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Ein guter Tag

Kriegsgräberstätte Apscheronsk eingeweiht

„Ein guter Tag,“ sagt Iwan Malachowski. Dann blickt der ehemalige Kriegsteilnehmer stumm auf die Granitstelen mit den Namen der deutschen Gefallenen – seine ehemaligen Gegner. Die Einweihung in Apscheronsk ist ein Meilenstein. Hier ist etwas entstanden, das den Willen zur Aussöhnung kaum besser dokumentieren könnte. Die neue Kriegsgräberstätte im Kaukasus ist eine Mahnung zum Frieden. So sieht es Wolfgang Schneiderhan, der Generalinspekteur der Bundeswehr: „Dies ist ein Ort der Erinnerung gegen das Vergessen.“ 


Dankeschön an Alle 

Am 6. September ist es soweit. Der Volksbund übergibt einen der letzten großen Sammelfriedhöfe seiner Bestimmung. Die Kriegsgräberstätte Apscheronsk wird der zentrale deutsche Sammelfriedhof für alle Gefallenen des Zweiten Weltkrieges im Kaukasusgebiet und des ehemaligen Kubanbrückenkopfes sein. Es ist Zeit, Danke zu sagen: Danke an alle Angehörigen für ihre Geduld und die große Unterstützung. Heute sind 200 Angehörige nach Apscheronsk gekommen, um von ihren Lieben Abschied zu nehmen. Unter ihnen sind viele Mitglieder von Traditionsverbänden der ehemaligen Gebirgstruppe. Dank gilt auch den russischen Behörden, die das Projekt trotz großer Widerstände schließlich ermöglicht haben. Generalinspekteur Schneiderhan bedankt sich zudem bei den russischen und deutschen Soldaten, die bis kurz vor der Einweihung an der Kriegsgräberstätte Apscheronsk arbeiten. Dies ist ein besonderes Zeichen, in einer Region die vor über 60 Jahren Schauplatz erbitterter Kämpfe war.

Die ehemaligen Kriegsteilnehmer, die sich heute gegenseitig Respekt schenken, wissen diesen Moment der Begegnung zu würdigen. Direkt nach der Einweihung sieht man Sowjet-Veteranen, die vor den Kränzen der Deutschen salutieren. „Wir dürfen nie vergessen, wie viel Leid Krieg über die Menschen bringt,“ sagt der russische Generalmajor Alexandr V. Kirlin. Bei den Kämpfen in diesem Gebiet starben nach Unterlagen des Volksbundes etwa 45 000 deutsche Soldaten. Leider sind viele Grablagen mehr als 60 Jahre nach dem Krieg nur noch schwer zu finden. Besonders in den schwer zugänglichen Gebirgsregionen ist die Bergung der Gebeine sehr mühsam. 


Für die Angehörigen 

Apscheronsk ist heute zu einem Ort des Lernens geworden. Auch die Teilnehmer des Jugendlagers von Apscheronsk haben sich während der Arbeit besser kennen gelernt und viele Vorurteile abgebaut. „Die Zusammenarbeit hier über den Gräbern von Apscheronsk ist ein Meilenstein der Versöhnung,“ betont Volksbund-Präsident Reinhard Führer. Dabei denke er nicht nur an die Jugendlichen oder die jungen Soldaten. Besonders wichtig seien Kriegsgräberstätten wie in Apscheronsk für die Angehörigen. Ihnen gebühre ein würdiger Ort der Trauer. Die Sonnen durchflutete Waldlichtung nahe Apscheronsk ist ein solcher Ort. 

Etwa 30 000 Tote des Zweiten Weltkrieges werden hier künftig in direkter Nachbarschaft zur russischen Kriegsgräberanlage ihre letzte Ruhestätte erhalten. 6 600 Gebeine hat der Volksbund bereits eingebettet. Viele der Gefallenen sind bekannt. Eindrucksvolle Granitstelen tragen ihre Namen. Dass mehr Namen dokumentiert sind, als tatsächlich Tote vor Ort eingebettet sind, ist mit einer besonderen Dienstleitung des Volksbundes zu erklären. So werden nicht nur die Namen der eindeutig identifizierten Toten dokumentiert, sondern erstmals auch die Namen der Opfer, deren Angehörigen dies ausdrücklich wünschten, obwohl der Volksbund sie noch nicht gefunden hat. 


Abschied nehmen 

Einer von ihnen ist Alfred Haas. Seine beiden Töchter Inge Bleeker und Gudrun Beermann haben den weiten Weg nach Apscheronsk auf sich genommen. Sie waren noch Kleinkinder als ihr Vater im Kaukasus ums Leben kam. Nun spüren sie eine große Erleichterung: „Endlich haben wir einen Ort, an dem wir von ihm Abschied nehmen können.“ Der Tag der Einweihung der Kriegsgräberstätte Apscheronsk ist ein warmer, ein guter Tag.