Volksbund Logo Desktop Volksbund Logo Mobil
Gräbersuche Mitglied werden Jetzt spenden Spenden

Einbettungen in Halbe und Lebus

Botschaft von Freundschaft und Versöhnung

Sonnige Tage im Altweibersommer – eigentlich zu schön für den eher traurigen Anlass. Gemeinsam mit Verteidigungsstaatssekretär Thomas Kossendey und dem Russischen Botschafter Wladimir Grinin begleiteten Volksbundpräsident Reinhard Führer und seine Mitarbeiter fast 100 junge Gefallene auf ihrer letzten Reise. Im Rahmen ihres traditionellen Arbeitseinsatzes bildeten deutsche und russische Soldaten die Ehrenformation für 56 Rotarmisten und 33 deutsche Landser, die an diesen beiden Spätsommertagen in Lebus und Halbe ihre letzte, würdige Ruhestätte fanden.

Mittlerweile sind Umbettungen Alltag im zwanzigsten Jahr des deutsch-russischen Kriegsgräberabkommens – und doch war die Einbettung in Lebus etwas Besonderes. Zwar werden jedes Jahr noch über 45.000 deutsche Gefallene auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR umgebettet und Hunderte Kriegsopfer in Brandenburg durch Zufall gefunden. Doch meist sind insbesondere die geborgenen Rotarmisten nicht mehr zu identifizieren. 30 der 56 sowjetischen Gefallenen von Lebus konnten jedoch wunderbarerweise identifiziert werden. „Wir können ihnen ihre Namen wiedergeben und sie damit aus dem Vergessen zurückholen“, sagte Reinhard Führer vor knapp 200 Gästen, darunter hochrangigen Vertretern beider Verteidigungsministerien sowie Angehörigen der Toten. Botschafter Wladimir Grinin sagte, die Hinterbliebenen erhielten hier die Gelegenheit, sich von ihren Vorfahren zu verabschieden.

Seit 2007 arbeiten deutsche und russische Soldaten jedes Jahr gemeinsam auf Kriegsgräberstätten in beiden Ländern. „Das ist  ein wichtiger Baustein zur ‚Versöhnung über den Gräbern‘. Von hier geht ein wichtiges Signal für die deutsch-russischen Beziehungen aus“, sagte der Volksbundpräsident.

Dankbar für das gemeinsame Engagement der Soldaten aus beiden Ländern zeigte sich auch der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, Thomas Kossendey. Er forderte die Soldaten auf, die „Botschaft von Freundschaft und Versöhnung“ in ihre Heimat weiterzutragen.

 

Rührende Botschaft aus der Vergangenheit

Eine unscheinbare Feldflasche wird zum Symbol der Fährnisse eines schrecklichen Krieges. Durch Zufall entdeckte Christina Thommes aus Obersdorf bei Müncheberg eine Metallflasche. Auffällig daran sind nur die eingeritzten Buchstaben. Die Brandenburgerin kann mit den Schriftzeichen nicht anfangen, doch ein Kollege weiß Rat: Es sind kyrillische Buchstaben. Fachleute des Volksbundes können die Geschichte aufklären, zumindest teilweise. Die russische Feldflasche muss wohl einmal einem Rotarmisten aus Irkutsk gehört haben und ihn dann während seiner Gefangenschaft bis in die Mark begleitet haben. Wem die Flasche bis 1943 gehört hat, lässt sich anhand der Initialen leider nicht mehr feststellen. „Wir können aber davon ausgehen, dass der Gefangene wohl auf einem Bauernhof gearbeitet hat und hoffen, dass er dort Krieg und Gefangenschaft überlebt hat – im Gegensatz zu den vielen Millionen Opfern des Krieges“, sagte Brandenburgs Landesgeschäftsführer Oliver Breithaupt. Am Rande der Einbettungen hat Christina Thommes die Feldflasche an den Brandenburgischen Landtagspräsidenten Gunter Fritsch übergeben, der das Relikt des Zweiten Weltkrieges der neuen Bildungsstätte des Volksbundes in Halbe vermachte.

Christoph Blase