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Berta Schellenberg gestorben

Trauer um eine liebenswerte Botschafterin Herleshausens

In Herleshausen war sie eine Institution und fest verbunden mit dem dortigen „Russenfriedhof“. Über Jahrzehnte pflegte Berta Schellerberg aus eigenem Antrieb die Gräber der dort bestatteten sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter – gleichsam als Ersatzhandlung, die ihr zur Herzenssache wurde. Sie tat es im Gedenken an ihren in Frankreich gefallenen Vater und an ihren in Russland vermissten Bruder. Dessen Grab ist bis heute nicht gefunden. „Ich bin mir sicher, dass es auch in Russland jemanden gibt, der diese Aufgabe für mich übernimmt.“ Diese Haltung brachte ihr Anerkennung ein, die weit über die deutschen Grenzen hinaus reichte.

Die fünffache Mutter beließ es aber nicht bei der Grabpflege. Den zahlreichen Angehörigen der Kriegsgefangenen, die aus der ehemaligen Sowjetunion nach Herleshausen kamen, um die Gräber zu besuchen, teilte sie ihre persönlichen Erinnerungen an das Gefangenenlager mit und spendete auf diese Weise Trost. Freundschaften entstanden, wie etwa zu Ludmilla Alexandovna Ustinova aus Tver, deren Vater Jahrzehnte lang als „Alex Unbekannt“ in Herleshausen begraben war. Erst vor drei Jahren konnte er durch das Auffinden des Lazarettkrankenbuches im Militärarchiv in Podolsk identifiziert werden.

Auch in den Workcamps des Volksbundes, im Gespräch mit Schulklassen und anderen Besuchergruppen gab sie gern ihre Erinnerungen weiter. Ihre Authentizität und natürliche Freundlichkeit machten sie zur gefragten Zeitzeugin und beliebten Botschafterin Herleshausens. „Liebe Freunde in Deutschland und Russland“, leitet Bürgermeister a. D. Helmut Schmidt seine E-Mail über den Tod Berta Schellenbergs ein. Das scheint angebracht, denn hier wie dort werden viele um sie trauern. Berta Schellenberg ist am 27. Juni im Alter von 83 Jahren gestorben.

Fritz Kirchmeier