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Gemeinsames Gedenken: der Memorial Day in Frethun

Internationale Gedenkveranstaltung am NATO MEMORIAL in Nordfrankreich

Langsam gleitet die deutsche Flagge von einem Stein, auf dem KUNDUZ steht. Kunduz ist ein Ort, an dem Soldaten der Bundeswehr, aber auch anderer Streitkräfte, Einsatzkräfte und Entwicklungshelfer aus vielen Ländern ihr Leben verloren haben. Viele Nationen verbinden mit diesem Ort und dem Land, in dem er liegt, Trauer und Schmerz. Afghanistan hat Spuren hinterlassen - auch in Deutschland und in Frankreich. Aus diesem Grund haben sich an diesem warmen Samstagmorgen im September rund 500 Menschen am NATO Mémorial in Fréthun bei Calais versammelt.

Im Laufe seiner mehr als 34-jährigen Dienstzeit bei der Gendarmerie hat Willy Breton an mehreren Einsätzen in Bosnien, im Kosovo sowie in Afghanistan teilgenommen und hier bleibende Erinnerungen mit Verwundung und Tod mitgenommen. Nach Rückkehr aus seinem letzten Auslandseinsatz unter der Fahne der NATO hatte er einen Entschluss gefasst: Er wollte in seiner Heimatstadt ein Ehrenmal errichten, um  den internationalen Einsatzkräften, seien es Polizisten oder Soldaten zu gedenken, die bei der Ausübung ihres Dienstes gesundheitliche Schäden erlitten oder sogar ihr Leben verloren haben.

Um diese Idee zu realisieren, gründete er die Organisation „Fédération du Memorial de l’OTAN“ (FMO). Insgesamt hat er rund 30.000 € in die Errichtung und Einweihung des NATO Mémorial investiert. „Für mich stellt dieses Ehrenmal Freundschaft, Kameradschaft und Brüderlichkeit dar. Auch steht es für Versöhnung und Frieden.“ sagt Willy Breton. Es ist ein Wahrzeichen für eine sich langsam entwickelnde europäische Gedenkkultur für all diejenigen, die im Auftrag ihrer Regierung an Einsätzen unter der Flagge der NATO teilgenommen und hierbei ihr Leben verloren haben.

Seit seiner Einweihung im Jahr 2012 findet jährlich im September eine Gedenkveranstaltung am NATO Mémorial statt, an der mehrere hundert Gäste teilnehmen. Am vergangenen Wochenende nahm der neue Referatsleiter Kooperation, Marcel Kolb, an dieser Zeremonie teil und vertrat den Volksbund in Frankreich. Für den 32-Jährigen war es eine ganz besondere erste Dienstreise. Schließlich wurde anlässlich dieser Veranstaltung ein Gedenkstein zum Gedenken an die in Afghanistan verstorbenen Bundeswehrsoldaten eingeweiht. Als ehemaliger Offizier der Bundeswehr, der selbst an einem Einsatz in Afghanistan teilgenommen hat, war dies eine besondere Situation. „Ein Gedenkstein für deutsche Bundeswehrsoldaten in Frankreich einweihen zu dürfen, ist ein lebendiger Beweis für die längst vollzogene Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich.“ sagt er. „Eine weitere Besonderheit ist die Integration eines Ziegelsteines vom ehemaligen Ehrenmal in Kunduz, der von Christophe Böckling,  stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Combat Veteran e. V., gespendet wurde.“ fügt er hinzu. Kolb hat eine besondere Beziehung zum französischen Nachbarn. So hat er ein Jahr an der Offiziersschule der französischen Luftwaffe in Salon-de-Provence und sechs Monate an der École Supérieure de Commerce in Toulouse verbracht.

So war es für Kolb auch selbstverständlich, seine Rede als Vertreter des Volksbundes zur Gedenkveranstaltung auf Französisch zu halten. Dies in Anwesenheit vom Botschafter des Fürstentums Monaco Herrn Steiner, von Senatorin Fournier, der ehemaligen französischen Verteidigungsministerin Hostalier sowie von zahlreichen Militärattachées, Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, militärischen Delegationen und Einsatzveteranen aus mehreren Ländern machen zu dürfen, sei für ihn eine bewegende Aufgabe gewesen, so Kolb. Dabei sei es wichtig, dass „wir Seite an Seite mit unseren französischen Freunden und unseren Partnernationen eine europäische Gedenkkultur etablieren, die sich am Ende auch als Kontinuum unserer gemeinsamen Geschichte erfassen lässt.“ Hier stehen wir noch am Anfang, sagt Kolb. „Aber was noch nicht ist, kann noch werden“, hofft er.

Text: Marcel Kolb