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Letzte Musikschau der Nationen in Bremen
Was für ein Finale! Zum 53. und leider auch zum letzten Mal lud die Musikschau der Nationen die halbe Welt in die Heimat der Bremer Stadtmusikanten. Und alle sind gekommen, so wie immer. Es war der finale Countdown, das große Finale und ein einmaliges Erlebnis. Wer es aus eigentlich unerklärlichen Gründen verpasst hat, wird es nie mehr wiedersehen. Oder doch?
Dass dies die letzte, wirklich die allerletzte Musikschau ist, will hier in Bremen sowieso niemand hören – dafür ist das alles einfach zu schön gewesen. Doch ein zumindest in Ansätzen spürbarer Trennungsschmerz lässt sich bereits erahnen, wenn die Abschlussvorstellung des größten Blasmusikfestivals Europas schon mit dem Europe-Klassiker Final Countdown beginnt.
Der symbolische Taktstock
Vor der Show überwiegt dennoch das Lachen, die große Freude sowie der Blick nach vorn: „Das Ende der Musikschau hat hauptsächlich finanzielle Gründe – und das müssen wir als Spendenorganisation natürlich berücksichtigen. Zudem hat die Organisation dieses Festivals immer mehr Zeit und Kapazitäten in Anspruch genommen. Die kommen jetzt wieder verstärkt unserer originären Arbeit der Kriegsgräberfürsorge sowie unserer Jugend- und Bildungsarbeit zugute“, erklärt Landesgeschäftsführerin Isa Nolle. Sie wirkt sehr positiv, als sie das mit vollem Brustton der Überzeugung äußert. Doch wer Isa Nolle nur ein bisschen kennt, weiß auch, dass ihr der Abschied von dieser Traditionsveranstaltung sicher nicht leicht fällt. Schließlich war ihr inzwischen leider verstorbener Vater Siegfried Falke der Erfinder dieses musikalischen Großereignisses. Das war im Jahr 1965. Gut 24 Jahre später übernahm dann ihr Ehemann Rolf Reimers bis zu seiner Pensionierung symbolisch den Taktstock als Musikschau-Leiter. Seit 2013 ist sie nun die Chefin der Töne – beziehungsweise der Organisation.
Liebe zur Musik
Hinter den Kulissen der übrigens zeitgleich mit der Musikschau entstandenen ÖVB-Arena geht es dabei ebenso musikalisch zu wie davor. Geht man durch die Katakomben der weitläufigen Arena trifft man immer wieder auf Musiker, die ihre Soli auf der Trompete oder mit der Posaune üben. Gleich daneben tanzt ein in bunte Federn gehüllter Tänzer als ob es kein Morgen gäbe. Und während sich die Jugendlichen des Bremer JAKs an der Tischtennisplatte die Zeit vor der großen Show vertreiben, ziehen die „Botschafter der Musikschau“ als Blasmusikzug durch die international besetzte und von der Bundeswehr hervorragend bestückte Kantine. Es ist ein buntes Beisammensein verschiedener Altersklassen und Nationen, die vor allem eines gemeinsam haben: die Liebe zur Musik.
Volles Haus, tolles Programm
Irgendwann ist es dann soweit und es passiert, worauf alle so lange gewartet haben: Der Vorhang geht auf und Moderator Norbert Kuntze eröffnet die letzte Ausgabe der Musikschau der Nationen. Dabei beginnt die Dernière mit einer Premiere: Bis zur 53. Musikschau hatte es gedauert, bis endlich auch eine finnische Formation das Blasmusikfestival bereicherte. So darf die Navy Band of the Finnish Defence Forces auch als erstes in die voll besetzte Halle einmarschieren. Das Publikum ist begeistert, wie auch Organisatorin Isa Nolle: „Volles Haus und tolles Programm – so soll es sein. Und seien Sie bitte mit dem Klatschen nicht zu sparsam, denn Ihr Applaus ist die einzige Bezahlung für die unentgeltlich auftretenden Künstler.“ Das lassen sich die Gäste der Musikschau nicht zweimal sagen. Und wer denkt, dass bei einem Blasmusikfestival keine Stimmung herrsche, ist schlicht noch niemals dort gewesen.
In Bremen jedenfalls sieht man viele lachende Gesichter hinter klatschenden Händen und tosenden Jubel nach jeder Nummer. Besondere Publikumslieblinge sind dabei die Formationen aus Russland, die mit mitreißenden Arrangements beliebter russischer aber auch deutscher Schlager wie zum Beispiel „Moskau, Moskau“ aufwarten, und die gewohnt professionellen Show-Talente aus den USA. Auch sonst sieht man die Menschen auf den Rängen häufig in gemeinsamer Schunkellaune.
Ebenso beliebt und bereits zum sechsten Mal dabei sind die niedersächsischen Schotten aus der Eulenstadt Peine. Die Musiker der Owl Town Pipe & Drum Band mit den standesgemäßen Kilts und ihren Dudelsäcken sind neben ihrer musikalischen Extraklasse auch optisch ein echter Hingucker. Und das Beste: Auf ihre Spielkunst müssen die Freunde des Volksbundes wohl auch künftig nicht verzichten. Schließlich sind die Peiner Schotten schon lange freundschaftlich mit dem Bremer Landesverband verbunden und haben bereits zugesagt, dass sie den Volksbund mit ihren Pipes auch künftig musikalisch unterstützen werden.
Die Jugendarbeit des Volksbundes
Tatsächlich war neben der hohen musikalischen Qualität auch das soziale Engagement für die Jugendarbeit des Volksbundes über ein halbes Jahrhundert ein essentieller Bestandteil der Musikschau. So sieht es auch Bremens Bürgermeister Carsten Sieling in seinem Grußwort: „Die Musikschau der Nationen in Bremen kann für sich in Anspruch nehmen, eine reine Benefizveranstaltung gewesen zu sein. Hier ging es immer nur darum, mit dem Reinerlös die wichtige Arbeit des Volksbundes zu unterstützen. So konnten tausende von jungen Menschen für die ehrenamtliche Arbeit, Gräber von Kriegstoten zu pflegen, gewonnen werden.“
Kurz vor der Pause – und auch das hat Tradition – sprechen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen dann selbst über ihre Erfahrungen mit der internationalen Friedensarbeit des Volksbundes. Vor tausenden von Zuschauern berichten sie von ihren bewegenden Erlebnissen in den Workcamps, von den Treffen mit den anderen JAK-Mitgliedern und wie sie das alles persönlich bereichert hat. Zugleich bieten sie einen Überblick über die zahlreichen Aktionen der vergangenen Jahre, die sie dann auch dem großem Publikum der Musikschau nähergebracht haben.
Was machst Du diesen Sommer?
Dies ist nun vorbei – doch die Jugendarbeit des Volksbund-Landesverbandes Bremen geht natürlich weiter. Schon im Sommer folgt die nächste wichtige Veranstaltung für Isa Nolle sowie für die engagierte Bremer Bildungsreferentin Anke Büttgen und ihren JAK. Dann werden sie nämlich die Gedenkveranstaltung anlässlich des 50-jährigen Bestehens der deutschen Kriegsgräberstätte im britischen Cannock Chase gestalten. Zuvor bitten sie die Gäste der Musikschau um ihre Spenden. Die erste Münze, die in die hörbar noch leere Dose der erst sechsjährigen Kira Czinzoll wandert, kommt von Moderator Norbert Kuntze. Dann folgen viele weitere Münzen und Scheine, so dass die kleine Kira schließlich große Mühe hat, das nunmehr schwere Behältnis in die Höhe zu halten. Kira ist übrigens eins der vielen „Kinder der Musikschau“, ähnlich wie Isa Nolle selbst, bei denen schon die Eltern für die Musikschau der Nationen aktiv waren.
Großer Dank
Ohnehin gibt es sehr, sehr viele Menschen, die mit großem Engagement zum Gelingen der Musikschau beitragen – und diese überhaupt erst ermöglichen: „Ich danke von ganzem Herzen allen Mitwirkenden im Scheinwerferlicht wie im Hintergrund, dem Team der ÖVB-Arena, allen in- und ausländischen Persönlichkeiten, allen Helfern und Betreuern, den aktiven Soldaten und den Reservisten der Bundeswehr in Bremen, allen Mitgliedern des Volksbundes und ganz besonders unserem großartigen Organisationsteam mit Isa Nolle an der Spitze für ihr jahrzehntelanges Engagement und ihre bewundernswerte Motivation“, bedankt sich der Bremer Volksbund-Landesvorsitzende Dietmar Werstler ganz herzlich.
Aus allen Ecken der Welt
Es gibt also gute Gründe von der Musikschau-Familie zu sprechen. Sehr viele Menschen, die hier vor, hinter und auf der Bühne zum guten Gelingen beitragen, sind positive Wiederholungstäter. Sie kommen immer wieder; einfach weil es Spaß macht. Diesem Konzept folgte auch die Idee der Music Men. Dabei sollte aus jedem Land, das jemals an der Musikschau teilgenommen hat, jeweils ein Posaunist nach Bremen reisen. Die Idee dazu stammt aus dem Musical The Music Man und dem zugehörigen Stück 76 trombones (Posaunen). So griff Isa Nolle zu Telefon und Tastatur, nahm Kontakt zu Botschaften und Bandleadern in allen Ecken der Welt auf. Mit Erfolg. Zwar waren es am Ende dann doch etwas weniger als 76 Posaunisten, doch die Darbietung dieses hochgradig internationalen Klangkörpers war dennoch ebenso phänomenal wie die zugrundeliegende Idee selbst. Zudem versuchten die Künstler ihrerseits alles Mögliche, um an der besonderen Aktion in Bremen teilnehmen zu können. So erreichte die Musikschau-Verantwortlichen während der Show die Nachricht, dass der angefragte und zunächst verschollen geglaubte Posaunist aus Kenia nun doch noch angekommen sei.
Mitreißende Performance
Solch eine unaufhaltsame Spielfreude zeigte auch die mexikanische Formation Compania de Danza Folklórica Tenochtitlán, die in ihrer mitreißenden Performance von lateinamerikanischen Musikstücken und Tänzen kaum zu bremsen waren. So zogen die Helfer der Bundeswehr die zugehörige Mariachi-Band auf ihrer mobilen Bühne wie geplant am Ende ihres Auftrittes hinter den großen Show-Vorhang. Doch dort spielten sie aus purem Vergnügen dann einfach weiter – und ernteten erneuten Applaus von den umstehenden Musikern und helfenden Händen hinter den Kulissen.
Daneben war auch die klassische Militärmusik, garniert mit modernen Arrangements, immer ein wichtiger Bestandteil des Musikschau-Konzeptes. Und hier bekamen die Fans durch die französische Musique des Transmissions de Rennes sowie die niederländische Koninklijke Militaire Kapel Johan Willem Friso wie gewohnt Hochklassiges geboten.
Musikkorps kommt nach Bremen
Eine der wohl weltweit anerkanntesten Formationen sinfonischer Blasmusik gab sich dabei zur Freude der Musikschau-Gäste ebenfalls die Ehre: Das Musikkorps der Bundeswehr unter der Leitung von Oberstleutnant Christoph Scheibling ist für ihr großes musikalisches Können international bekannt und beliebt. Zu wahren Jubelstürmen bewegen sie ihre Zuhörer zudem mit wirklich fantasievollen Arrangements aktueller Stücke. Dies wurde beispielsweise im großen Finale durch die moderneren Stücke wie Music von John Miles, Guten Abend, Gut’ Nacht oder dem bezeichnenden Abschlussstück Und Tschüß deutlich hörbar. Und das Beste: Das Musikkorps, das auch beim Musikfest der Bundeswehr am 23. September in Düsseldorf aufspielt, wird künftig regelmäßig in der Heimat der Stadtmusikanten mit einem Benefizkonzert für den Landesverband Bremen gastieren. Bremen macht Musik – und dabei bleibt es!
Musikschau für Zuhause
Wer jetzt das Gefühl hat, die letzte Gelegenheit verpasst zu haben, das Erlebnis Musikschau der Nationen einmal selbst zu genießen, dem kann geholfen werden. Denn hier können Sie die DVD zur letzten Musikschau der Nationen für 24 Euro zuzüglich Porto und Verpackung bestellen:
Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge
- Landesverband Bremen -
Rembertistraße 28, 28203 Bremen
Telefon: (04 21) 32 40 05
Fax: (04 21) 32 40 57
E-Mail: bremen@volksbund.de
Internet: www.musikschau.de