen wissen sehr gut, wie sie sich engagieren können. Aufgrund meiner vorherigen Funktion als Regierungspräsidentin in der Bezirksregierung in Münster und vorher auch als Vizepräsidentin war ich automatisch Mitglied im nordrhein-westfälischen Landesvorstand. Deshalb habe ich da immer schon enge Berührungspunkte gehabt. In dieser Zeit habe ich die Arbeit des Volksbundes von innen kennen- und schätzen gelernt und trage sie nach wie vor gerne mit.

 

Es gibt ein Klischee: Der Volksbund – das sind grauhaarige Herren in langen Mänteln, die am Volkstrauertag auf Kriegsgräberstätten stehen. Wie kann man das Bild des Volksbundes in der Öffentlichkeit realistisch und in seiner Vielfalt zeigen?

Ich glaube, dass die Zusammenarbeit mit den Schülerinnen und Schülern ein guter Weg ist. Gerade die Jugendarbeit sollte man nochmal verstärken und dabei besonders auf Schulen zugehen. Denn dort haben wir die jungen Menschen. Wenn wir sie in den Schulen begeistern – zum Beispiel bei Projekten mit den Bildungspartnern –, haben wir eine Chance, sie für den Volksbund zu gewinnen. Schwierig wird es, wenn sie die Schule verlassen. Dann müssen wir aufpassen, dass sich die jungen Leute auch weiterhin für den Volksbund engagieren, dass sie am Ball bleiben.

Haben Sie eine persönliche Verbindung zum Volksbund, von der Sie erzählen möchten?

Ich bin mit dem Volksbund groß geworden. Mein Vater war selbst noch als ganz junger Soldat im Zweiten Weltkrieg und auch meine Mutter ist in dieser Zeit aufgewachsen. Insofern gehörte für uns der Volksbund zum Familienalltag, meine Eltern waren selbstverständlich Mitglieder. Wir bekamen regelmäßig Volksbund-Post. Es wurde Jahr für Jahr gesammelt. Wir haben auch immer mit der Familie an Veranstaltungen zum Volkstrauertag in unserem Ort teilgenommen. Von daher gab es schon immer eine Verbindung, die ich nun fortführe.

 

Liebe Frau Feller, wir bedanken uns für das Gespräch!

 

 

Bildung im Volksbund

Seit über 70 Jahren leistet der Volksbund pädagogische Friedens- und Bildungsarbeit - sowohl im schulischen wie außerschulischen Bereich. Mitte Februar stellte er sein neues Bildungspaket bei einer Fachdidaktischen Tagung in Hannover vor. Am 6. März 2024 gibt es eine weitere FachtagungIn Dortmund können sich Lehrerinnen und Lehrer unter dem Titel „Frieden will gelernt sein – Friedensschlüsse und Kriegsfolgen“ in praxisorientierten Workshops über das neue Bildungspaket und die Volksbund-Arbeit informieren. 

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Neben der Zusammenarbeit mit Schulen bietet der Volksbund jedes Jahr über 30 internationale Jugendbegegnungen und Workcamps für Jugendliche und junge Erwachsene an – eine gute Möglichkeit, sich mit Geschichte und Politik auseinanderzusetzen und Kontakte zu Gleichaltrigen aus anderen Ländern zu knüpfen. Die Anmeldungen für den Sommer 2024 laufen bereits.

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