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Bundeswehr leistet hervorragende Arbeit

Von Gebirgsjägern bis zu Marinesoldaten: 47 Pflegeeinsätze auf Kriegsgräberstätten im vergangenen Jahr

Ob Tunesien oder Frankreich, West- oder Osteuropa: Hunderte deutsche Soldaten und Reservisten beteiligen sich jedes Jahr aktiv an der Kriegsgräberpflege. Pandemiebedingt war 2021 zwar weniger als geplant möglich, aber dennoch fanden 47 Einsätze auf ausländischen und vier davon auf Friedhöfen im Inland statt.  

 

Für zehn Soldatinnen und Soldaten der IT-Schule der Bundeswehr aus dem bayerischen Pöcking sollte es im vergangenen Jahr in die Ferne gehen: Für zwei Wochen war die Arbeit auf der zentralen tunesischen Kriegsgräberstätte in Bordj Cedria vorgesehen. Hier ruhen 8.564 bei den Kämpfen von November 1942 bis Mai 1943 gefallene oder in Gefangenschaft verstorbene deutsche Soldaten.

Kurz vor Abflug kam dann aber die schlechte Nachricht: Ein Soldat wurde positiv auf Covid19 getestet, so dass der Teilnehmer samt seiner Kommunikationsausrüstung nicht mitfliegen konnte.
 

Gastfreundschaft ist Ehrensache

Nach einem kurzen „Wackeln“ des Einsatzes ging es dann aber für alle mit dem Flugzeug nach Tunis. Dort nahmen der Büroleiter des Millitärattachéstabs und Angehörige der tunesischen Streitkräfte die Soldatinnen und Soldaten in Empfang.  Das tunesische Verteidigungsministerium sah es als Ehrensache und selbstverständlichen Ausdruck arabischer Gastfreundschaft an, Unterbringung, Transport und Verpflegung des Kommandos kostenfrei zu übernehmen.

Gepflegte Anlage am Volkstrauertag

Hohe Temperaturen, Erkundungen in und um Tunis und die wichtige Arbeit auf den Kriegsgräbern zeichneten diesen – manchmal schweißtreibenden – Einsatz aus. Wegen des Klimas wechselten sich leichte und schwere Arbeiten ab: Bäume fällen, Wurzeln roden, Schriftzüge auf Gedenksteinen nachzeichnen, Wasserleitungen ausbessern – all das gehörte dazu.

Die Arbeiten standen unter der Vorgabe, den Friedhof bis zur Gedenkveranstaltung am Volkstrauertag Mitte November mustergültig herzurichten und ihn wieder besser sichtbar zu machen. Besonderes Augenmerk galt dem Zentrum der Anlage, die aus sieben auf unterschiedlichen Höhenniveaus liegenden Höfen besteht. Anlässlich der Anwesenheit des Bundeswehrkommandos hatten sich viele und hochrangige Gäste für den Volkstrauertag angekündigt.
 

Friedhöfe als Namensgeber

Aber auch die weiteren Höfe, die nach den ursprünglich im Land verteilten Friedhöfen benannt sind, aus denen die Gefallenen seinerzeit ausgebettet und nach Bordj Cedria überführt worden waren, wurden in einen rundum guten Zustand versetzt.

Am 14. November war es dann soweit: Der Friedhof war vorbereitet und auf Einladung der deutschen Botschaft Tunis versammelten sich zahlreiche hochranginge Gäste auf dem zentralen Hof, um der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu gedenken. Eine besondere Geste war die Teilnahme einer Ehrenformation der tunesischen Streitkräfte. Der deutsche Botschafter Peter Prügel hielt eine ergreifende Rede, Kränze wurden niedergelegt. 

Die Soldatinnen und Soldaten bekamen nach ihrem engagierten Einsatz viel Lob. Zunächst freuten sie sich alle auf den Rückflug, aber bereits kurze Zeit nach ihrer gesunden und glücklichen Rückkehr wünschten sich die meisten schon wieder zurück nach Tunesien. 

Viele starke Arme: Frankreich

Schauplatzwechsel: Bekleidung und Ausrüstung packen, ein üppiges Frühstück für die Reise und los ging es – acht Reservisten aus verschiedenen Ortsverbänden und zwei aktive Soldaten der Fernmeldetruppe EloKa932 machten sich für zwei Pflegeeinsätze in Frankreich auf den Weg.

Die anstrengendste Arbeit lag gleich zu Beginn vor den Soldaten: Auf dem Soldatenfriedhof  „Fort de Malmaison“, einer Ruhestätte für 11.841 gefallene deutsche Soldaten, mussten die im Erdreich eingelassenen Kennsteine der vielen Grabreihen versetzt werden. Starke Hände und Arme packten mit an, sodass im Anschluss die verblassten Schriften nachgraviert werden konnten.

Danach ging es zum Schneiden der Buchsbaumhecke auf die Kriegsgräberstätte Asfeld, wo die Gruppe auch Grabkreuze ausrichtete. Die Drachenhöhle, ein Museum für die Schlacht des Ersten Weltkrieges auf dem Chemin des Dames, mehrere Burgbefestigungen sowie der Besuch eines Champagnerwinzers standen den Soldaten für Besichtigungen am Wochenende offen – als Abwechslung zum Arbeitseinsatz. 

Maler, Maurer und Lackierer

Im Frühjahr und Frühsommer finden die meisten Pflegeeinsätze auf den ausländischen Kriegsgräberstätten statt. Meistens stemmen dabei zwischen acht und 15 Bundeswehrsoldaten all das, was im Alltag für die Mitarbeiter des Volksbundes nicht zu schaffen ist. Die Arbeiten reichen von Maler- und Pflasterarbeiten uber das Nachfärben von Grabzeichen und das Ausfugen der Grabinschriften bis zu Lackierarbeiten und dem  Ausrichten der Grabplatten.

Manchmal läuft alles nach Plan, manchmal wird's ausgesprochen mühsam: Etwa wenn es tagelang regnet und die Erde schwer und klebrig wird. Mit Maschine oder von Hand und Schubkarre: Die Soldaten leisten mit dem, was sie an Gerät haben, hervorragende Arbeit und genießen die Abwechslung vom normalen Kasernenleben. Das gilt für alle – vom Gebirgsjäger über den Panzergrenadier bis zur Marinesoldatin.  

Ausblick 2022

Ohne die hervorragenden Leistungen der Soldatinnen und Soldaten wären die Pflegeeinsätze in dieser Form nicht denkbar. Ein Grund für einen Volksbund-Dank an alle, die sich 2021 dafür engagiert haben. Für 2022 sind 84 Einsätze vorgesehen und die Organisatoren beim Volksbund hoffen, dass alle wie geplant stattfinden können.

Text: Katrin Kronitz-Pehl / Christoph Schwarz