Volksbund Logo Desktop Volksbund Logo Mobil
Gräbersuche Mitglied werden Jetzt spenden Spenden

Aus- und Rückblicke im Lichthof

20 Jahre Landesverband Sachsen

Stilvolle Musik, Rückblicke auf die Gründerzeit und die Zukunft der Jugendarbeit  – dieser musikalisch-thematische Dreiklang prägt den Festakt zum 20-jährigen Bestehen des Volksbund-Landesverbandes Sachsen. Es ist ein besonderer Abend. Im beeindruckenden Lichthof des sächsischen Finanzministeriums in Dresden erleben ihn am 27. September etwa 200 Gäste und zahlreiche Wegbereiter der ersten Stunde. Der bekannte Entertainer Gunther Emmerlich beeindruckt dabei neben der künstlerischen Darbietung mit seinen Erinnerungen an den im Krieg verstorbenen Vater.

Erinnern Sie sich noch?

Die Jubiläums-Veranstaltung macht eines ganz deutlich: Der Volksbund ist nicht nur in der Elbflorenz, sondern in ganz Sachsen angekommen. Er ist Teil des gesellschaftlichen Bewusstseins und erfreut sich der Unterstützung durch die öffentlichen Würdenträger, durch mehr als 4 000 Mitglieder und beinahe ebenso viele Spender. Auch die Stiftung Gedenken und Frieden, die gleichzeitig ihr zehnjähriges Jubiläum begeht, unterstützt den Landesverband. Doch das alles war nicht immer so. „Vielleicht erinnern Sie sich noch: Als der Volksbund 1969 zu seinem 50. Geburtstag mit einer Sondermarke geehrt wurde, verweigerte die damalige DDR-Post die Auslieferung der so frankierten Briefe. Der Volksbund selbst und auch die Angehörigen der Kriegstoten standen damals unter dem Generalverdacht des Faschismus. Kriegsgräberfürsorge war ein absolutes Tabu-Thema. Die Angehörigen erfuhren so doppeltes Leid. Gut, dass sich das grundlegend geändert hat – und das ist auch ihr Verdienst“, sagte Volksbund-Präsident Reinhard Führer. Zugleich lobte er das Engagement der vielen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Geburtshelfer des Landesverband, die dafür gesorgt hätten, den Landesverband aus der Taufe zu heben und ihn mit Leben zu füllen: „So etwas funktioniert nur, wenn es Menschen gibt, die dahinter stehen und das Heft in die Hand nehmen.“

Vier Vorsitzende

Es war ein langer Weg.  Gerade die Gründungszeit, in der viele staatliche Strukturen in den neuen Bundesländern noch im Aufbau waren, zeitigte große Probleme. Einer der dies aus eigener Erfahrung bestätigen kann, ist der erste Landesvorsitzende in Sachsen, der ehemalige Staatsminister Dr. Hans Geisler. An seiner Seite stellen sich auch die weiteren Landesvorsitzenden Prof. Hans Joachim Meyer, Friederike de Haas und der aktuelle Ehrenamtsinhaber Prof. Dieter Landgraf-Dietz der Gesprächsrunde mit Gunther Emmerlich. Letztere haben eine Gemeinsamkeit in ihrer persönlichen Lebensgeschichte. Beide verloren ihre Väter im Zweiten Weltkrieg, ohne dass sie die Chance hatten, sie jemals kennenzulernen. Im Gegensatz zu Richard Landgraf-Dietz, der auf der deutschen Kriegsgräberstätte im französischen Orglandes beerdigt ist, ist das Grab von Walter Emmerlich bis heute unbekannt. Dieses Schicksal teilen viele der Volksbund-Mitglieder in den neuen Bundesländern. Daher äußerte Emmerlich als prominenter Vertreter der so genannten Kriegskindergeneration auch die Hoffnung, dass wenigstens der Name auf einer Stele des Volksbundes in der Nähe des vermutlichen Todesortes an seinen Vater erinnern möge.

Jugend heißt Zukunft

Dieses Gefühl, wie wichtig es ist, einen konkreten Ort der Trauer zu haben, kennt auch Dieter Pelzig. Noch vor Wochen besuchte er die Gedenkveranstaltung auf der Kriegsgräberstätte Schatkowo, für die der Landesverband Sachsen die Patenschaft übernommen hat. Dort liegt auch sein Vater. In der Arbeit der Schulreferentin Victoria Hase spielen solche Einzelschicksale in der pädagogischen Arbeit ein große Rolle. Dies ist auch für den Landesverbands-Schirmherren und Präsidenten des sächsischen Landtages, Dr. Matthias Rößler zukunftsweisend: „Jugend heißt Zukunft – und das erleben wir ganz konkret vor Ort, wenn wie in diesem Jahr der sächsische Volksbund-Jugendarbeitskreis zum Beispiel eine Informationstafel auf dem Dresdner Nordfriedhof gestaltet. Ihre Arbeit ist enorm. Sie verdient höchste Anerkennung.“ Auch der aktuelle Landesvorsitzende verweist auf den Wandel in der künftigen Gedenk- und Bildungsarbeit: „Meine Kinder kennen vom Großvater nur das Foto in Uniform. Sie vermissen ihn nicht wirklich, weil sie ihn nie gekannt haben. Aber sie interessieren sich. Persönliche Trauer wandelt sich in gesellschaftliches Gedenken. Darauf müssen wir uns einstellen“, sagt Prof. Landgraf-Dietz in der Gesprächsrunde mit Gunther Emmerlich.

Als passionierter Sänger des Dresdner Swingquartetts übernimmt Emmerlich dann wieder die musikalische Leitung des Abends und lässt, meisterlich begleitet vom Wehrbereichsmusikkorps III aus Erfurt unter Oberstleutnant Robert Kahle, zum Abschluss das Lied „What a wonderful world“ erklingen. Es ist der passende Ausklang für einen gelungenen Abend im Lichthof.

 Maurice Bonkat