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Initiator der internationalen Jugendlager des Volksbundes verstorben

Zum Tod von Pater Theobald Rieth

Nach langer, schwerer Krankheit ist am Abend des 23. November Pater Theobald Rieth SJ im Alter von 88 Jahren verstorben und wurde in Pullach bei München beigesetzt.

Rieth wurde 1926 geboren und wuchs in Limburg an der Lahn auf. Als Jugendlicher war er Mitglied der Hitlerjugend und meldete sich freiwillig für die Wehrmacht. Gegen Ende des Krieges geriet er in sowjetische Gefangenschaft. Die traumatischen Kriegserlebnisse prägten den jungen Rieth, der sich fortan für die europäische Idee einsetzte. 1947 schloss er sich den Jesuiten an. Ab 1949 studierte er an der Hochschule des Ordens im belgischen Leuwen Philosophie.

Im Herbst 1950 besuchte Rieth erstmals die deutsche Kriegsgräberstätte im flämischen Lommel, die er in einem verwilderten Zustand vorfand. In den beiden Folgejahren organisierte der Student Arbeitseinsätze in den Sommerferien mit jeweils über 100 deutschen Jugendlichen.

Internationale Jugendbegegnungen in Lommel

Der Wunsch, mit jungen Flamen ins Gespräch zu kommen und gemeinsam europäische Perspektiven zu entwickeln, konnte im Sommer 1953 endlich umgesetzt werden, als 200 junge Männer aus Deutschland und Belgien gemeinsam in Lommel arbeiteten. Dies war zugleich die erste internationale Jugendbegegnung auf einer Kriegsgräberstätte nach dem Zweiten Weltkrieg, begleitet und unterstützt auch vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und seinem damaligen Jugendreferenten Hans Soltau.

Im Juli 1954 arbeiteten dann 438 junge Männer aus 13 Ländern mit Rieth acht Tage lang auf den Gräbern in Lommel, gestalteten die Anlage und legten Wege an. Die zweite Säule dieser Jugendbegegnung bildete im Anschluss ein umfangreiches Bildungsprogramm mit Besuchen in Antwerpen, Brüssel, Köln und Bonn und einem Treffen mit Bundespräsident Theodor Heuss.

"Versöhnung über den Gräbern"

Der Volksbund übernahm die von Rieth geprägte Idee "Versöhnung über den Gräbern" für seine Arbeit und etablierte Arbeitseinsätze und internationale Jugendbegegnungen auf seinen Kriegsgräberstätten in ganz Europa, auch als Rieth sich anderen Aufgaben zuwandte. In den folgenden Jahren arbeitete Rieth als Lehrer für Sport und Französisch in einem katholischen Internat in Bad Godesberg und studierte dann katholische Theologie. Später war er in der Ausbildung von Entwicklungshelfern und bei Misereor, in den 1960er Jahren als Studentenpfarrer in Bremen tätig.

"Initiative Christen für Europa"

Pater Rieth SJ war pädagogischer Leiter des Jugendbildungshauses Eich des Bistums Aachen und in den 1980er Jahren Gründer der "Initiative Christen für Europa e.V. / ICE". Nach den politischen Veränderungen 1989/90 in Europa richtete er die Initiative neu aus. Von Dresden-Pappritz aus eröffnete er bis heute tausenden jungen Menschen eine Möglichkeit, im Rahmen eines Europäischen Freiwilligenjahres ihren Horizont zu erweitern und für Versöhnung und Frieden einzutreten. Hierbei arbeitet der Volksbund eng dem ICE zusammen. In der Jugendbegegnungsstätte des Volksbundes in Niederbronn im Elsass befand sich viele Jahre die Zentrale des ICE in Frankreich, von dem aus europäische Freiwillige nach Frankreich vermittelt werden. Bis heute führt der ICE in dieser Bildungsstätte des Volksbundes Seminare mit Freiwilligen durch.

2012 erhielt Rieth für sein Lebenswerk das Bundesverdienstkreuz. Junge Freiwillige des ICE leisten auch gegenwärtig in den Jugendbegegnungsstätten des Volksbundes ihr soziales Jahr ab und setzen sich für die europäische Idee ein, die auch die Arbeit des Volksbundes prägt.