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Grab in Litauen gepflegt: „Es ist Respekt vor den Toten”

Ausbettung bei Kelme: Interview mit Anwohnerin

Frau Šiožinienė war eine derjenigen in Kelme, die den Hinweis auf das Grab des Sanitätsgefreiten gegeben und die Grabstätte gepflegt hatten. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. hatte ihn am 28. September 2023 symbolisch als den einmillionsten Toten seit 1992 geborgen.
 

Ihr Vater, so erzählt Frau Šiožinienė, habe 1944 drei erschossene deutsche Soldaten auf einem Feld gefunden und an den Waldrand gebracht. Dort habe er sie mit zwei Freunden zusammen begraben. Die Familie habe bis zum heutigen Tag das Grab gepflegt. Frau Šiožinienė verfolgte die Ausbettung mit großem Interesse. Als Wolfgang Schneiderhan, Volksbund-Präsident, sich bei ihr ausdrücklich bedankte, war sie bewegt.

Es ist nicht selbstverständlich, dass Sie das Grab der deutschen Wehrmachtssoldaten über viele Jahre gepflegt haben. Warum haben Sie das getan?

Es ist eine Pflicht, die mir meine Eltern übertragen haben. Ich nenne es Erziehung. Für meinen Vater war es wichtig, dass er die Toten bestatten konnte, und unsere Familie hat sich um das Grab gekümmert. Es ist Respekt vor den Toten.

Was haben Sie konkret getan, wie sah das aus?

Wir sind zu bestimmten Tagen – an Allerheiligen und an Himmelfahrt – hingegangen, haben ein Gebet gesprochen und eine Kerze aufgestellt. Wir hatten großen Respekt vor den deutschen Soldaten.

An Himmelfahrt?

Ja. Einer der toten Soldaten hatte ein Familienfoto dabei. Das hat mein Vater zu ihm ins Grab zurückgelegt.

Die Soldaten werden nach der Identifizierung vermutlich in Kaunas feierlich eingebettet. Ihr Grab ist jetzt leer. Ist das für Sie nicht merkwürdig?

Es ist gut, wenn sie ein schönes Grab finden. Ich bin froh darüber.

Wenn wir die Soldaten identifizieren können und es noch Familienangehörige gibt, würden Sie sie gerne kennenlernen?

Sehr gerne. Aber nur, wenn sie das auch wollen.

Frau Šiožinienė, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.