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Einblicke: Alltag in der Ukraine

Virtuelle Ausstellung mit Fotografien von Florian Bachmeier noch bis 31. März

Mit einer zweiten Online-Führung präsentierten der Volksbund und die Galerie Buchkunst Berlin die virtuelle Fotoausstellung „IN LIMBO UKRAINE 2013-2021“ mit dem Fotografen Florian Bachmeier, dem Kuratoren Thomas Gust und der ukrainischen Autorin Kateryna Mishchenko. Die Ausstellung bietet intensive Einblicke in das ebenso schöne wie gequälte Land vor dem Ausbruch des Krieges, in ein Land im Schwebezustand, in seinen Alltag in den vergangenen Jahren. Bis zum 31. März ist sie frei im Gedenkportal aufrufbar.
 

Grenzland und Schauplatz von Aggression

Von 2013 bis 2021 reiste der Fotograf Florian Bachmeier acht Mal in die Ukraine und dokumentierte den sich verändernden Alltag der Menschen dort. „IN LIMBO“ – was bedeutet das? In der katholischen Theologie war der „Limbus“ der Ort für die Seelen, die ohne eigenes Verschulden nicht in den Himmel gelangen können – beispielsweise ungetaufte Kinder. Heute steht „IN LIMBO“ im englischen Sprachgebrauch für einen Schwebezustand. Dies beschreibt die Situation der Menschen, die porträtiert werden.

Die Ukraine ist Grenzland, historisch und aktuell. Im 20. Jahrhundert war sie von Unruhen und Hunger, Massenverfolgung und Vernichtungskrieg, gezeichnet. Auch heute ist sie Schauplatz immer wieder aufflackernder militärischer Aggressionen, die sich inzwischen zu einem Stellvertreterkrieg entwickelt haben. Schon jetzt haben über 13.000 Menschen ihr Leben verloren, Hunderttausende mussten fliehen. Die humanitäre Lage in den umkämpften Gebieten ist desolat.
 

Gesichter als Spiegel

Militärische Gewalt ist trotzdem nicht das vorherrschende Motiv, sondern ihre Auswirkungen auf die Menschen und ihr Alltag. Die Porträts und Straßenszenen zeigen die psychologischen und sozialen Auswirkungen des Krieges, aber auch die harten Umbrüche nach dem Ende der Sowjetunion. In den Gesichtern spiegelt sich, wie die Situation das Leben der Menschen verändert und prägt.

Der Fotograf Florian Bachmeier dokumentierte Situationen  im ganzen Land, in Städten, auf Dörfern und an der Front. Die Menschen, so Bachmeier, stehen für wichtige Themen. Soldaten und Zivilisten, Alte, Tote und Trauernde symbolisieren die Hilflosigkeit der Schwachen, junge Menschen stehen für fehlende Perspektiven im Land. Nie voyeuristisch, sondern voll Respekt und Mitgefühl zeigen seine Bilder, was Krisen und Kriege anrichten. Zugleich dokumentieren sie Tapferkeit und Überlebenswillen und immer wieder Momente voller Trost und Humanität.
 

Konflikt historisch und menschlich nah

Für vieles davon steht auch die Arbeit des Volksbundes mit der Suche nach Kriegsgräbern, der Begleitung von Angehörigen und der Vermittlung von Zeitzeugenberichten. Obwohl die Weltkriege Jahrzehnte zurück- und in einem anderen historischen Kontext liegen, zeigt sich: Dieser Konflikt ist uns historisch wie menschlich näher, als es die medialen Debatten scheinen lassen.

Im Verlag Buchkunst Berlin ist das Fotobuch IN LIMBO mit den Fotografien von Florian Bachmeier erschienen (ausgenommen die Maidan-Bilder).
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