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Ein Gebot der Menschlichkeit

70. Jahrestag der Schlacht um Stalingrad

Stalingrad – dies ist mehr als eine ehemalige Bezeichnung für eine Stadt, die heute den Namen Wolgograd trägt. Denn obwohl sich die Niederlage in dem von den Deutschen begonnenen Krieg sicher schon vor dem 2. Februar 1943 abzeichnete, markiert die Schlacht um Stalingrad zumindest symbolisch die Wende in diesem Krieg. So ist es wenig verwunderlich und zugleich begrüßenswert, dass dieser 70. Jahrestag in den Medien großen Widerhall gefunden hat. 

Dabei zeigte sich aber auch eine durchaus unterschiedliche Sicht auf die Geschichte. Während die russische Seite den Jahrestag hauptsächlich in der Tradition der militärisch-vaterländischen Vergangenheit ausgestaltete, herrschten auf deutscher Seite eher die versöhnenden Töne für eine gemeinsame Zukunft vor – und das sogar wortwörtlich: Denn erstmals seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges trat auch ein deutsches Orchester in Wolgograd auf. So spielten an diesem Jahrestag die Osnabrücker Symphoniker gemeinsam mit den Wolgograder Symphonikern. Auf politischer Seite wurde diese Gemeinsamkeit dagegen weitgehend vermisst.

Zeitzeugen oder Angehörige, die persönlich an das Schicksal der Kriegstoten und die sich daraus nahezu zwangsläufig ergebenen Lehren erinnern, werden ebenfalls immer seltener. Aber es gibt sie noch: Zusammen mit dem Volksbund-Präsidenten Reinhard Führer besuchte auch eine deutsche Reisegruppe die Kriegsgräberstätte Rossoschka. Dort sowie auf der benachbarten russischen Kriegsgräberstätte ruhen viele Tote und Vermisste der symbolträchtigen Schlacht um Stalingrad – Russen, Deutsche und viele andere. 56 875 Kriegstote haben bis jetzt auf der 1999 eingeweihten Kriegsgräberstätte Rossoschka nahe Wolgograd ein würdiges Grab erhalten. Hier wird auch der vielen vermissten deutschen Soldaten gedacht. Neben der kreisförmigen Zubettungsfläche hat der Volksbund 126 große Würfel mit insgesamt 119 505 Namen aufgestellt - eine ganz besondere Gedenkstätte ist so entstanden.

Ungeheuer wichtig

"Das Wissen um die letzte Ruhestätte ihrer Lieben ist für viele Angehörige ungeheuer wichtig. Hier haben sie endlich einen realen Ort für ihre eigene Trauerarbeit gefunden", sagt Volksbund-Präsident Reinhard Führer. Hunderte von Menschen nutzen deshalb jedes Jahr das Reiseangebot des Volksbundes, dessen Touristikpartner sie zu den großen Sammelfriedhöfen des Volksbundes in Russland, der Ukraine, Belarus und vielen anderen Ländern führen. Hinzu kommen all die ungezählten Menschen, die auf eigene Faust oder mit Hilfe anderer Reiseveranstalter den Weg zu den Gräbern ihrer Toten finden.

Wie viel Leid dieser schreckliche Krieg den Menschen gebracht hat, wird auch in Wolgograd selbst deutlich. Die sowjetische Seite hatte in den Kämpfen hunderttausende Opfer zu beklagen. Eine genaue Zahl ist nicht bekannt. Ihrer wird in der Stadt an der Wolga mit der Gedenkstätte auf dem Mamajew-Hügel mit der 84 Meter hohen "Mutter-Heimat-Statue" gedacht. Sonst erinnert in Wolgograd heute so gut wie nichts mehr an die umfassende Zerstörung der Stadt und die ungeheuren Menschenverluste vor 70 Jahren.

Online-Gräbersuche

Die Online-Gräbersuche des Volksbundes verfügt über die Möglichkeit, beispielsweise die Kriegstoten eines bestimmten Ortes zu finden. Die phonetische Suche ist sehr hilfreich, wenn die genaue Schreibweise eines Namens unbekannt ist. Zu den 823 vom Volksbund betreuten Kriegsgräberstätten können zahlreiche Informationen und Fotos abgerufen werden, die Einbindung von Google Maps gewährleistet, dass der Ort leicht gefunden werden kann.

"Die Menschen suchen noch heute nach vermissten Angehörigen. Viele haben aber auch schon die Hoffnung aufgegeben. Doch sie wissen vielleicht nicht, dass der Volksbund Antworten geben kann. Deshalb möchten wir diese Möglichkeit noch stärker im Internet aufzeigen - auch mit diesem Portal", erklärt Dr. Martin Dodenhoeft, Leiter Marketing und Kommunikation des Volksbundes.

Noch heute werden allein auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion und in Polen jährlich über 40 000 Kriegstote geborgen und auf zentralen Kriegsgräberstätten bei Wolgograd, St. Petersburg, Kursk und anderen zur letzten Ruhe gebettet - ein großer Kraftakt, für den Mitgliedsbeiträge und Spenden dringend gebraucht werden. "Wir müssen das tun. Das gebietet einfach die Menschlichkeit", sagt Dodenhoeft, "die Würde eines Menschen hört doch nach dem Tod nicht auf!"

Maurice Bonkat und Christoph Blase