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Ein Stück deutsch-russische Geschichte

Volksbund-Arbeit in Zeiten der Sowjetunion und heute – 1977 durften erstmals Verwandte zu deutschen Kriegsgräbern reisen

Die Geschichte des Volksbundes in der damaligen Sowjetunion ist ein Stück deutsch-sowjetische beziehungsweise deutsch-russische Geschichte. In der Zeit des Kalten Krieges war es fast ausgeschlossen, dass Angehörige Kriegsgräber in der Ukraine, in Belarus oder Russland besuchten – der Eiserne Vorhang ließ keine Trauer vor Ort zu. Über die Schwierigkeiten damals und heute berichteten im „Deutsch-Russischen Haus” in Moskau der Leiter des Volksbund-Büros Hermann Krause und der Chef des Umbettungsdienstes in Russland, Denis Deraybkin.
 

„Obwohl die Existenz von deutschen Soldatenfriedhöfen bekannt war, leugnete das russische Rote Kreuz, dass es Gräber gab. 1972 führte der Volksbund erstmals Gespräche mit dem  sowjetischen Botschafter Valentin Falin“, schilderte Krause den schwierigen Weg. 1975 reiste dann Außenminister Hans-Dietrich Genscher nach Moskau und besuchte mit Bundespräsident Walter Scheel den Gefangenenfriedhof Lublino.
 

Durchbruch 1983: Datenübergabe

1977 durften erstmals Verwandte anreisen. Der damalige Generalsekretär der KPdSU, Leonid Breschnjew, zeigte sich auf Bitten des deutschen Bundeskanzlers Helmut Schmidt konziliant. Bei einem Besuch in Bonn 1981 schlug er Schmidt vor, ein großes gemeinsames Denkmal zu bauen, was dieser aber strikt ablehnte. Den Durchbruch brachte 1983 die Übergabe von Daten zu in Deutschland gestorbenen Kriegsgefangenen an die sowjetische Seite. Es herrschte Vertrauen.

Mit der Perestroika unter Michael Gorbatschow öffnete sich das Land. 1992 wurde das Kriegsgräberabkommen zwischen der Russischen Föderation und Deutschland geschlossen. Präsentiert wurde es auf einer Pressekonferenz in Moskau gemeinsam von Boris Jelzin und Helmut Kohl.
 

Kriegsgräberabkommen hat Bestand

„Von den vielen Verträgen und Plänen, die damals beschlossen wurden, ist das Kriegsgräberabkommen geblieben“, erinnert sich Hermann Krause, der als ARD-Korrespondent über die Pressekonferenz berichtete. „Es gab viele Pläne und Projekte, die im Laufe der Jahre vergessen wurden oder gescheitert sind. Die Bedeutung des Kriegsgräberabkommens für Russland und Deutschland hat damals niemand ermessen können.“

In einem Vortrag im „Deutsch-Russischen Haus” in Moskau beschrieb Krause die Erfolge von 30 Jahren Volksbund-Arbeit in Russland. Nicht nur, dass es gelang, so viele gefallene deutsche Soldaten zu bergen und in zehntausenden von Fällen die Verwandten zu informieren – der Volksbund brachte auch deutsche und sowjetische Veteranen zusammen.
 

Versöhnung unter Veteranen

Auf vielen Fotos sieht man ehemalige russische, belarussische, ukrainische Soldaten Hand in Hand mit deutschen Veteranen und deren Angehörigen. „Das waren emotionale Momente, bei denen Tränen flossen“, so Krause. „Am Ende lagen sich alle in den Armen und schworen NIE WIEDER KRIEG!“ Dass heute Ukrainer gegen Russen kämpfen, wäre für diese Generation, die die Deutschen besiegt hatte, unvorstellbar.