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Endlich: Einbettung in Eger

Volksbund beerdigt erste Gebeine von 5 500 Toten in Tschechien

„Ich bin dankbar, dass die Toten, die noch Jahre nach Ihrem Tod auf einer Odyssee waren, nun hier in Cheb beerdigt werden.“ Mit diesen Worten würdigt der deutsche Botschafter Helmut Elfenkämper am 12. November 2008 die Beisetzung der ersten 450 von insgesamt 5 500 Toten des Zweiten Weltkrieges auf der neuen Kriegsgräberstätte in Cheb (Eger). Zugleich spricht er so die langjährige öffentliche Debatte um die letzte deutsche Kriegsgräberstätte in Tschechien an. 

Mehrere Jahre hatte der Volksbund vergeblich mit verschiedenen Gemeinden über ein geeignetes Friedhofsgelände verhandelt. Seit 2006 wurden die Gebeine in einem Gebäude innerhalb eines militärischen Sperrgebietes bei Pribram in der Nähe von Pilsen aufbewahrt. Zuvor waren sie in Aussig/Usti nad Labem gelagert worden. Erst im Sommer 2008 hatten Dr. Jan Svoboda, Bürgermeister von Cheb (Eger), und Volksbund-Präsident Reinhard Führer die Beisetzung der deutschen Kriegstoten auf einem Teil des städtischen Friedhofes vereinbart. 

Ein wichtiger Schritt 

„Es war ein schwieriger Weg. Doch heute können wir offen über die Geschichte sprechen und gemeinsam über die Zukunft nachdenken,“ sagt Reinhardt Führer in seiner Ansprache. Bürgermeister Prof. Jan Svoboda begrüßt vor zahlreichen Pressevertretern aus Deutschland und Tschechien ebenfalls den von vielen Angehörigen lang ersehnten Beginn der Einbettungen: „Dies ist ein wichtiger Schritt, die Vergangenheit zu überwinden und zugleich unsere Toleranz zu zeigen.“ 

Wir müssen uns aussöhnen 

Diese Toleranz beweist Dr. Tomás Kosta, der als Berater des tschechischen Verteidigungsministeriums und aus persönlichen Gründen nach Eger kommt. Der bekannte Buch- und Zeitschriftenverleger ist ein Zeitzeuge. 1942 wird er aufgrund seiner jüdischen Abstammung in Prag verhaftet und erlebt das Kriegsende als Insasse eines Konzentrationslagers: „Die Menschen, deren sterbliche Überreste hier zu Grabe getragen werden, gehören zu meiner Generation. Wir haben hier gemeinsam das Ende des Krieges erlebt – ich als Häftling, sie als Soldaten. Meine Losung ist: Wir müssen uns aussöhnen, dürfen jedoch nichts vergessen!“ 

Volksbund-Präsident Reinhard Führer dankt Kosta für sein Kommen: „Das Sie hier sind, ist nicht selbstverständlich. Es beweist, dass die gemeinsame deutsch-tschechische Geschichte voran geschritten ist und ein neues Kapitel der Versöhnung aufgeschlagen wurde. Herzlichen Dank.“ 

Die Arbeit geht weiter 

Dieser Dank gilt auch jenen Männern und Frauen, die sich um die Bergung der Toten verdient gemacht haben. Einer von Ihnen ist Volksbund-Umbetter Wolfgang Dietrich. Der 55-Jährige arbeitet schon seit 1992 unter anderem in der Tschechischen Republik und hat in dieser Zeit 1 500 Gebeine geborgen. Seine Arbeit wird weitergehen. Auch in den kommenden Jahren rechnet er mit vereinzelten Funden weiterer deutscher Kriegstoter. 

An diesem Novembertag steht Wolfgang Dietrich an den offenen Gräbern. In seinen Händen hält er einen der kleinen schwarzen Särge und übergibt ihn an einen Mitarbeiter, der ihn vorsichtig auf dem Boden absetzt. Dann legen sie eine rote Nelke auf diesen und alle anderen Särge. Es folgen Gebete durch Pfarrer und Pastoren verschiedener Konfessionen. Bis Ende November des Jahres werden sie alle 5 500 Toten so beerdigt haben. Im kommenden Jahr beginnt dann der Ausbau der neuen Kriegsgräberstätte in Eger, die im Jahr 2010 offiziell eingeweiht wird. Es war ein langer Weg. 


Maurice Bonkat 

 

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