Einbettung in Lietzen – eine Erinnerung, die wachgehalten werden muss
55 deutsche Gefallene finden im Landkreis Märkisch-Oderland ihre letzte Ruhestätte
Ruhig und majestätisch zieht ein Greifvogel – ein roter Milan, der Wappenvogel Brandenburgs –seine Bahn über die Kriegsgräberstätte in Lietzen als Gebhard Graf Hardenberg das Totengedenken spricht. Es ist ein schöner Tag: Blauer Himmel, Sonnenschein. Ein schöner Tag wie ihn die 55 Gefallenen seit über 70 Jahren nicht mehr erleben durften. Sie wurden zumeist in jungen Jahren von einem verbrecherischen Regime in einen sinnlosen Krieg geschickt und verbluteten in den letzten großen Schlachten des Zweiten Weltkriegs vor den Toren der ehemaligen Reichshauptstadt Berlin.
Die Gefallenen werden heute unter großer Anteilnahme nicht nur der lokalen Bevölkerung in Lietzen zur letzten Ruhe gebettet. Auch Jes Möller, Präsident des Landesverfassungsgerichts Brandenburg, der Standortälteste aus Strausberg, Brigadegeneral Uwe W. Nerger, Landrat Gernot Schmidt und Dr. Ingolf Wernicke, Geschäftsführer des Landesverbands Berlin sind in den Landkreis Märkisch-Oderland gekommen. Die Wehrmachtsangehörigen fielen bei den schweren Kämpfen im April 1945 im Oderbruch und wurden meist im Laufe der Kampfhandlungen an Ort und Stelle anonym verscharrt. Ihre sterblichen Überreste konnten im vergangenen Jahr vom Volksbund geborgen werden. 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erhalten sie nun endlich eine letzte würdige Ruhestätte.
Gemeinsam mit Pfarrer Thomas Krüger aus Neuhardenberg nimmt der Volksbund die Einbettung vor. „Die jährlich noch stattfindenden Einbettungen von Soldaten in Lietzen, Halbe und Lebus sind ein Zeugnis der zutiefst humanitären Aufgabe des Volksbundes, auch den Toten von Krieg und Gewaltherrschaft im Inland eine würdige und letzte Ruhestätte zu schaffen“, sagt Oliver Breithaupt, Volksbund-Landesgeschäftsführer Brandenburg. Jes Möller sagt, hier auf dieser hellen, lichtdurchfluteten Kriegsgräberstätte in Lietzen sei deutlich der Unterschied zwischen einer stabilen Friedensordnung und den Schrecken des Krieges zu spüren und diese Friedensordnung gelte es zu bewahren. Brigadegeneral Nerger erinnerte daran, wie wichtig es für die Angehörigen sei, einen letzten Ort zum Trauern zu haben und versicherte, die Bundeswehr werde auch in Zukunft als Partner zur Verfügung stehen. „Wir, die Nachgeborenen, die in einem sicheren Land und in einer sicheren Heimat leben, können und dieses Grauen (des Krieges) nicht vorstellen. Doch auch heute sind wieder Ältere nach Lietzen gekommen, die diese Bilder noch tief in sich tragen. Sie sind es, die die Erinnerung wachhalten, die wachgehalten werden muss", sagt Pfarrer Krüger in seiner Predigt.
Im Rahmen der Veranstaltung ehrt Landesgeschäftsführer Oliver Breithaupt Rosemarie Behnke mit der Ehrennadel für ihre langjährige unermüdliche Arbeit für den Volksbund, Landesverband Brandenburg.
Der Brandenburger Volksbund nimmt jährlich noch ca. 300 Umbettungen im Land Brandenburg vor, da sich die Kampfhandlungen im Frühjahr 1945 über ein unüberschaubares und nicht immer leicht zugängliches Territorium erstreckten.
In seiner Onlinedatenbank stellt der Volksbund fast fünf Millionen Datensätze zur Verfügung: www.graebersuche-online.de.