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Die Zeichen der Zeit verstanden

Neue Bildungs- und Begegnungsstätte in Halbe

Die neue Zeit beginnt in der „Alten Schule“. Denn in dem ehemaligen Unterrichtsgebäude des südbrandenburgischen Ortes Halbe erhält nun die Bildungs- und Begegnungsstätte des Volksbundes ihr neues Zuhause. Angesichts des in der Vergangenheit immer wieder beobachteten Missbrauches der Kriegsgräberstätte Halbe ist dies zugleich ein politisches Signal für eine angemessene, würdige und zugleich offene Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte.

Diese Auffassung vertraten Landtagspräsident Gunter Fritsch und Volksbundpräsident Reinhard Führer, die das für 1,2 Millionen Euro renovierte Gebäude nun nach dreijähriger Bauzeit seiner Bestimmung übergaben. Rund ein Drittel der Baukosten wurden dabei vom Volksbund beziehungsweise durch Spenden seiner Förderer aufgebracht. In enger Kooperation mit dem Land Brandenburg, dem Landkreis Dahme-Spreewald, dem Amt Schenkenländchen sowie der Gemeinde Halbe hat der Volksbund so die Grundlage für die Umsetzung dieses ambitionierten Projektes und die baulichen, finanziellen, personellen und inhaltlichen Voraussetzungen für dessen Verwirklichung geschaffen.

In unmittelbarer Nähe von Deutschlands größter Kriegsgräberstätte mit über 25 000 Gräbern werden nun jüngeren Generationen nachdrücklich die schrecklichen Ereignisse im April 1945 vermittelt. Dazu wurde vom Volksbund extra ein Historiker eingestellt. Er wird in Halbe auch weiter zum Thema forschen und eine Ausstellung aufbauen. Außerdem hat ab sofort der Brandenburger Umbettungsdienst des Volksbundes hier seinen Standort. Noch immer werden jedes Jahr über 300 Gefallene in Brandenburg geborgen, häufig mit Hilfe der Deutschen Dienststelle (WASt) in Berlin identifiziert und auf einer Kriegsgräberstätte im Land eingebettet.

In Anwesenheit von Stephan Loge, Landrat des Landkreises Dahme-Spreewald, Ralf Kunze, Bürgermeister der Gemeinde Halbe sowie von Architekt Felix Thoma sagte Gunter Fritsch: „Die Bedeutung eines solchen Projektes wird erst in ein bis zwei Jahren erkennbar sein. Mittelfristig wird aber dieser Beitrag des Volksbundes eine entscheidende Rolle bei der öffentlichen Wahrnehmung des Ortes Halbe und seines Waldfriedhofes sein und letztlich insbesondere der jungen Generation die Folgen von Krieg und Gewaltherrschaft anschaulich vermitteln.“ Zudem beschränkt sich die Arbeit in Halbe nicht nur auf Jugendliche, sondern richtet sich auch an Erwachsene.

Kein Platz für „Heldengedenken“

Nach der Wende wurde der Halber Waldfriedhof immer wieder Ziel radikalpolitischer Interpretationen und Demonstrationen. Nicht zuletzt der damit verbundene Missbrauch des Totengedenkens war der Anlass für die Gemeinde Halbe und den Volksbund, einen angemessenen Weg zu finden, der der tatsächlichen Aussage der Gräber auf dem Waldfriedhof Halbe gerecht wird. „Die Kommunalpolitik hat die Zeichen der Zeit verstanden und deshalb unterstützt der Landkreis Dahme-Spreewald ausdrücklich dieses Projekt“, sagt Landrat Stephan Loge. „Eine Bildungseinrichtung ist das Beste was man machen kann“, findet auch Gunter Fritsch.

Die Mehrheit der Kriegstoten in Halbe zeugen vom damaligen Missbrauch der Menschen durch ein verbrecherisches, unmenschliches Regime. „Für ein so genanntes ‚Heldengedenken’ zum Zwecke der Verbreitung eines verquasten und gefährlichen Gedankengutes ist der Waldfriedhof Halbe auch zukünftig kein Ort. Der ideologische und politische Missbrauch des furchtbaren Sterbens Zehntausender ist eine Verhöhnung ihrer Schicksale und eine Beleidigung ihrer Angehörigen“, erklärt Reinhard Führer.

Die Bildungsstätte in Halbe findet auch in der Bevölkerung großen Anklang. „Wir sind ganz, ganz glücklich, dass wir jetzt diese Bildungsstätte mit einem engagierten Kapitän auf der Brücke hier in Halbe haben“, freut sich Bürgermeister Kunze. Nun kann sie also kommen, die neue Zeit des Erinnerns und Gedenkens in dem alten Schulgebäude.

Christoph Blase